
© Andreas Klaer
EINTRITT FÜR PARK SANSSOUCI: Linke wirft Dorgerloh Trickserei vor
UPDATE. Der geplante Zwei-Euro-Eintritt im Park Sanssouci lässt die Wogen weiter hochschlagen. Vor der für den 29. Februar angesetzten Abstimmung im Stiftungsrat, deren Ausgang nach PNN-Recherchen ungewiss ist, machen alle Druck.
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Die Stadtverwaltung, deren Chef Jann Jakobs (SPD) von „Wegezoll“ gesprochen hat, lehnt die Pläne von Generaldirektor Hartmut Dorgerloh dabei weiter strikt ab. „Der Oberbürgermeister bleibt bei seiner Meinung“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulz am Dienstag den PNN. Sanssouci sei ein innerstädtischer Park, der für alle Potsdamer frei zugänglich sein müsse. Die geplante Reduzierung von derzeit 25 auf 15 Eingänge sei nicht akzeptabel.
Die Stiftung, Berlin und der Bund als Träger drängen auf den Eintritt. Brandenburgs Regierung hat hingegen bislang keine abgestimmte Linie gefunden. Wie sich die drei Vertreter im Stiftungsrat verhalten werden, ist ungewiss. Fest steht, dass Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski (Linke) – Vertreterin des vom Linken Helmuth Markov geführten Finanzministeriums – mit Nein stimmen wird.
„An der Position unseres Stiftungsrates wird sich nichts ändern“, sagte Sprecherin Ingrid Mattern. Auch Staatskanzleichef Albrecht Gerber gilt als Kritiker, Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) angesichts ihres knappen Etats als Befürworterin. Denn die Regierung sieht für höhere Landeszuwendungen an die Stiftung, die Dorgerloh bevorzugt, keine Spielräume.
Gegen einen Sanssouci-Eintritt, „für eine Lösung ohne Gebühr“ sprach sich erneut die Bundestagsabgeordnete und Potsdamer CDU-Kreisvorsitzende Katherina Reiche aus, die als parlamentarische Staatssekretärin der Bundesregierung angehört. „Angesichts der Kosten für Pflege und zum Erhalt der einzigartigen Kultur und Architektur in Potsdams Schlösserlandschaft ist der Wunsch, Gebühren für den Eintritt zu erheben, nachvollziehbar“, sagte Reiche. „Allerdings sind die möglichen Reaktionen der Besucher kaum einzuschätzen.“
Für Reiche geht es um eine Grundsatzfrage. „Eine Stadt, die sich als familienfreundlichste Deutschlands rühmt, konfrontiert ihre Familien mit Gebühren für den Spaziergang. Auch die älteren Bürger Potsdams wie die Touristen werden damit vor den Kopf gestoßen. Gerade zum Friedrichsjubiläum, dem 300. Geburtstag Friedrichs des Großen, sollte die Besucherfreude auf Potsdam nicht durch Gebühren für den Parkeintritt getrübt werden.“
Auf der anderen Seite äußerte sich Linke-Kreischef Sascha Krämer entrüstet, dass es aufgrund der unübersichtlichen Satzungslage bei der Schlösserstiftung möglich sei, „dass der Bund und das Land Berlin für Sanssouci gegen die Stimmen Brandenburgs das Eintrittsgeld durchsetzen“. Für die Linken, sagte Krämer, „ wäre das ein Politikum ersten Ranges und untragbar“. Krämer warf Dorgerloh vor, den Sanssouci-Eintritt über einen Trick erzwingen zu wollen. „Der Umweg über ein Modellprojekt für vier Jahre, das Herr Dorgeloh erneut vorlegt, ist trickreich“, sagte er. „Denn dadurch setzt die Stiftung die Vetorechte Brandenburgs außer Kraft, die bei einer satzungsändernden Beschlussvorlage bestehen würden.“
Die Auslegung, ob das geplante „Modell“ bereits eine Satzungsänderung erforderlich macht, wird in der Landesregierung derzeit geprüft. Und Linke-Stadtfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg rügte: „Es kann nicht sein, dass Potsdam als Hauptbetroffener nicht beteiligt ist.“
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