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Blumen für die Internationalen Brigaden. Vor dem Treffpunkt Freizeit wurde der Spanienkämpfer gedacht.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Provisorische Plakette und „Patina“

Zum 75. Gründungstag der Spanien-Brigaden: Erinnerung am Gedenkstein vor dem Treffpunkt Freizeit

Stand:

Innenstadt - Ein Stein des Gedenkens als Stein des Anstoßes? Wer den Treffpunkt Freizeit am Neuen Garten über den Haupteingang betritt, kommt daran vorbei: Auf der Freifläche vor dem Veranstaltungshaus steht ein Gedenkstein, der an die Spanienkämpfer erinnert. An jene Männer und Frauen, die 1936 bis 1939 ihr Leben für die spanische Republik einsetzten. Organisiert in den Internationalen Brigaden, kämpften sie im Spanischen Bürgerkrieg gegen die nationalistischen aufständischen Truppen von General Francisco Franco. Die Kämpfer der Brigaden kamen aus vieler Herren Länder: Franzosen, Deutsche, Österreicher, aber auch Amerikaner und Juden aus Palästina waren unter den Brigadisten.

Auf verschlungenen Pfaden sickerten sie einst in Spanien ein. So wie der gebürtige Hamburger Gustav Schöning, der getarnt als Fußballer im Jahre 1936 per Schiff Spanien erreichte, wie seine Tochter Marianne Schöning am Sonntag vor dem Treffpunkt Freizeit berichtete. Sie nahm an dem Gedenken für die Spanienkämpfer teil, zu dem die „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) aus Anlass des 75. Gründungstages der Brigaden aufgerufen hatte. Wie Schöning erzählte, habe sich ihr mittlerweile verstorbener Vater einst als Kommunist den Spanienkämpfern angeschlossen.

Nach Schätzungen des VVN-BdA kam mehr als ein Viertel der etwa 35 000 Spanienkämpfer ums Leben. Schöning trug Kopf- und Oberschenkelverletzungen davon. Wieder zurück in Deutschland, kam er in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Schöning überlebte auch diese Tortur. Später in der DDR arbeitete er in der paramilitärischen Gesellschaft für Sport und Technik, danach als Berufssoldat in der Nationalen Volksarmee.

Unter den deutschen Spanienkämpfern waren sehr viele Kommunisten. Dementsprechend gehörte das Erinnern an die Spanienkämpfer fest zur Gedenkkultur der DDR. Nach dem politischen Umbruch 1989 sei diese Erinnerungskultur in Potsdam ausgelöscht worden, wie Christian Raschke vom VVN-BdA auf der Gedenkveranstaltung, zu der ungefähr 30 Menschen erschienen waren, sagte. Ihn habe es „traurig gemacht“, dass Potsdamer Straßen und Schulen, die einst nach Spanienkämpfern benannt waren, inzwischen einen anderen Namen tragen. Nun wolle man wenigstens den in die Jahre gekommenen Gedenkstein am Treffpunkt Freizeit in einen vernünftigen Zustand versetzen, sagte der 30-Jährige.

Die historische Metallplakette des 1969 eingeweihten Gedenksteins ist schon lange verschwunden. Im Moment prangt an dieser Stelle nur eine provisorische Plakette. Mit der Stadt streitet sich der Verein um den Denkmalstatus des Gedenksteins. Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) erklärte auf der jüngsten Stadtverordnetenversammlung allerdings, dass der Stein in die Denkmalliste eingetragen sei und er es bedauere, falls der Eindruck entstanden sein sollte, dass „der Verwaltung die Internationalen Brigaden nicht am Herzen liegen“. Zudem sei der Gedenkstein nicht dreckig, sondern habe „Patina“. Möglicherweise ist der Konflikt um den Schutzstatus damit beigelegt. Verärgert zeigt sich der Verein allerdings über den Kommunalen Immobilienservice (KIS). Dieser habe dem Verband empfohlen, die für den Stein gesammelten Spenden lieber „sozial bedürftigen Vereinen zur Verfügung zu stellen“.

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