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Landeshauptstadt: Sanssouci-Eintritt würde für Pflege aller Parks reichen

Schlösserstiftungs-Rat will Stadt zur Kasse bitten. Dorgerloh: Sanssouci ist kein Selbstläufer

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Wenn die Schlösserstiftung für den Potsdamer Park Sanssouci einen Pflichteintritt von zwei Euro verlangt, könnte sie mit dem Erlös die Pflege aller ihrer Schlossgärten und Parks in Berlin und Brandenburg bezahlen. Das stellte Generaldirektor Hartmut Dorgerloh am Mittwochabend im Hauptausschuss des Potsdamer Stadtparlaments klar. „So ist das Rechenmodell ausgelegt: Man kann in Sanssouci so viel Geld verdienen“, um die Parkpflege überall zu bezahlen, sagte er. Sanssouci sei ausgesucht worden, weil es der Park mit den meisten Touristen sei: „80 Prozent der Besucher sind Touristen.“

Gleichzeitig machte Dorgerloh deutlich, dass Potsdam zur Kasse gebeten werde, wenn die Stadt den Parkeintritt weiter ablehne. Sein – nicht ganz ernst gemeinter – Vorschlag: „Die Stadt könnte für jeden Bürger eine Jahreskarte kaufen und sie dann weiterreichen“, sagte er. Diese Rechnung allerdings kann durchaus als Hinweis auf die Größenordnung gelten, die der Stiftungsrat der Länder Berlin und Brandenburg und des Bundes sich von Potsdam wünschen könnte: Bei rund 156 000 Potsdamern und einem Preis von zwölf Euro pro Jahreskarte würde das rund 1,9 Millionen Euro pro Jahr machen, die Potsdam an die Schlösserstiftung überweisen müsste. Kinder und Jugendliche ausgenommen, würde die Summe sich reduzieren. Dafür, dass der Stiftungsrat Potsdam nun belangen wolle, machte Dorgerloh indirekt die Stadt selbst verantwortlich: Wenn Potsdam den Parkeintritt so vehement ablehne, werde damit deutlich, dass es sich um eine kommunale Angelegenheit handele. Diese könne nicht der Bund finanzieren, so Dorgerloh.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte es bereits jüngst als „unausweichlich“ bezeichnet, dass die Stadt für die Parkpflege zur Kasse gebeten wird. Er betonte am Mittwochabend erneut, dass das Potsdamer Stadtparlament und er selbst den Pflichteintritt ablehnten. Die Stadtverordneten hatten dies jüngst beschlossen. Auch auf dieser Basis werde es mit ihm keinerlei Gespräch über einen Parkeintritt geben, so Jakobs.

In den Hauptausschuss war Dorgerloh eingeladen worden, nachdem die Überlegungen der Stiftung, für Sanssouci zwei Euro Eintritt pro Person und Besuch zu verlangen, durch einen PNN-Bericht öffentlich geworden waren. Der Stiftungsrat hatte den Vorschlag dann allerdings von der Tagesordnung seiner jüngsten Sitzung gestrichen (PNN berichteten). Bekanntlich hatte die Stiftung mit Einnahmen von 4,5 Millionen Euro über den Parkeintritt kalkuliert. Gegen die Pläne hatte sich in der Potsdamer Politik massiver Widerstand geregt, Oberbürgermeister Jakobs sprach von „Wegezoll“.

Das angespannte Verhältnis zwischen ihm und Dorgerloh wurde im Hauptausschuss sehr deutlich. Ein unglückliches Bild gab Jakobs ab, als er seine jüngste Aussage, die Stadt erlasse der Stiftung bereits Grundsteuer und Winterdienstgebühren, widerrufen musste, nachdem Dorgerloh dies als nicht zutreffen bezeichnet hatte.

Nicht gefallen haben dürften Jakobs auch die Aussagen des Generaldirektors zur Anziehungskraft Potsdams auf Touristen. Während die Zahl der Besucher der Berliner und der märkischen Parks und Schlösser wachse, bleibe sie in Potsdam seit Jahren nur auf gleichem Niveau, sagte Dorgerloh. „Sanssouci ist kein Selbstläufer.“ Die Stiftung wolle Potsdamer wieder attraktiver machen, investiere ins Neue Palais, in mehr Service – dagegen aber stehe der „schleichende Werteverlust“ durch nicht angemessen gepflegte Parks. Das „Problem des Defizits bei der Pflege“ müsse gelöst werden, appellierte er.

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