
© Andreas Klaer
Neue Torarolle eingeweiht: Im Gedenken an Potsdams Rabbi Presman
Die Zeremonie wurde ein Jahr nach dem Tod von Nachum Presman vollzogen. Auch Kulturministerin Manja Schüle (SPD) erinnerte an den Rabbiner.
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Am Ende tanzten die Menschen auf dem Alten Markt. Und die in Samt eingeschlagene Torarolle war immer mit dabei: Ein Jahr nach dem Tod des charismatischen Potsdamer Rabbiners Nachum Presman weihten die jüdische Chabad-Bewegung und die Synagogengemeinde Potsdam am Sonntag im Potsdam-Museum eine Presman zu Ehren angeschaffte, von der amerikanischen Familie Friedling gespendete, handgeschriebene neue Torarolle ein. Sorgfältig übertrugen Angehörige und Freunde Presmans die letzten der 304.805 Buchstaben mit einer Feder auf das Pergament. Denn wenn nur ein Buchstabe nicht stimmt, muss die ganze Tora verworfen werden.
„Wir widmen die neue Tora, damit die Arbeit von Nachum Presman weitergeht und nicht in Vergessenheit gerät“, sagte der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal. „Ein Vierteljahrhundert seines Lebens hat Nachum Presman für die jüdische Zukunft in Potsdam und Berlin gewidmet.“ Seine Liebe, seine Wärme und seine positive Herangehensweise blieben.
Deutlicher noch wurde der Vorsitzende der Synagogengemeinde Potsdam, Ud Joffe. In einer Rede, in der er sich direkt an den Verstorbenen wandte, sagte er über Presman: „Du warst ein echter Rabbiner. Du hast umfassend gelehrt, für Menschen gekocht, auf Kinder aufgepasst und ältere Leute besucht.“ Heute gebe es viele Leute, die sich Rabbiner nennen würden. Presman aber sei es einfach gewesen.
Wir widmen die neue Tora, damit die Arbeit von Nachum Presman weitergeht und nicht in Vergessenheit gerät.
Yehuda Teichtal, Berliner Rabbiner
Aus der Stadt- und Landespolitik gab es am Sonntag Grußworte. Landtagspräsidentin Prof. Ulrike Liedtke nannte es „ein Glück und Geschenk, dass Jüdinnen und Juden heute wieder mit uns leben wollen, dass sie uns zu ihren Festen einladen und von ihrem Glaubensweg erzählen.“ Nach der Shoah sei das nicht mehr selbstverständlich. „Unabweisbar und dringend nötig ist es, dass wir uns dem Antisemitismus entgegenstellen“, sagte Liedtke. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das gemeinsam mit dem Bündnis für Brandenburg, Vereinen und engagierten Bürgern schaffen werden: Dafür werde ich mich mit aller Kraft einsetzen.“
Auch Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert und Kulturministerin Manja Schüle (alle SPD) erinnerten in ihren Grußworten teils sehr persönlich an Nachum Presman. „Das Wachsen des jüdischen Lebens in Potsdam ist unumkehrbar“, sagte Schubert. „Gerade in Zeiten, in denen der Antisemitismus wieder zunimmt, ist die Einweihung der neuen Torarolle ein weiteres starkes Zeichen dafür, dass der jüdische Glaube wieder angekommen ist, und für Antisemitismus in dieser Stadt kein Platz ist.“
Und Schüle erinnerte sich an einen Besuch von Presman an einem jüdischen Pessachfest. „Wir sprachen lange über das Gehen und Kommen“, sagte Schüle. „Rabbi Presman hat mich mit seiner Fröhlichkeit, Herzlichkeit und Güte tief berührt.“ In Potsdam sei ihm Außerordentliches gelungen.
Und dann war es die Ministerin, die mit ihren Worten den Bogen zurück zur neuen Torarolle schlug. Sie sei ein „fehlerloses Meisterwerk der Ausdauer, Konzentration und Hingabe“, sagte Schüle. Sie verbinde „Erinnerungen der Vergangenheit mit Inspiration für Gegenwart und Zukunft – ich wünsche mir, dass von dieser Torarolle ein Segen für alle Menschen ausgeht.“
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