Designpreis Brandenburg: Mehr als Bastelkram
Der Brandenburger Designpreis wird erstmals auch für Lichtdesign-Arbeiten vergeben. Noch läuft die Bewerbungsfrist.
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Der neue Auftritt des rbb-Heimatjournals von der Kölner Agentur Feedmee, ein Abenteuerbuch für Legastheniker, die Bedienoberfläche der Ticketautomaten in Potsdams Bussen und Bahnen, S-Bahnen von Bombardier Hennigsdorf, Businesskleidung der Potsdamer Designerin Christin Lau, Webseiten, Apps und Spielgeräte für Kinderspielplätze – sie alle waren schon unter den Gewinnern des Designpreis Brandenburg. Alle zwei Jahre wird er vom Land vergeben, in diesem Jahr zum fünften Mal. Am 31. Mai endet die Einreichungsfrist. Wer mitmachen will, sollte entweder seinen Firmensitz in Brandenburg haben oder für einen Auftraggeber dort arbeiten. „Wir haben schon jetzt mehr Bewerbungen als im vergleichbaren Zeitraum 2015“, sagt Michael Suckow vom Projektmanagement, dem Potsdamer Medienlabor Jean-Pierre Winter. Man rechne mit 150 bis 200 Bewerbungen. Die Preisverleihung findet am 9. Oktober im Rahmen der Designtage statt.
Erstmals wird in diesem Jahr neben den Kategorien Produkt- und Kommunikationsdesign die Kategorie Lichtdesign ausgelobt. „Eine überraschende Entscheidung“, sagt Jurymitglied Matthias Beyrow, Professor für Identität und Zeichen sowie Dekan im Fachbereich Design der Fachhochschule Potsdam. „Lichtdesign ist etwas Besonderes. Ich halte den Schritt für spannend, das anzubieten.“ Die FH sei eine der wenigen, die im Fachbereich Design auch Lichtgestaltung anbietet. Vor Jahren analysierten Studenten die Beleuchtungssituation der Stadt und begründeten damit eine – bisher ergebnislose – Diskussion zu einem gesamtstädtischen Lichtkonzept. „Licht ist ein wesentliches Gestaltungsmittel, es kann Stimmungen erzeigen und Verhalten beeinflussen“, sagt Beyrow. Volker von Kardorff, Honorar-Professor der FH Potsdam für Lichtdesign und Mitglied der Lichtbeiräte in Berlin und Zürich, wurde ebenfalls in die Jury 2017 berufen. Zur Kategorie Lichtdesign gehören neben der Objektbeleuchtung jedoch vornehmlich Lichtobjekte und Leuchten. Neue Themen und Herausforderungen sind technische Umrüstungen wie Umstellungen auf LED-Leuchten.
Stark vertreten im Wettbewerb ist bisher stets die Kategorie Kommunikationsdesign, weniger Bewerber gibt es für Produktionsdesign. Vermutlich, weil es im Land Brandenburg einfach zu wenig produzierendes Gewerbe gebe.
Mit dem Preis soll die Kreativwirtschaft gestärkt werden und die Sichtbarkeit von Unternehmen, die sich mit Design beschäftigen, erhöht werden. „Das Fachgebiet Design wird zu oft bagatellisiert“, sagt der Design-Professor. „Als würden wir hier nur basteln und damit auch noch viel zu viel Geld verdienen.“ Insofern sei der Preis ein wichtiges Zeichen, Würdigung und Sensibilisierung. Zudem werde kein Startgeld verlangt, wie in anderen Länder, stattdessen gibt es Preisgelder im Gesamtwert von 20000 Euro. „Wir werden international wohlwollend wahrgenommen“, sagt der Juror.
Für junge Firmen ist die Auszeichnung oft ein Gütesiegel und Werbung. Beyrow wünscht sich mehr Unternehmer in dieser Branche, das Land hinke da ein wenig hinterher. „Brandenburg ist nicht sonderlich design-affin“, sagt er. Umso wichtiger sei es, das, was an Qualität da ist, auch zu würdigen. Als Juror muss er dabei seine ganz persönlichen Vorlieben aus den Entscheidungen raus halten. Aber wie kann man dann Design bewerten? „Man schaut, ob beispielsweise der Kommunikationsauftrag umgesetzt wurde. Oder was ein neues Produkt auszeichnet: Was bringt es Neues, ist es relevant, ist es ökologisch-nachhaltig, ist es überhaupt notwendig“, erklärt Beyrow den Entscheidungsvorgang. Er kennt im Übrigen beide Seiten: 2010 war er als Teilnehmer beim Wettbewerb dabei, die Gestaltung des Museums der Kulturkirche Luckau brachte ihm und seinem Kollegen einen ersten Platz.
Er freue sich auf neue Ideen und spannende Debatten, die Potsdam gut tun werden, sagt Beyrow. Wobei mehr nicht immer besser sein muss. Den komplizierten Entscheidungsprozess und die Gründe für „blu“ als Name des neuen Bades kann er zwar nachvollziehen. Gefallen tut ihm der Name nicht unbedingt. „Warum musste es ein Kunstname sei“, habe er sich gefragt. „Schwimmbad am Brauhausberg“ hätte es auch getan und ein wenig Vertrautes vom alten Bad ins neue mitgenommen.“
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