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„One Billion Rising“, eine Aktion des Autonomen Frauenzentrums in Potsdam.

© promo/Karoline Wolf/promo/Karoline Wolf

Potsdamer Vereine stellen sich vor : Das Autonome Frauenzentrum setzt sich für den Feminismus ein

Breit gefächert sind die Aktivitäten des Autonomen Frauenzentrums in Potsdam. Größter Erfolg: das gemeinsame Haus der Frauen in der Potsdamer Mitte.

Stand:

Vereine sorgen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, prägen in ihrer Vielfalt das Gesicht einer Stadt. Vereine integrieren, sind ein Mittel gegen Einsamkeit und Anonymität. Sie fördern das Miteinander, das Wir. Um der Bedeutung von Vereinen auch in Potsdam gerecht zu werden, stellen die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) die Aktiven in der Serie „Vereinsmeierei“ vor.

Heute: Autonomes Frauenzentrum (AFZ) e.V. Die Fragen beantwortete Hanna Steiner, Mitarbeiterin für Vernetzung und Kommunikation im Verein.

Was sollten Potsdamerinnen und Potsdamer über Ihren Verein wissen? 
Das Autonome Frauenzentrum Potsdam e.V. wurde 1990 gegründet und ist ein Resultat der Frauenbewegung der Wendezeit. Ziel war es, die in der DDR errungenen Frauenrechte im Wiedervereinigungsprozess zu bewahren. Wir haben nach und nach soziale und kulturelle Angebote für Frauen und Mädchen aufgebaut, die es vorher in Potsdam nicht gab.

Aktuell gibt es den Gewaltschutzbereich mit der Frauen- und Mädchenberatungsstelle, dem Frauenhaus und der Frauennotwohnung, sowie den Mädchen*treff Zimtzicken und das Frauenzentrum. Zu allen fünf Bereichen sind detaillierte Informationen auf unserer Homepage www.frauenzentrum-potsdam.de zu finden.

Grundsätzlich ist das Autonome Frauenzentrum ein Zusammenschluss von Frauen mit dem Ziel, Frauen und Mädchen auf individueller, zwischenmenschlicher und gesellschaftlicher Ebene zu stärken. Der Verein engagiert sich seit 35 Jahren für Bildung, Kommunikation, Beratung, Vernetzung von Fraueninteressen sowie gegen Gewalt. Er ist politisch und konfessionell unabhängig. Das Frauenzentrum ist ein Ort für alle Frauen – egal, ob es um den kulturellen, religiösen oder sprachlichen Kontext geht, um unsere Körper, um soziale oder finanzielle Lebensbedingungen.

Wir begrüßen alle Frauen und Mädchen in ihrer Vielfalt. Wir unterstützen die geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen. Frau ist für uns, wer sich selbst als Frau definiert. Auch Menschen abseits der binären Geschlechtsidentitäten („weiblich“ und „männlich“) sind willkommen. Wir distanzieren uns von Trans*- und Queerfeindlichkeit und von einem trans*- und queerfeindlichen Feminismus.

Unsere Arbeit fußt auf Respekt, Wertschätzung, Transparenz und Akzeptanz. Wir begreifen Vielfalt als Ressource und das Bewusstsein darüber als Chance für Solidarität unter Frauen und Mädchen, die unsere Angebote gestalten, wahrnehmen und unterstützen. Wir arbeiten feministisch-parteilich für Frauen und Mädchen.

Warum ist die Arbeit Ihres Vereins bedeutsam?
Mit unserer Tätigkeit in den fünf Arbeitsbereichen schaffen wir Freiräume für Frauen und Mädchen, arbeiten aktiv an der Umsetzung frauenpolitischer Interessen, sensibilisieren und klären auf. Wir bieten Schutzräume für verfolgte und bedrohte Frauen und deren Kinder. Wir engagieren uns gegen Sexismus und gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.

Wir tragen dazu bei, dass Frauen selbstbestimmt, in Würde und ohne existentielle Gefährdung ihres Lebens ihren eigenen Weg gehen können. Wir tragen zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt bei und versuchen, Solidarität und Vernetzung zwischen Frauen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten zu stärken. Mit unserer feministischen Arbeit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum demokratischen Zusammenleben in Potsdam.

Welches Vorurteil über Ihren Verein stimmt nicht?
Feministische Arbeit richte sich automatisch gegen Männer.

Was ist Ihr größter Vereinserfolg?
Der Zusammenschluss mit den beiden frauenpolitschen Interessensvertreterinnen Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg und Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser in den neuen Räumen am Alten Markt.

Von welchem gemeinsamen Erlebnis spricht man in Ihrem Verein noch heute?
Legendär waren die Walpurgisnächte auf dem Pfingstberg. Darauf werden wir noch häufig angesprochen.

Am 21. September ist Oberbürgermeisterwahl. Was wünschen Sie sich vom neuen Potsdamer Stadtoberhaupt?
Das neue Stadtoberhaupt sollte bei allen Entscheidungen Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigen, auch finanziell.

Wie kann man Ihren Verein am besten unterstützen?
Es gibt unterschiedliche Wege, das AFZ zu unterstützen: unsere Angebote bekannt zu machen, unsere Veranstaltungen zu besuchen, sensibel für geschlechtsspezifische Gewalt zu sein und betroffene Personen zu unterstützen. Eine weitere Möglichkeit sind Spenden, einerseits für Frauen auf dem Weg aus einer gewaltvollen Vergangenheit in eine neue Lebensperspektive, aber auch ergänzend zu Förderungen für unsere eigene Arbeit. Wir freuen uns jedoch auch, wenn der Verein durch aktive Unterstützung und Partizipation unterstützt wird. Zukünftig soll es auch eine Fördermitgliedschaft für das Autonome Frauenzentrum geben.

Wo und wie kann man in Ihrem Verein mitmachen?
Unser Verein ist in erster Linie ein Trägerverein. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, sich einzubringen, zum Beispiel bei unserem Sommerfest, dem Festival der Frauen und anderen größeren Veranstaltungen werden meist anpackende Hände benötigt. Gleichzeitig leben diese Events auch davon, dass sich Menschen mit ihren Fähigkeiten oder Interessen einbringen – von Kinderschminken über Flyer-Layout, Kinderbetreuung, Aufbau, Einkauf, Spülhilfe bis Fotografie ist vieles möglich und kann abgesprochen werden.

Ähnliches gilt auch für unsere Gruppen. Diese sind niedrigschwellig, vielseitig – und es können ohne große Hürden auch neue unkommerzielle Gruppen zu feministischen Themen dazu kommen, worüber wir uns immer freuen. Bis Ende August wird in unseren neuen Räumen die Bibliothek aufgebaut. Hier ist Hilfe beim Einpflegen der Bücher in das System willkommen.

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