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Folgen des Sodexo-Skandals: Schulessen könnte teurer werden – und besser
Ein Großlieferant kündigt massenhaft Verträge, weil er niedrige Preise nicht halten kann. Jetzt sucht die Stadt für 17 Schulen neue Anbieter.
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Potsdam - Ab dem nächsten Schuljahr müssen Tausende Eltern in Potsdam damit rechnen, dass das Schulessen für ihre Kinder teurer wird – aber zugleich vielleicht auch besser. Der Grund: Die Stadt muss für insgesamt 17 der von ihr verwalteten 39 Schulen – in ihnen lernen mehr als 14 000 Schüler – neue Anbieter finden, die ab dem kommenden Schuljahr die Schüler mit Essen versorgen. Das sagte Rathaussprecher Jan Brunzlow am Donnerstag auf PNN-Anfrage. Bei den nun nötigen Ausschreibungen könnten die Schulen jeweils zwischen mehreren Lieferanten wählen (siehe Kasten). „Wir hoffen, dass die aktuelle Debatte um die Qualität des Schulessens dazu führt, dass am Ende nicht allein der Preis, sondern das beste Angebot den Zuschlag erhält“, so Brunzlow.
Dass die Schulverwaltung im Rathaus nun das Schulessen an fast der Hälfte der Schulen neu vergeben muss, liegt vor allem an dem Unternehmen „Blauart Catering“, einem der größten Anbieter in der Region. Die Firma mit Sitz in der Neuendorfer Straße hat elf Potsdamer Schulen die Lieferverträge gekündigt – weil nach eigenen Angaben die Preise von derzeit rund 2,52 bis 2,63 Euro pro Essen seit Jahren nicht erhöht worden seien. „Diese Preise sind nicht mehr zu halten“, sagte Blauart-Chef Ralf Blauert den PNN. Betroffen sind etwa das Humboldt- und das Helmholtz-Gymnasium, die Voltaire-Gesamtschule sowie die Grundschulen „Rosa Luxemburg“ und „Karl Foerster“.
Für die Entscheidung zur Kündigung der alten Verträge nannte Caterer Blauert mehrere Gründe, etwa allgemein steigende Preise für Lebensmittel oder wachsende Transportkosten wegen des hohen Dieselpreises. Dazu wolle er den 50 Mitarbeitern angemessene Löhne zahlen, so Blauert. Speziell nach dem Sodexo-Skandal um verseuchte Tiefkühlerdbeeren und die dadurch an Schulen und Kitas ausgelöste Brechdurchfallwelle seien auch die Ansprüche an das Schulessen gewachsen – doch seien beispielsweise regionale Produkte im Einkauf nicht die günstigsten. Keinen Einfluss auf die Preisgestaltung der Portionen habe die Finanzierung einer am Werderschen Damm geplanten Großküche seines Unternehmens, betonte Blauert – am Rande von Potsdam- West will „Blauart“ bis Ende des Jahres einen früheren Güterbahnhof umbauen.
In der Stadtverwaltung hat man für Blauerts Argumente Verständnis. Die Entscheidung zur Kündigung der Verträge sei „nachvollziehbar und allemal besser, als an der Qualität des Essens zu sparen“, sagte Brunzlow. Wichtig sei, dass die Kündigungen keine Auswirkungen auf das Essen bis zum Schuljahresende haben. Das versicherte auch Blauert: Weder würden die Portionen kleiner noch an der Qualität gespart. Brunzlow wiederum verwies darauf, dass – sollten Essenportionen tatsächlich teurer werden – für Kinder aus bedürftigen Familien weiter die Möglichkeit bestehe, ein ermäßigtes oder sogar kostenloses Schulessen zu erhalten.
Über Schulessen wird seit dem Sodexo- Skandal im vergangenen September nicht nur in Potsdam diskutiert. In Berlin etwa hat die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg für den Berliner Senat eine Studie erstellt, wonach der realistische Preis für eine Mittagsmahlzeit in Grundschulen zwischen 3,17 und 3,36 Euro liege. Damit könne den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entsprochen werden. Daraufhin hatte Berlin ein Gesetz entworfen, in dem für Schulessen der einheitliche Preis von 3,25 Euro festgeschrieben ist.
In Potsdam werden derzeit Preise zwischen 2,03 und 2,80 pro Mahlzeit abgerufen. Bei einer erst jüngst von der Stadtverwaltung durchgeführten Umfrage zur Qualität des Schulessens gaben 19 von 31 befragten Einrichtungen an, nicht immer oder gar nicht zufrieden zu sein. Immerhin sechs Schulen erklärten, höhere Preise könnten das Essen verbessern – allerdings empfanden auch nur sechs Schulen mehr als drei Euro für ein Essen als einen angemessenen Preis.
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