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VERSTEIGERUNG: Nach sieben Minuten fiel der Hammer
Am Dienstag wurde der Beau Sancy versteigert – das preußische Kronjuwel erzielte in Genf einen Rekordpreis
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Genf/Potsdam - Der Zuschlag ging nach sieben Minuten an einen anonymen Bieter am Telefon – und der Verkauf hat sich ordentlich gelohnt: Für genau 9 042 500 Schweizer Franken, umgerechnet gut 7,5 Millionen Euro, wechselte am Dienstagabend der wertvollste unter der preußischen Kronjuwelen den Besitzer. Das teilte das Auktionshaus Sotheby’s mit. Der Diamant mit dem Namen Beau Sancy brachte damit dem eng mit Potsdam verbundenen Haus Hohenzollern mehr als doppelt soviel Geld ein wie erhofft: Schätzungen waren im Vorfeld von einem Erlös zwischen 1,5 und drei Millionen Euro ausgegangen.
Aufgerufen wurde der tropfenförmige Edelstein von knapp sieben Gramm – 34,98 Karat – um 19.57 Uhr im voll besetzten Saal des Genfer Luxushotels Beau Rivage. Laut Sotheby’s konkurrierten mindestens fünf Interessenten um das Juwel im Doppel-Rosenschliff, das in seiner mehr als 400-jährigen Geschichte bereits Königinnen und Könige aus Frankreich, England und den Niederlande schmückte – darunter auch Maria de’ Medici. „Dies ist einer der bedeutendsten historischen Diamanten, der bisher je zur Auktion kam“, sagte Philipp Herzog von Württemberg, der Geschäftsführer von Sotheby’s Deutschland und Auktionator des Abends. Nach sieben Minuten ließ er den Hammer fallen.
Dass Georg Friedrich Prinz von Preußen den Diamanten überhaupt hat versteigern lassen, hängt mit seinen finanziellen Verpflichtungen zusammen: Als Chef des Hauses Hohenzollern muss er Beihilfen, Apanagen für Familienmitglieder und Renten für Bedienstete bestreiten, hatte Hohenzollern-Sprecherin Michaela Blankart zuvor erklärt (PNN berichteten).
Um potenzielle Käufer für das geschichtsträchtige Juwel zu begeistern, hatte Auktionator Philipp Herzog von Württemberg den Beau Sancy in den vergangenen Wochen nicht nur auf Weltreise geschickt und in Metropolen wie Hongkong, New York oder London präsentiert. Wie das Handelsblatt berichtete, organisierte von Württemberg auch exklusive Abendessen im kleinen Kreis: Nach St. Moritz etwa soll er im März zehn Paare zu einem opulenten Dinner samt Inaugenscheinnahme des Diamanten eingeladen haben. Eine Maßnahme, die sich für den Auktionator auszahlt: Laut Handelsblatt bekommt Sotheby’s zwölf Prozent des Auktionspreises.
Der knapp sieben Gramm schwere Diamant gilt als Zeuge europäischer Geschichte, hat in mehr als 400 Jahren den Weg durch vier europäische Herrscherhäuser genommen. Seinen Namen bekam der Beau Sancy vom ersten Käufer: Der französische Diplomat und Finanzmann Nicolas de Harlay, Sieur de Sancy, kaufte den aus Indien stammenden Stein in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Konstantinopel. 1604 kaufte der französische König Henri IV. das Juwel für seine zweite Ehefrau Maria de’ Medici. Sie trug den Beau Sancy in ihrer Krone, als sie am 13. Mai 1610 zur französischen Königin gekrönt wurde – nur einen Tag, bevor ihr Ehemann einem Attentat zum Opfer fiel. Der Diamant ging 1641 an das Haus Oranien-Nassau, und besiegelte wenig später die Hochzeit des holländischen Königssohnes mit Maria Henrietta Stuart, der Tochter des englischen Königs Karl I. Aus England kam er schließlich zum brandenburgischen Kurfürst Friedrich III., der 1701 zum ersten preußischen König Friedrich I. gekrönt wurde. Er ließ den Beau Sancy in die Königskrone einsetzen. Als größter Edelstein in der Sammlung des Hauses Preußen wurde er von Generation zu Generation weitervererbt. Getragen wurde er von den Frauen der Familie, er schmückte das Kleid einer jeden königlichen Braut am Hochzeitstag – zuletzt in der Kaiserzeit.
Ob der Stein jetzt in Europa bleibt, darüber darf spekuliert werden. Der neue Besitzer jedenfalls, da war sich Auktionator von Württemberg sicher, „hält einen funkelnden Zeitzeugen von über 400 Jahre europäischer Geschichte in Händen.“
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