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Landeshauptstadt: Pläne für Herzzentrum am Klinikum gescheitert Gesundheitsministerin Anita Tack legt Krankenhausplan bis 2018 vor: Stabilisierung anderer Krankenhäuser hat Vorrang

Obwohl Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam in einigen Jahren auf 180 00 Einwohner gewachsen sein wird, darf das Klinikum „Ernst von Bergmann“ nicht drittes Herzzentrum im Land werden. Diesen Plänen des kommunalen Großkrankenhauses und des Rathauses von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wird im neuen Krankenhausplan des Landes für den Zeitraum 2014 bis 2018, dessen Entwurf Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) am Freitag präsentierte, eine klare Absage erteilt.

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Obwohl Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam in einigen Jahren auf 180 00 Einwohner gewachsen sein wird, darf das Klinikum „Ernst von Bergmann“ nicht drittes Herzzentrum im Land werden. Diesen Plänen des kommunalen Großkrankenhauses und des Rathauses von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wird im neuen Krankenhausplan des Landes für den Zeitraum 2014 bis 2018, dessen Entwurf Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) am Freitag präsentierte, eine klare Absage erteilt. Für den Aufbau einer eigenen Herzchirurgie in Potsdam neben den bestehenden brandenburgischen Herzzentren in Cottbus und Bernau sowie an der Berliner Charité gebe es keinen Bedarf, heißt es als Begründung. Eine Herzchirurgie in Potsdam werde nicht benötigt, so Tack.

Allerdings gesteht der Krankenhausplan dem Bergmann-Klinikum als einzigem Krankenhaus im Land ein deutliches Bettenwachstum zu.

Das Klinikum bedauert die Entscheidung des Ministeriums, „insbesondere auch in Bezug auf die herzchirurgische Versorgung der Patienten in der Region“, sagte Sprecherin Damaris Hunsmann den PNN. Man habe sich „nie als Konkurrenz zu den existierenden Herzzentren gesehen, sondern als Ergänzung der Versorgung“ für Westbrandenburg. Hunsmann verwies darauf, dass die bestehenden Herzzentren Bernau und Cottbus „allesamt im östlichen Teil Brandenburgs liegen, was weite Wege für die betroffenen Patienten bedeutet.“ Ähnlich äußerte sich Mike Schubert, Chef der SPD-Stadtfraktion. Aus Landessicht sei der Bescheid zwar ein Stück weit nachvollziehbar, doch „ein Herzzentrum wäre zur Stärkung des Klinikums sinnvoll gewesen.“

Noch im Oktober hatten die Stadtverordneten mit breiter Mehrheit einen Appell beschlossen, wonach im Klinikum ein Herzzentrum eingerichtet werden soll. Der Antrag kam damals von der Linken – in deren Fraktion Gesundheitsministerin Tack als einfache Stadtverordnete sitzt.

Ausschlaggebend für das Nein des Ministeriums ist die immer schwierigere Gesamtbalance bei der Entwicklung der Krankenhäuser im Land. Mit dem Krankenhausplan reagiert das Tack–Ressort auf die demografische Entwicklung, die insbesondere in den Randregionen zu deutlichen Bevölkerungsrückgängen, aber auch immer mehr älteren und hoch betagten Menschen führt.

Trotzdem werden alle 52 Krankenhäuser mit ihren 62 Standorten bleiben, erklärte Tack. Auch eine komplette Schließung von Fachabteilungen – wegen der Geburtenrückgänge sind insbesondere Geburts- und Kinderstationen gefährdet - sollen nach der Linie des Gesundheitsministerium bis 2018 nicht nötig sein. Ziel sei es, diese Grundstruktur zu stabilisieren, sagte Tack. Vor wenigen Monaten hatte die Schließung der Geburtsabteilung am privaten Asklepios-Krankenhaus Schwedt zu einem Proteststurm der Bevölkerung und Interventionen der Landesregierung geführt, sodass die Abteilung inzwischen wieder eröffnet wurde.

Laut Krankenhausplan soll es in Brandenburg auch bis 2018 weiter knapp 15 000 Betten in den 19 kommunalen, 18 privaten und 15 kirchlichen Krankenhäusern geben. Anders als in früheren Jahren ist kein Bettenabbau vorgesehen. Allerdings soll es innerhalb der Krankenhäuser deutliche strukturelle Verschiebungen geben, nämlich einen Abbau von Betten in Geburts- und Kinderkliniken zugunsten von mehr Betten in der Geriatrie, wie Michael Zaske, Referatsleiter für Krankenhausplanung im Ministerium, erläuterte. So wird das Angebot an Geriatrie-Betten um 44 Prozent erhöht, an Betten in Geburts- und Kinderstationen um 23 Prozent verringert. Einen Abbau von Betten gibt es auch in der Chirurgie und den Hals-Nasen-Ohren-Stationen, unter anderem auch, weil in diesen Bereichen inzwischen viele Operationen ambulant vorgenommen werden. Insgesamt seien bei den inneren Neu-Profilierungen der Krankenhäuser 2600 der 15 000 Betten „bewegt“ worden, hieß es.

Trotzdem stehen die berlinfernen Krankenhäuser vor immer größeren Problemen, da die medizinische Qualität auch von den Praxiserfahrungen der Ärzte abhängt, also von der Zahl der Operationen, die ein bestimmtes Minimum nicht unterschreiten darf. Um die gesundheitliche Versorgung auf dem flachen Land trotz demografischer Entwicklung zu sichern, soll zudem die teilstationäre Versorgung in den Tageskliniken deutlich gestärkt werden, die bestimmte Krankenhausleistungen anbieten. Bislang gibt es dort tausend Plätze, bis 2018 sollen es bereits 1300 Tagesklinik-Plätze werden, in Innerer Medizin, Geriatrie, Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie.

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