Landeshauptstadt: „Minsk“ soll Café Moskau werden
TLG Immobilien sucht offenbar neuen Nutzer / Sanierung geplant / Projekt „Reflector“ will bleiben
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TLG Immobilien sucht offenbar neuen Nutzer / Sanierung geplant / Projekt „Reflector“ will bleiben Von Sabine Schicketanz Innenstadt. Das legendäre Terrassenrestaurant „Minsk“ am Fuße des Brauhausbergs könnte Potsdams Café Moskau werden. Der Besitzer, die TLG Immobilien GmbH, sucht offenbar einen neuen Nutzer für das verfallene Gebäude, das zudem saniert werden soll. Mit einem Konzept beworben hat sich der Potsdamer Andreas Zwirner, der gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Susanne Brandt die „artSpeicher“-Partys im art“otel an der Zeppelinstraße organisiert. Das „Minsk“ sei eine „authentische, coole Location“, erklärte Zwirner, der offenbar zur engeren Bewerber-Auswahl der TLG Immobilien gehört. Zurzeit wird das „Minsk“ von jungen Potsdamer Künstlern, die sich zur Gruppe „Reflector“ zusammengefunden haben, genutzt. Sie haben in den Räumen die Schau „Stadtgestalt“ mit Licht-, Foto- und Videoinstallationen untergebracht und Partys veranstaltet. Allerdings muss „Reflector“ die „Minsk“-Türen am 11. Oktober schließen – an diesem Tag läuft wohl der Vertrag mit der TLG Immobilien aus, die das Projekt gemeinsam mit dem Potsdamer Kulturamt gesponsort hatte. Nach Angaben von Zwirner bemüht sich „Reflector“ um eine Vertragsverlängerung für die Nutzung des „Minsk“, dies hatten die Künstler bereits bei ihrer Präsentation des Projekts gesagt. Man könne sich eine Galerie oder einen Veranstaltungsraum, „in dem auch Musik der etwas anderen Art zu hören ist“, vorstellen. Außerdem soll noch ein Bewerber aus Berlin interessiert sein. Weder die TLG Immobilien noch „Reflector“ äußerten sich gestern gegenüber den PNN zu den Plänen. Der Zuschlag für den neuen Nutzer soll nach PNN-Informationen jedoch in Kürze erteilt werden. Andreas Zwirner, der auch Pächter des art“otels an der Zeppelinstraße ist und dessen Streitigkeiten mit dem Hoteleigentümer jüngst für Schlagzeilen gesorgt hatten, versicherte, dass seine Bewerbung für das „Minsk“ mit der eventuell drohenden Räumung des artSpeicher-Veranstaltungsortes im Hotel (PNN berichteten) nichts zu tun habe. „Diese Idee haben wir schon seit geraumer Zeit.“ Sie gewinne aufgrund der aktuellen Lage aber an Bedeutung. Schließlich hatte der Hoteleigentümer, Sylvia Gädeke und die Berliner Grundstücksgesellschaft Gädeke & Landsberg, vor Gericht Urteile zur Räumung und Pfändung des Hotels und damit auch des Party-Veranstaltungsortes erwirkt. Da Zwirner für seine Firma relax-resort Management GmbH bereits im August Insolvenz angemeldet hat, gelte jedoch zurzeit das Insolvenzrecht – welches Räumung und Pfändung ausschließe. Dass die Potsdamer Staatsanwaltschaft in diesem Zusammenhang wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung gegen ihn ermittelt, hält Zwirner für ein Werk des Hoteleigentümers. Dieser hatte wiederholt gesagt, Zwirner schulde ihm 1,5 Millionen Euro Pacht. Zwirner selbst meint, der Eigentümer habe ihn bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Im Übrigen sei Gädeke & Landsberg sein einziger Gläubiger, der Potsdamer Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff prüfe momentan die Eröffnung des Insolvenzverfahrens und wolle das Unternehmen sanieren. Dass dies gelinge, sei zu hoffen, so Zwirner, denn damit könnten die zehn festen Arbeitsplätze, die sieben Ausbildungsplätze und die Arbeit der 30 freien Mitarbeiter gerettet werden. Für den Hoteleigentümer hatte jedoch Dirk Gädeke versichert, er werde bei einer Übernahme des Hotels alle Angestellten übernehmen. Das „Minsk“ will Zwirner mit seiner Firma relax-group Event Marketing GmbH betreiben. Dabei will er sich am Berliner Café Moskau orientieren, mit einem Mix aus Live-Konzerten und Partys eine „Lounge-Atmosphäre“ schaffen und auch Gastronomie anbieten. Angesprochen werden soll nicht das typisch artSpeicher-Publikum, sondern eine ältere Zielgruppe. Zwirner betonte, dass er auf lange Jahre Erfahrung im Party-Management zurückgreifen könne. Bis heute betreibe er in seiner Heimatstadt Nürnberg die Discothek „Hirsch“ und das Hotel „Am Tiergarten“. Gegenüber der TLG Immobilien habe er nachweisen müssen, dass hinter seinem Betreiberkonzept eine solvente Gesellschaft stehe. Dies sei der Fall. Mit seiner Firma sei er in der Lage, das Terrassenrestaurant zu betreiben und zu sanieren, obwohl zunächst viel investiert werden müsse. Das Gebäude habe unter dem Leerstand und dem Vandalismus „wahnsinnig gelitten“. Die Heizung sei defekt, das Dach undicht.
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