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Potsdam HEUTE, 11. Oktober 2024: Starke Bücher, starke Frauen
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Guten Morgen,
liebe Mädels! Ihr werdet heute, am internationalen Weltmädchentag, selbstverständlich extra begrüßt. Auch in Potsdam wird der Tag, an dem auf die Rechte und Bedürfnisse von Mädchen aufmerksam gemacht wird, begangen. Um 16 Uhr findet eine politische Veranstaltung auf dem Luisenplatz statt. Mädchen treffen sich dort zum Diskutieren, Tanzen und für Gespräche. Zum Abschluss wird das Nauener Tor bunt angestrahlt, als Zeichen der Solidarität mit Mädchen und Frauen weltweit.
Der Mädchentag steht in diesem Jahr unter dem Motto „Nimm Dir Platz“, es geht dabei vor allem um die Bedeutung der Gleichberechtigung und Förderung von Mädchen in Bildung, Gesundheit und Gesellschaft. Alexandra Mebus-Haarhoff, Leiterin des Potsdamer Jugendamtes, sagt: „Mädchen sollen uneingeschränkten Zugang zu Bildung haben, vor Gewalt geschützt werden und die Chance erhalten, ihre Träume zu verwirklichen.“
Ein guter Anlass, um drei Empfehlungen für Bücher von Autorinnen zu geben. „Ich hatte einen Traum“, sagt passenderweise die Hauptfigur Yeong-hye im Roman „Die Vegetarierin“ von Han Kang, an der Mann nicht vorbeikommt.
Die Südkoreanerin wird als 18. Frau mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Die 53-Jährige erhält den wichtigsten literarischen Preis der Welt „für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt“, wie die Schwedische Akademie in Stockholm gestern bekanntgab.
„Die Vegetarierin“ (Aufbau 2016) ist eine kafkaeske Geschichte über die Verwandlung einer pflichtbewussten Hausfrau in einer eintönigen Ehe, die beschließt, alle tierischen Produkte aus dem Haushalt zu entfernen (kleiner märkischer Sidekick: Die in Potsdam gegründete Bio-Genossenschaft Havelmi bietet Brandenburgs ersten veganen Hafer-Joghurt im Glas, wie Sie hier lesen können). Yeong-hyes Rebellion jedenfalls geht weiter: Sie fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Ein seltsames, teils verstörendes Buch - und gerade deshalb ein ausgezeichnetes.
Eine literarische Entdeckung aus Brandenburg: Ruth-Maria Thomas, eine neue Stimme der Nachwendegeneration im Osten. Die 1993 in Cottbus geborene Autorin schildert in ihrem für den Deutschen Buchpreis nominierten Debüt „Die schönste Version“ (Rowohlt 2024) das Erwachsenwerden in den späten Nullerjahren in einer Kleinstadt in der Lausitz. Thomas schreibt über Gruben (interessant diese Studie zum Strukturwandel und der Einbeziehung der Jugend), Glitzerlipgloss, das Frauwerden und Beziehungsgewalt. „Ich bin beeindruckt - von der Intensität dieses Romans und der Hartnäckigkeit, mit der Ruth-Maria Thomas das Schicksal ihrer Heldin Jella zu ergründen sucht“, sagt die Potsdamer Autorin Julia Schoch. Dem Urteil kann man sich nur anschließen.
Und zu guter Letzt lege ich Ihnen noch Kerstin Campbells Roman „Ruthchen schläft“ (Kampa Pocket 2023) ans Herz. Im Zentrum ein „erfahrenes Mädchen“, wenn man so will: die Rentnerin Frau Lemke, die schon einiges durch hat im Leben. Eine Geschichte über Familie, Einsamkeit und Freundschaft, die kein Alter kennt. Die Autorin ist keine Brandenburgerin, das Buch spielt überwiegend in Berlin, aber es enthält einen der schönsten Dialoge mit Brandenburg-Bezug. Die Freunde Georg und Kai, in der Mitte des Lebens stehend, unterhalten sich:
„Ich dachte nicht, dass alles so schnell gehen würde. Die Zeit erscheint unendlich, man lebt so vor sich hin, und auf einmal ist es schon fast vorbei, und nichts hat geklappt“, sagte Georg.
„Oder man steckt fest mit einem Haus in Brandenburg mit Trampolin.“
Auch im heutigen Newsletter:
- Darüber spricht die Stadt: Dauerärger ums neue Potsdam-Logo
- Die gute Nachricht: Uferweg am Groß Glienicker See wieder teilweise frei
- Ausblick auf die kommenden Tage, Veranstaltungshinweise und ein Gastrotipp
- Person der Woche: Sven Till, Künstlerischer Leiter der Fabrik, die mit dem Deutschen Tanzpreis ausgezeichnet wird
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