Bundestagswahl: Politprofis gegen einen Neuling
In einem Jahr ist Bundestagswahl – Potsdams Parteien stellen schon jetzt ihre Direktkandidaten auf.
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Potsdam - Die Parteien in Potsdam bringen ihre Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl im Jahr 2013 in Stellung. Am Freitag haben die Linken den Anfang gemacht: Sie setzen auf einen weithin unbekannten Studenten, der zum linken Flügel der Partei gerechnet wird. Damit steigen die Chancen für die SPD-Politikerin Andrea Wicklein, die erneut für den Bundestag kandidieren wird. Dorthin will auch wieder die Potsdamer CDU-Chefin Katherina Reiche. Eine Überraschung gibt es bei den Grünen – und bei FDP und Piraten kann nur spekuliert werden. Ein Überblick über die Kandidatensuche der Parteien:
SPD
Bei der SPD gilt Andrea Wicklein, die 2009 den Potsdamer Wahlkreis knapp mit 28,7 Prozent für sich entscheiden konnte, wieder als gesetzt. Offiziell soll sie bei einer Wahlkreiskonferenz am 17. November nominiert werden. Für sie votiert hat schon der Ortsverein Eiche-Golm-Grube, am Freitag kam noch der Verein Potsdam-Süd dazu. Potsdams SPD-Chef Mike Schubert sagte, er rechne nicht mit Gegenkandidaten. Die 54-Jährige Potsdamerin sitzt seit zehn Jahren im Bundestag und ist in ihrer Fraktion für Fragen des Mittelstands zuständig. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn.
DIE LINKE
Noch bei der Bundestagswahl 2009 hatte die Linke im Potsdamer Wahlkreis mit ihrem damaligen Spitzenkandidaten, dem heute 65-jährigen Rolf Kutzmutz, 48515 Stimmen geholt – nur 205 weniger als SPD-Siegerin Wicklein. 2013 setzt die Linke nun auf den 26-jährigen Norbert Müller, Vizechef der Landeslinken und Ex-Bundessprecher der Linksjugend „Solid“. Auf diesen Kandidaten hätten sich die Kreisvorstände in Potsdam, Potsdam-Mittelmark und Teltow- Fläming geeinigt, teilte die Partei am Freitag mit. Müller zählt zum linken Flügel der Partei. Er stehe für eine antikapitalistische Reformpolitik, hatte Müller etwa beim Linken- Landesparteitag im Februar erklärt. Auch erklärte er, in Brandenburg werde einer „ekelerregenden Preußenverherrlichung gefrönt“ – etwa mit dem Bau des Landtagsschlosses. Eine Journalisten-Frage, ob er sich als Kommunist bezeichne, bejahte Müller: Das Ziel müsse eine „herrschaftsfreie Gesellschaft sein, in der nicht jeder täglich malochen muss, um am Ende nur einen Hartz IV-Satz als Gehalt zu bekommen“. Am Freitag teilte Müller mit, er sehe sich „als Korrektur zur Politik von CDU und SPD“. Offiziell gekrönt werden soll Müller bei einer Mitgliederversammlung am 15. Dezember. Die Entscheidung für den Familienvater und Lehramtsstudenten solle auch den Generationswechsel bei den Linken zeigen, sagte Linke- Kreischef Sascha Krämer – und kündigte einen fetzigen Wahlkampf für Müller an. Nach PNN-Informationen geht die Parteispitze intern nicht davon aus, dass Müller gegen Wicklein eine Chance hat – jedoch könnte er über einen Listenplatz der Landespartei in den Bundestag rutschen.
CDU
Bei der CDU will Katherina Reiche wieder als Direktkandidatin antreten. Das bestätigte die 39-Jährige den PNN: Sie habe bereits das Vertrauen ihres Potsdamer Kreisverbands erhalten. Die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium war 2009 im Potsdamer Wahlkreis mit 24 Prozent auf Platz drei gelandet. Offiziell nominieren sollen sie die CDU-Mitglieder im Wahlkreis bei einer basisdemokratischen Abstimmung, die bis Ende Januar 2013 stattfinden soll. Nach PNN-Informationen soll es Bestrebungen aus dem in Potsdam-Mittelmark starken Lager der zurückgetretenen Parteichefin Saskia Ludwig geben, einen zweiten Kandidaten gegen Reiche ins Feld führen zu wollen. Bestätigen wollte das am Freitag niemand. Sollte Reiche als Direktkandidatin in Potsdam scheitern, müsste sie wie 2009 über die Landesliste in den Bundestag einziehen.
DIE GRÜNEN
Bei den Grünen wird die langjährige Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm nicht noch einmal kandidieren. Nach PNN-Informationen will sie dies am heutigen Samstag bei einem Treffen der Kreisvorstände der Partei in Potsdam bekannt geben. In der Potsdamer Partei hoffen einige, dass die 31 Jahre alte Landeschefin Annalena Baerbock persönlich antreten könnte – entschieden sei aber noch nichts, hieß es. Offiziell wollte sich am Freitag bei den Grünen niemand zu der Personalie äußern. 2009 hatte Behm im Potsdamer Wahlkreis 9,7 Prozentpunkte geholt.
FDP & PIRATEN
Wer als Spitzenkandidat in Potsdam antreten wird, ist bei der FDP und den Piraten unklar. Die Liberalen wollen dies Anfang November entscheiden, sagte Kreischef Marcel Yon. Vor vier Jahren hatte Jan Syré für die FDP 7,3 Prozent erreicht. Bei den Piraten haben sich bislang vier Kandidaten bereit erklärt, antreten zu wollen – auf der Internetseite der Partei können sich Kandidaten selbst eintragen. Eine Entscheidung, wer antritt, soll Ende Oktober bei einer Mitgliederversammlung fallen.
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