
© A. Klaer
Bundestagswahl: Potsdams FDP-Kreischef scheitert mit Kandidatur
Überraschung bei der FDP in Potsdam: Die außerhalb der Stadtpartei unbekannte Jacqueline Krüger zieht für die Liberalen als Direktkandidatin im Potsdamer Wahlkreis 61 in den Bundestagswahlkampf. Und nicht der Favorit des Landeschefs: Marcel Yon unterlag. Wohl auch wegen eines Eklats.
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Der Plan ging gründlich daneben - für den FDP-Landeschef und den der Potsdamer FDP-Spitze: Potsdams FDP-Kreischef Marcel Yon ist am späten Donnerstagabend überraschend bei der Wahl für die Spitzenkandidatur im Wahlkreis 61 gescheitert. Yon war Favorit von Landeschef Gregor Beyer, der für Yon sogar Absprachen mit FDP-Landtagsfraktionschef Andreas Büttner gebrochen hatte. Büttner war gegen einen vorderen Listenplatz für den Potsdamer FDP-Chef.
Statt Yon machten die Kreisverbände Potsdam, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming die 38 Jahre alte Diplom-Geoökologin Jacqueline Krüger zur Direktkandidatin im Potsdamer Wahlkreis 61. Bei einer Mitgliederversammlung setzte sich Krüger am späten Donnerstagabend in einer Kampfabstimmung mit 30:28 Stimmen gegen den 45 Jahre alten Unternehmer Yon durch. Mit der Niederlage sinken auch Yons Chancen auf einen guten Listenplatz für die Bundestagswahl. Dass ein FDP-Kandidat den Wahlkreis direkt gewinnt, gilt zwar als aussichtslos. Doch die Spitzenkandidatur sichert normalerweise einen vorderen Listenplatz und damit den Einzug über die Parteiliste in den Bundestag.
Der Abend hatte bereits mit einer Überraschung begonnen, weil sich mit der 61 Jahre alten Madeleine von Buttlar eine weitere Bewerberin als Bundestagskandidatin empfahl. In einem ersten Wahlgang erhielt sie nur fünf Stimmen, Yon 28 und Krüger 27. Weil Yon die absolute Mehrheit von 50 Prozent aber verfehlte, war ein zweiter Wahlgang nötig - den verlor er dann.
Yon galt als Wunschkandidat von FDP-Landeschef Gregor Beyer, obwohl er bereits 2010 als Oberbürgermeisterkandidat in Potsdam mit rund zwei Prozent nur den letzten Platz belegt hatte. Yon hatte zudem bei der letzten Kommunalwahl Kandidat fast keinen öffentlichen Wahlkampf geführt und war nicht ins Stadtparlament gewählt worden. Als er aber als Nachrücker hätte einziehen können, verzichtete er. Am Donnerstag hatte er angekündigt, sich auch im Bund weiter so für Potsdam einsetzen zu wollen, wie bisher. Nach der Niederlage seines Favoriten Yon sagte Beyer am Donnerstagabend gegenüber den PNN, er habe sich nicht für einen der beiden Kandidaten ausgesprochen: "So ist Basisdemokratie."
Im Saal hatte Yon, wie seine Kontrahentin Krüger auch, seinen Lebenslauf verteilen lassen. Allerdings hatte er diesem als Beleg für seine harte Parteiarbeit zwei dicke Studien der FDP Potsdam zu Kitas und Schulwegen beigelegt. Dass diese aber nicht von ihm sondern von der Stadtfraktion, der er nicht angehört, initiiert und bezahlt wurden, kam bei einigen Liberalen nicht gut an.
Yons Niederlage wurde von Mitgliedern auch auf einen Eklat zurückgeführt, für den seine Vertrauten aus dem Potsdamer FDP-Vorstand gesorgt hatten. Der Kreisvorstand der Potsdamer FDP hatte sich in einer nicht auf der Tagesordnung vorgesehen Wahlempfehlung für Yon ausgesprochen. Dem sei ein mehrheitlicher Beschluss mit nur zwei Gegenstimmen vorausgegangen, sagte Martina Engel-Fürstberger, Ex-Chefin der FDP-Stadtfraktion und Vertraute Yons. Empört hatte sich daraufhin FDP-Urgestein Rainer Siebert, einst Landesschatzmeister und Landtagsabgeordneter, gemeldet. Eine solche Wahlempfehlung durch den Vorstand einer Kreispartei sei absolut ungewöhnlich und unangebracht, da es sich um eine Versammlung von drei Kreisverbänden handle. Zudem habe der Beitrag Engel-Fürstbergers nicht auf der beschlossenen Tagesordnung gestanden.
Danach meldete sich der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Goetz, Chef des Kreisverbands Potsdam-Mittelmark, und kritisierte ebenfalls die Wahlempfehlung. Den PNN sagte er, solch ein Vorgehen sei "ungewöhnlich", dies habe er in seinen knapp 15 Jahren bei der FDP nicht erlebt. Auch Potsdamer FDP-Mitglieder wie Thomas Hintze von der Initiative Pro Brauhausberg zeigten wenig Verständnis. "Es ist unschön, dass der Vorstand eine Empfehlung abgegeben hat", sagte Hintze. Selbst bei der Linken oder der CDU gebe es so etwas nicht.
Mit anwesend bei der Wahl in Potsdam war auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Martin Neumann. Der soll Spitzenkandidat der FDP Brandenburg für den Bundestagswahlkampf werden und ist für Listenplatz eins vorgesehen. Neumann bestritt am Rande der Veranstaltung, dass er eine Absprache mit Landeschef Beyer und Yon gehabt habe, wonach er nach der Hälfte der nächsten Legislaturperiode seinen Platz im Bundestag räumen werde - für Yon. (mit pet)
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