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Landeshauptstadt: „Noch nicht vom Aussterben bedroht“
Trotz großer Erfolge in Potsdam und ganz Brandenburg wird der Eichenprozessionsspinner wohl auch im kommenden Jahr wieder aus der Luft bekämpft
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Der Eichenprozessionsspinner muss vermutlich auch im kommenden Jahr wieder aus der Luft bekämpft werden. Das Land bemühe sich bereits jetzt darum, erneut eine entsprechende Ausnahmegenehmigung zu bekommen, sagte Birgit Korth, die den Einsatz gegen das Insekt für das Brandenburgische Landwirtschaftsministerium koordiniert hat, am gestrigen Donnerstag. Allerdings habe die Bundesregierung bereits signalisiert, dass eine Genehmigung das zweite Jahr in Folge schwierig werden könnte.
In diesem Jahr durften Hubschrauber wie berichtet zum ersten Mal auch im Stadtgebiet fliegen und das Insektenschutzmittel Dipel ES über den Eichen ausbringen. In Potsdam wurde im Mai unter anderem der Park Sanssouci, der Neue Garten, Park Babelsberg oder der Pfingstberg überflogen und mit dem Insektengift besprüht. Die Erfolgsquote liege in den königlichen Gärten bei 80 bis 90 Prozent, sagte Korth. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) sei deshalb sehr zufrieden mit dem Einsatz. Brandenburgweit ist die Quote etwas niedriger: Im Wald liegt sie zwischen 70 und 90, auf öffentlichen Grünflächen bei 70 bis 80 Prozent. Im ganzen Land wurden 8700 Hektar Wald, 3300 Hektar Siedlungsflächen sowie zusätzlich 30 000 Einzelbäume mit dem Biozid behandelt.
Doch vor allem in den stark befallenen Bereichen könnten noch Restpopulationen übrig sein, sagte Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger (SPD) am Donnerstag: „Der Eichenprozessionsspinner ist noch nicht vom Aussterben bedroht.“ Daher sei es gerechtfertigt, zumindest die Vorbereitungen für eine erneute Bekämpfung aus der Luft im Frühjahr 2014 vorzubereiten.
Sollte es so weit kommen, müsse die Kommunikation mit den Anwohnern verbessert werden, sagte Koordinatorin Korth selbstkritisch. Mancher sei von den Flügen überrascht worden, dies müsse verhindert werden: „Es gab die eine oder andere berechtigte Beschwerde.“ Die Bürger würden in Zukunft zeitnäher informiert, versprachsie.
Gleichzeitig betonte sie erneut, dass das Mittel nur gegen den Eichenprozessionsspinner wirke und als nicht schädlich eingestuft werde. Eine Untersuchung im Park Sanssouci habe zudem gezeigt, dass sich das Mittel auch auf das Brutverhalten von Vögeln nicht negativ ausgewirkt habe.
Aus Sicht von Vogelsänger ist der Einsatz des Biozids eine Abwägungssache: Ohne Dipel ES wären zahlreiche Eichen jetzt schon kahlgefressen, sagte er. Da diese Bäume Lebensraum für viele Organismen sei, hätte dies noch schlimmere Auswirkungen auf den Naturhaushalt. Und auch für den Menschen bedeute der Befall einen Verlust von Lebensqualität, zudem werde die Gesundheit gefährdet, so Vogelsänger.
Tatsächlich können die Brennhaare der Raupen bei Menschen zu Hautreizungen, Juckreiz, Bindehaut- und Atemwegsentzündungen und sogar Lungenproblemen führen. Außerdem verwies Vogelsänger darauf, dass das Mittel durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin genehmigt wurde. „Deutschland hat weltweit die schärfsten Auflagen im Pflanzenschutz“, betonte er.
Ob und wo Dipel ES im kommenden Jahr wieder eingesetzt werden muss, wird sich erst im Winter zeigen. Dann werden in einem Monitoring die Baumkronen der märkischen Eichen nach neuen Eiern der ungeliebten Insekten untersucht. Katharina Wiechers
- Alois Rainer
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