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Preußische Schlösser und Gärten: Prothesen für die Balken - Sanierungen am Neuen Palais
Neun Tonnen schwer, 600 Quadratmeter groß - das sind die Eckdaten des Fußbodens im Marmorsaal des Neuen Palais in Potsdam. Die Sanierung ist eine Herausforderung. Und Überraschungen sind nicht ausgeschlossen.
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Potsdam - Das Potsdamer Neue Palais gleicht derzeit einer großen Baustelle: innen und außen vielerorts Gerüste, Bauplanen und Absperrgitter. Für das Publikum ist das zum Weltkulturerbe gehörende Schloss aber weiter teilweise geöffnet. In den kommenden Jahren solle der Bau im friederizianischen Rokoko, entstanden nach den Plänen von Preußenkönig Friedrich II. (1712-1786), nicht nur wieder "trockene Füße" bekommen, sagte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Hartmut Dorgerloh, am Donnerstag. Vor allem die Zwischendecke zwischen dem berühmten Marmor- und dem Grottensaal sei eine Herausforderung. Auch die Außenkrone und die drei etwa acht Meter hohen Grazien erhalten eine Schönheitskur und werden vom Dach gehievt.
Im Marmor- und Grottensaal sind Restauratoren, Handwerker und Techniker bei der Arbeit. Der Fußboden ist ein Kunstwerk, allerdings verlegt auf einer ungeeigneten Decke. Baumeistern war es damals nicht gelungen, den Preußenkönig von einer anderen als einer Holzkonstruktion zu überzeugen. Das rächt sich. Durch den schwingenden Boden sind Intarsien aus Naturstein und Marmor lädiert.
Gerade werden Stück für Stück an den Wänden Holzbalken freigelegt. In einem komplizierten Verfahren erhielten marode Balkenköpfe eine Art Prothese, sagte Projektleiterin Heike Zeymer. "Wir erwarten aber noch die eine oder andere Überraschung."
Unterhalb des Marmorsaals liegt der eingerüstete Grottensaal. Dort sind schimmernde Muscheln, irisierende Steine, die falsch oder auch echt sein können, unzählige Schnecken der verschiedensten Arten und weitere filigrane Kunstwerke an der Decke zu bewundern. Vermeintliche Korallen sind rot angepinselte Buchenzweige. Alles wird sorgsam gereinigt.
Ins Neue Palais kamen im Vorjahr rund 350 000 Besucher zur Ausstellung zum 300. Geburtstag Friedrichs II. Im Inneren gibt es 970 Zimmer: prächtige Festsäle, Galerien und Appartements sowie das barocke Schlosstheater von Sanssouci. Zur Sanierung des Baus stehen bis 2017 rund 155 Millionen Euro bereit. Die Hälfte stammt vom Bund, den Rest teilen sich Brandenburg und Berli
Gudrun Janicke
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