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Müll, Graffiti, feiernde Jugendliche: Anwohner diskutieren über Problemlösungen für Babelsberg
Rund 200 Menschen sprachen bei einer Anwohnerversammlung am Dienstag über die Probleme zwischen Weberplatz und Rudolf-Breitscheid-Straße. Gefordert wurden mehr Stadtreinigung und mehr Jugendorte.
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Wie geht es weiter mit Müll, Glasscherben, Graffitis und nächtlicher Ruhestörung in Babelsberg? Rund 200 Menschen waren am Dienstagabend zu der Anwohnerveranstaltung in der Edisonallee gekommen, um über die Probleme zu sprechen, die seit Monaten für Unmut im Stadtteil sorgen.
„Babelsberg ist laut Polizei kein Kriminalitätsschwerpunkt“, sagte Potsdams Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) zu Beginn. „Die Themen im Stadtteil sind Müll, Graffiti und an welchen Orten sich Jugendliche treffen.“
Klar machen Jugendliche auch Scheiße, aber die brauchen Plätze und die sind alle verschwunden.
Michael Schmidt, Anwohner aus Babelsberg
Besonders der Bereich zwischen Spätkauf und Thalia-Kino in der Rudolf-Breitscheid-Straße wurde im Laufe des Abends viel diskutiert: „Vor allem am Wochenende liegen am Morgen immer wieder Glasscherben im Theodor-Hoppe-Weg – ich verstehe es einfach nicht“, sagte ein Anwohner. „Ich wohne am Weberplatz“, sagte ein anderer. „Die STEP macht zwar regelmäßig sauber, aber die Jugendlichen machen da immer wieder abends Party und Randale.“ Ein Anwohner widersprach, dass der Müll nur von Jugendlichen verursacht werde: „Ich sehe häufig Familien mit Kindern, die ihren Müll nicht mitnehmen.“
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Ein Anwohner kritisierte die mangelnde Reinigung durch die Stadt: „In der Breitscheidstraße liegen zum Teil wochenlang Glasscherben, die nicht weggeräumt werden.“ Gabriele Kosel von der Stadtverwaltung wies darauf hin, dass die Straße in der Reinigungsklasse 2 sei und zweimal pro Woche gereinigt werde. „Es gibt auch ein Scherbentelefon der Stadt: Innerhalb von 12 Stunden nach der Meldung werden Scherben von Wegen entfernt.“ Kosel erinnerte daran, dass es auch Pflicht der Anlieger sei, die Wege vor ihrem Haus „bedarfsgerecht zu reinigen“.

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Laut Kosel habe die Stadt in den vergangenen Wochen eine Tiefenreinigung der Unterführungen am Bahnhof vorgenommen, die durch Urin und Kot verschmutzt gewesen seien. Sowohl im Theodor-Hoppe-Weg als auch bei den Unterführungen sei die Beleuchtung verbessert worden.
Zum Thema Graffiti berichtete Andreas Schulze Großmann vom Ordnungsamt, dass die Polizei seit Anfang des Jahres verstärkt in Babelsberg Streife fahre und in zivil unterwegs sei: „Es hat bereits fünf Festnahmen wegen Vandalismus gegeben.“ Auch das Ordnungsamt versuche präventiv zu wirken, indem es im Stadtteil Präsenz zeige, allerdings könne man nur bis 22 Uhr im Einsatz sein, so Schulze Großmann.
„Man sollte Graffiti nicht immer gleich verteufeln, unter den Sprayern sind auch richtige Künstler“, sagte eine Anwohnerin. „Man sollte denen mehr Flächen geben, wo sie sich austoben können“. Meier berichtete, dass es immer wieder Gespräche mit der Deutschen Bahn über legale Graffitiflächen gegeben habe: „Wir versuchen Flächen zu finden, aber die Eigentümer müssen halt zustimmen.“
Lieber Dialog statt Polizei
Einig waren sich fast alle Anwesenden, dass Jugendliche Räume im Stadtteil brauchen: „Klar machen Jugendliche auch Scheiße, aber die brauchen Plätze und die sind alle verschwunden“, sagte Anwohner Michael Schmidt. Er plädierte dafür, das Gespräch mit den Jugendlichen zu suchen, statt immer gleich die Polizei zu rufen.
Einige Anwesende bezweifelten, ob ein neuer Jugendclub die Lösung sei: „Sinnvoller wären vielleicht temporäre Ladenlokale oder Container“, sagte Anwohner Andreas Klose. „Die Jugendlichen haben ja bereits Räume – die passen uns nur nicht.“ Er warb für mehr Toleranz vonseiten der Anwohnerinnen und Anwohner.
Die Geschäftsführerin des Stadtjugendrings Potsdam, Julia Schultheiß, kritisierte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die nachts keine Jugendlichen im Park Babelsberg dulde: „Wir arbeiten seit fünf Jahren mit der Schlösserstiftung zusammen. Wir fragen immer wieder: Wenn ihr die Jugendlichen dort nicht haben wollt, dann gebt uns andere Flächen – es funktioniert nicht.“
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