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Denkmalpflegerin aus Potsdam geehrt: Pioniere der Schloss-Sanierung

Die Potsdamerin Elisabeth von Küster und ihr Mann Ulrich von Küster haben im polnischen Lomnitz das ruinöse Schlossareal wiederhergestellt. Eine preiswürdige Arbeit.

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Potsdam/Lomnice - Sie ist viel gependelt – zwischen Potsdam und dem polnischen Lomnice, aber auch zwischen Landschaft und Architektur. Elisabeth von Küster ist Restauratorin und sie war in den vergangenen Wochen oft unterwegs. Zunächst kam sie nach Potsdam, einige Tage später reiste sie nach Warschau. In beiden Städten wurde sie mit Auszeichnungen geehrt. In der polnischen Hauptstadt hat man sie für ihren Einsatz um gute Beziehungen zwischen Polen und Deutschland gewürdigt. In ihre Heimatstadt Potsdam allerdings macht sie sich besonders gern auf – verbindet sie doch jeden Aufenthalt mit Besuchen bei den Eltern Friederike und Kristian Ebner von Eschenbach.

Diesmal aber erhielt die Potsdam-Stippvisite eine ganz besondere Note. Elisabeth von Küster erhielt gemeinsam mit ihrem Mann Ulrich von Küster den Großen Denkmalpreis der Stiftung Deutsche Burgenvereinigung (DBV) 2015 für herausragende denkmalpflegerische Leistungen zur Erhaltung von Burgen, Schlössern und Herrenhäusern sowie der dazugehörenden Gärten und Parkanlagen. Das Schinkel-Schloss von Klein Glienicke bot den festlichen Rahmen für die Auszeichnung.

Besuch des Familien-Anwesens nach der Wende

Denkmale pflegt das Ehepaar vor allem außerhalb Deutschlands, nämlich in Lomnitz/Lomnice im heutigen Polen. Die Schlossanlage und der Park von Lomnitz im Hirschberger Tal, rund 100 Kilometer von Breslau und 70 Kilometer von Görlitz entfernt, gehören heute wieder zu den markanten und viel besuchten Baudenkmälern Niederschlesiens am Fuß der Schneekoppe. Das war nicht immer so. Als die Familie von Küster 1945 nach 110 Jahren ihr angestammtes Zuhause verlassen musste, wurde in kommunistischen Zeiten der Verfall des Areals eingeläutet. Davon waren die meisten der zahlreichen Schlösser und Herrenhäuser der Gegend betroffen. Dem „Kapital Kulturgeschichte“ wurde der Garaus gemacht. Das sollte sich ab 1990 ändern, als in Polen – mit der Bewegung Solidarnosc an der Spitze – die Demokratie den Sieg über die Diktatur errang.

1991 besuchte Ulrich von Küster, der gerade das Jurastudium und das Referendariat abgeschlossen hatte, das einstige Lomnitzer Anwesen seiner Familie. Mit von der Partie war seine damalige Freundin, die Potsdamerin Elisabeth Ebner von Eschenbach, die in jenem Jahr ihr Abitur absolvierte und zwei Jahre später seine Frau wurde. „Der Anblick war erschütternd. Das Dach des Schlosses und die Decken waren eingestürzt, durch die zerstörten Fenster sah man meterhohen Schutt im Inneren liegen, der Park war verwildert, Müll machte sich auf dem gesamten Gelände breit“, so die heutige Schlossherrin gegenüber den PNN. Aber: „Der Zauber der Riesengebirgs-Landschaft hat uns sofort gefangen genommen.“ Schlesien verband sie vor allem mit Maria Theresia und Friedrich dem Großen, den Kriegen, die zwischen Österreich und Preußen ausgetragen wurden. Auch mit Flüchtlingstrecks am Ende des Zweiten Weltkrieges.

Preußens Erbe

Historische und vor allem kunsthistorische Kenntnisse konnte Elisabeth von Küster schon sehr früh erwerben. Dafür stand das Potsdamer Elternhaus, denn in ihm hatten und haben Kunst und Kultur Priorität.

Vor allem jenes kostbare Erbe Preußens, das mit seinen Schlössern, Parkanlagen und Kunstwerken eine grandiose Kulturlandschaft bildet. „Ich habe all diese Schätze vor unserer Haustür gehabt. Da war ich als Kind und Jugendliche sehr viel unterwegs, um immer wieder Neues zu entdecken. In der Schule wollte man zwar an dem Schönen, das Preußen hervorbrachte, keinen guten Faden lassen, aber glücklicherweise wurde in meinem Elternhaus und bei meiner Großmutter, die als Restauratoren tätig waren, eine andere Sprache gesprochen, die von Respekt für künstlerische Arbeit geprägt war. Zu manchen politischen Entscheidungen der Preußen-Herrscher gab es indes eine kritische Distanz.“

Lomnitz stand zum Verkauf zur Verfügung. Das Ehepaar von Küster griff zu und begann mit dem Wiederaufbau, der von Pioniergeist erfüllt war. Während Ulrich von Küster als Jurist für das täglich Brot in Görlitz sorgte und auch die vier Kinder betreute, hat vor allem seine Frau Elisabeth vor Ort die Wiederherstellung der barocken und frühklassizistischen Schlösser, des Gutshofes und des Parks, der im Lennéschen Geist angelegt wurde, geleitet.

Baumaßnahmen durch Hotelbetrieb finanziert

Großzügige Sponsoren, Vereine und Institutionen aus Deutschland und Polen unterstützten die Küsters. Der erste große Erfolg stellte sich 1997 ein. Im Witwenschloss wurde ein Hotel eröffnet, das bei polnischen und deutschen Gästen sehr begehrt ist. Durch die Einnahmen des Hotel- und Restaurantbetriebes konnte ein erheblicher Teil weiterer Baumaßnahmen finanziert werden. So beherbergt das große Schloss heute ein stark beachtetes deutsch-polnisches Kulturzentrum mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen. Klaus-Henning von Krosigk, Vorsitzender der Landesgruppe Berlin-Brandenburg der DBV, sagte in seiner Laudatio während der Preisverleihung im Schloss von Klein Glienicke, dass die Arbeit von Elisabeth und Ulrich von Küster Leuchtturmfunktion für das ganze Hirschberger Tal habe. „Vor fünf bis sieben Jahren gab es auf unserem Areal noch so manches Seminar, das sich mit dem Ausbau von besseren Beziehungen zwischen Polen und Deutschen beschäftigte. Dies ist, so habe ich den Eindruck, nicht mehr nötig. Ein gutes Miteinander zwischen den Menschen beider Länder ist zur Selbstverständlichkeit geworden“, sagt Elisabeth von Küster.

„Mich erinnert Lomnitz an die königliche Residenz Paretz, die im Havelland eine gewisse Sprödigkeit nicht verleugnen kann. Lomnitz begeistert mich mit seiner Joseph-von-Eichendorf-Atmosphäre und dem österreichischen Charme. Aber das Wunderbare ist, dass in Lomnitz wie in Potsdam ein harmonischer Gleichklang zwischen Landschaft und Architektur zu finden ist“, sagte Elisabeth von Küster.

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