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Landeshauptstadt: „Rote Rosen“ gegen NPD- Schülerzeitung Kampf gegen Rechts oder Parteien-Werbeaktion?

Das Interesse der Gesamtschüler im Zentrum-Ost an den fünf Zeitungsverteilern vor ihrer Schule ist durchwachsen. Viele greifen an diesem Montagmorgen eher achtlos nach dem hingehaltenen Blatt: Nach den Sommerferien gibt es wichtigeres als eine Schülerzeitung.

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Das Interesse der Gesamtschüler im Zentrum-Ost an den fünf Zeitungsverteilern vor ihrer Schule ist durchwachsen. Viele greifen an diesem Montagmorgen eher achtlos nach dem hingehaltenen Blatt: Nach den Sommerferien gibt es wichtigeres als eine Schülerzeitung.

Dabei lag am Montag nach den Ferien der Fokus stark auf den Schulhöfen Potsdams, ja ganz Brandenburgs. Werden die Jung-Kader der NPD ihre angekündigte Schülerzeitung verteilen? Das Brandenburger Bildungsministerium rüstete nach Bekanntwerden der NPD-Absichten die Lehrer mit Argumenten gegen die rechte Schülerzeitung aus. Gleichzeitig zitierte der Ministeriumssprecher Stephan Breiding das Schulgesetz, das politische Werbung auf Schulhöfen verbiete. Dass diese Regelung für alle Parteien gilt, müssen sich am Montagmorgen auch die fünf Jusos von der Jugendorganisation der SPD gefallen lassen. Sie stehen vor dem Schulhof der Peter Joseph Lenné Schule und verteilen ihre Antwort auf die NPD-Schülerzeitung: „Rote Rose“, vier Seiten mit Demokratie-Propaganda und jugendlich angehauchten Argumenten gegen rechte Slogans. „Mit einer Zeitung zu kontern ist ein probates Mittel“, glaubt Potsdams Juso- Chef Till Meyer. „Wir sagen nicht, wir haben auf alles eine Antwort, wir wissen nur, die Nazis haben keine Lösungen.“

Für das Bildungsministerium ist die Juso-Zeitung ganz nüchtern betrachtet gleichzusetzen mit dem NPD-Schülerblatt. „Da treffen sich zwei Partei-Aktionen auf Augenhöhe“, konstatiert Sprecher Breiding. Wichtiger für das Ministerium sei die inhaltliche Auseinandersetzung mit rechten Ideen im Unterricht. Das werde an der Lenné-Gesamtschule gemacht, erklärt Schulleiter Ingo Müller als er kurz darauf erscheint, um die Juso-Zeitung zu überfliegen. Der Nährboden für rechte Gedanken in seiner Schule sei gering“, befindet er und begründet das mit der „Kontinuität in der Arbeit“, regelmäßig würden Zeitzeugen und politische Gäste mit den Schülern diskutieren.

Etwas differenzierter sehen es die zwei Elftklässler Laura und Helene. Bei manchen Schülern sei rechtes Gedankengut bemerkbar, sagen sie. Bezeichnungen wie „Scheiß Zecke!“ – ein Schimpfwort für Linksalternative – würden hin und wieder fallen. Während die beiden die gedruckte Juso-Antwort gutheißen, hört man von vielen: „Das ist doch nur Parteiwerbung.“

200 Exemplare werden die Jusos an diesem Morgen vor der Lenné-Schule los, 20 000 ließ man drucken. Von der NPD- Schülerzeitung fehlt dem Bildungsministerium landesweit bislang jeder Hinweis, dass die rechtsextreme Partei ihr Blatt verteilen ließ. Die Jusos lässt diese Nachricht kalt. Mitglieder wollen morgen wieder vor weiterführenden Potsdamer Schulen ihre Zeitungsantwort auf die NPD verteilen. Kay Grimmer

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