
© RBB/Niels Leiser
Von Jana Haase: Raum für Entdeckungen
Der TV-Doku-Marathon „20xBrandenburg“ wird mit dem renommierten Grimme-Preis ausgezeichnet
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Es war im vergangenen Herbst das filmische Geburtstagsgeschenk zum 20-jährigen Bestehen des Landes Brandenburg – und gleichzeitig ein gewagtes Experiment: Fünf Stunden Dokumentation zur besten Sendezeit servierte der RBB dem Publikum mit dem Mammut-Fernseh-Erlebnis „20xBrandenburg“. Jetzt bekommen die Macher selbst eine Auszeichnung: Das Projekt unter künstlerischer Leitung des Potsdamer Regisseurs Andreas Dresen wird mit dem diesjährigen Grimme-Preis ausgezeichnet. Das gab das Grimme-Institut in Marl gestern bekannt. Der undotierte Preis wird seit 1964 jährlich vergeben und gilt als die renommierteste Auszeichnung für deutsche Fernsehproduktionen.
Ein Landpfarrer, der mit dem Motorrad von Kirche zu Kirche düst, zwei Frauen in der Uckermark, die sich mit einer Marmeladenmanufaktur selbstständig gemacht haben, ein Flüchtling aus Afrika, der auf sein Bleiberecht hofft, Nachrichten aus dem Innenleben einer Potsdamer Gartenkolonie, ein Geburtstagskind auf wüster Erlebnis-Panzerfahrt oder das Brandenburger Schlagermusik-Paar Ines und Tom: 20 Filmteams sind für das Projekt im Sommer 2010 ins Land gefahren, haben Menschen, Geschichten oder eigenen Erinnerungen nachgespürt und dabei jeweils 15-minütige Kurzfilme gedreht.
Es sollte ein „dokumentarisches Gemälde über das Land“ werden, entstanden als Gemeinschaftswerk. Mit dabei waren Regisseure wie Volker Koepp („Berlin-Stettin“), Rosa von Praunheim („Meine Mütter“) oder Bettina Blümner („Prinzessinnenbad“), auch ein Buch mit Essays von Rolf Schneider gehörte zu dem ambitionierten Multimedia-Projekt unter der Regie von Johannes Unger.
Das Ergebnis sei „sehr überzeugend“, betonte die Jury des Grimme-Preises nun in ihrer Begründung. „Mit einer großen Themenvielfalt und sehr unterschiedlichen Regie-Handschriften wird dem Zuschauer der geopolitische und damit relativ abstrakte Begriff ,Bundesland’ sinnlich fassbar gemacht“, heißt es: „Das bietet dem Zuschauer Raum für Entdeckungen, für das Nachdenken über die letzten 20 Jahre in Brandenburg, und gleichzeitig sorgt das immer für anregende Unterhaltung.“ Das fünfstündige Programm beweise außerdem, „dass ein innovativer Umgang mit Sendeformaten – gekoppelt mit dem Mut zum dokumentarischen Genre in der besten Sendezeit – zu einem sehr informativen, gleichzeitig unterhaltsamen und damit beispielhaften Fernsehabend werden kann“.
Jury-Mitglied Ingrid Schöller nutzte die Entscheidung auch zu einem Appell an die Programmverantwortlichen anderer Sender: „Wir wünschen uns, dass das Fernsehen mutig bleibt und gute Dokumentationen nicht immer nur nach hinten packt. Man kann das Publikum auch entwöhnen.“
Für Andreas Dresen ist es nicht die erste Auszeichnung aus Marl: Genau zehn Jahre nach dem Grimme-Preis für seinen Spielfilm „Die Polizistin“ kann er sich wieder auf eine Trophäe freuen. Die Preisverleihungs-Gala findet am 1. April im Stadttheater von Marl statt. (mit dpa)
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