Landeshauptstadt: Mauerweg soll „angemessen nutzbar“ sein
Grundlegender Ausbau der Strecke nicht vor 2011 möglich, Gesamtkosten liegen bei bis zu 585000 Euro
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Der Mauerweg im Potsdamer Stadtgebiet soll bis zum 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November „angemessen nutzbar“ sein. Das ist erklärtes Ziel in der Landeshauptstadt. Denn während der Weg seit 2008 zwar durchgehend beschildert ist, stellt der Zustand sich stellenweise als „desolat“ dar, wie die Mitarbeiter des Fachbereiches Grün und Verkehrsflächen ermitteln ließen. Für die angemessene Nutzbarkeit fehlt bislang jedoch eine Kostenschätzung, die noch in diesem Quartal erfolgen soll.
Für eine umfassende Sanierung der Wegeabschnitte seien bis zu 585 000 Euro nötig. Doch vor 2011 wird es keinen Ausbau des Mauerwegs geben. Der Weg zeichnet den Verlauf der „Berliner Mauer“ auf dem Potsdamer Stadtgebiet von Babelsberg bis Groß Glienicke nach. Grund für die Verzögerungen beim Wegeausbau sind die offensichtlich komplizierten Rahmenbedingungen, der Weg führt durch mehrere geschützte Biotope. „In Auswertung der komplizierten Rahmenbedingungen ist ein Vorbereitungszeitraum von weiteren zwei Jahren einzuplanen, bis der eigentliche Bauanfang absehbar wird“, heißt es aus der Verwaltung. Vor allem im Bereich des Königswalds bei Sacrow ist ein Fahrradfahren wegen fehlender Wegebefestigung bislang nahezu unmöglich. Bei einer anderen sensiblen Stelle ist indes Einigkeit getroffen worden. Die Verbindung am Jungfernsee wird ausgebaut und künftig mit dem Fahrrad sicher befahrbar sein. Ferner wird es am Eingang Schwanenallee mehrere Fahrradstellplätze geben.
Zu einer angemessenen Nutzung des Weges gehören augenscheinlich Rodungsarbeiten an den noch vorhandenen Mauersegmenten. In Babelsberg wurden sie durchgeführt, um die letzten vorhandenen Mauerteile besser sichtbar zu machen – im Auftrag des Fachbereichs Grünflächen. „Wir wurden darüber nicht informiert“, so Manfred Kruczek vom „Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte im Land Brandenburg“, das das Mauerdenkmal am Griebnitzsee konzeptionell betreut.
Unklar bleibt, ob und wann weitere Infostelen an markanten Punkten des Mauerverlaufs eingerichtet werden können. Bislang stehen drei dieser Tafeln an der Glienicker Brücke, in Steinstücken und am einstigen Grenzbahnhof Griebnitzsee. Kruczek wünscht sich weitere Stelen. „Die Finanzierung sollte Aufgabe der Stadt sein, es war schwer genug für die vorhandenen Stelen Geld von Sponsoren zu akquirieren.“ Die Infotafeln wurden einst durch eine Spendensammlung auf Initiative der Stadtverordnetenfraktionen von CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Bürgerbündnis. Für letztere saß Kruczek mehrere Jahre in der Stadtverordnetenversammlung. Laut Stadtverwaltung dürfte die Aufstellung einer Stele heute bis zu 3000 Euro kosten. Davon ausgenommen seien Recherche- und Konzeptionsleistungen des Potsdam-Museums, das bereits bei den drei vorhandenen Stelen mitgearbeitet hat. „Wenn die Finanzierung steht, können weitere Stelen aufgestellt werden“, so die Verwaltung, die deutlich macht, das kein kommunales Geld in neue Stelen fließen soll.
Durch die Stadt finanziell unterstützt wird im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls die Ausstellung „Die Lindenstraße als Potsdamer Haus der Demokratie“. Die Eröffnung der Schau ist für den 3. Dezember geplant. Für die Herrichtung des Gebäudes wurden 230 000 Euro in den diesjährigen Haushalt eingestellt. Ferner sind für die Ausstellung 77 000 Euro an Drittmitteln eingeworben worden.
Das „Forum zur kritischen Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte im Land Brandenburg“ plant separat Vorträge, so in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftung eine Veranstaltung über den Pfarrer Oskar Brüssewitz, der sich 1976 in einer DDR-Kleinstadt öffentlich verbrannte. Der Vortrag findet am 15. April, 18 Uhr, im Truman- Haus, Karl-Marx- Straße 2, statt.
Kay Grimmer
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