Landeshauptstadt: Semesterstart mit neuen Fächern
An der Uni Potsdam startet der Studiengang Jüdische Theologie. Und auch sonst ändert sich einiges
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Das Potsdamer Rabbinerseminar Abraham-Geiger-Kolleg und sein Direktor Walter Homolka haben lange darum gekämpft, nun ist es so weit: In Potsdam startet im Oktober der bundesweit erste Universitäts-Studiengang für Jüdische Theologie. Die 40 Studienplätze für das erste Semester an der Universität Potsdam seien bereits weitgehend vergeben, sagte Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) am Montag in Potsdam. Und noch weitere Neuerungen gibt es ab diesem Wintersemester – in Potsdam, aber auch an anderen Brandenburger Universitäten.
Die „School of Jewish Theology“ mit der Ausbildung jüdischer Theologen wie Rabbiner und Kantoren direkt an der Universität sei „etwas Außergewöhnliches“ in Deutschland und komme einem Quantensprung gleich, betonte die Ministerin. Veranstaltungen im Fach Jüdische Theologie könnten nun erstmals von allen Studierenden besucht werden. Bislang wurden theologische Fragen vor allem am 1999 gegründeten Abraham-Geiger-Kolleg behandelt, das mit der Hochschule kooperiert. Die bislang 36 Anmeldungen kommen nach Angaben der Universität unter anderem aus Polen, Israel, Russland, Ungarn, Deutschland, den USA, Frankreich, Schweden und Norwegen. An der Einrichtung mit acht Professoren können nun Rabbiner der liberalen und der konservativen Strömungen des Judentums ausgebildet werden, die anders als im orthodoxen Judentum nur mit Hochschulabschluss ordiniert werden. „Diese bunte Mischung bietet sonst niemand“, sagte Kunst.
Und noch ein weiterer neuer Studiengang startet an der Universität Potsdam: Angehende Lehrer können dort nun ein Studium mit inklusionspädagogischem Schwerpunkt absolvieren, um sich besser auf die geplante Einführung gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit und ohne Handicap beziehungsweise Lern- und Verhaltensproblemen vorzubereiten. „Das ist Neuland in Deutschland“, betonte die Ministerin. Drei Millionen Euro bekommt die Universität für den neuen Lehramts-Studiengang zusätzlich pro Jahr. Und das Interesse ist groß. Für die 60 Studienplätze seien knapp 400 Bewerbungen eingegangen, sagte Kunst.
Auch die Juristenausbildung in Brandenburg wird reformiert: In Frankfurt an der Oder und Potsdam wird nun neben dem klassischen Jura-Studium mit Staatsexamen auch ein dreijähriges Bachelor-Studium angeboten, das auch in Abschlüsse anderer Fachrichtungen münden kann. Ziel sei, die hohe Abbrecherquote im Fach Jura zu senken, sagte Kunst. Richter, Staatsanwalt oder Rechtsanwalt können die Absolventen dann zwar nicht werden. Sie könnten jedoch einen qualifizierten juristischen Abschluss erwerben, um in andere Berufe einzusteigen.
Um mehr Studierende vor allem für technische Berufe zu finden, soll künftig zudem Schulabgängern ohne Abitur, mit zu schlechten Noten, anderen Abiturschwerpunkten oder Berufsabschluss unter die Arme gegriffen werden. Sie sollen ab 2014 an einem neuen College in der Lausitz auf das Studium vorbereitet werden. Vor allem Schulabgänger, deren Eltern keinen akademischen Hintergrund haben, sollen damit erreicht werden. „Sie sind an den Hochschulen nach wie vor unterrepräsentiert“, erklärte die Wissenschaftsministerin.
An der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg werden zum Wintersemester zudem zwei neue Bachelor-Studiengänge im Gesundheitswesen eingeführt. Dort können in den Fächern Therapie- und Pflegewissenschaften künftig gleichzeitig Berufs- und Hochschulabschlüsse erworben werden, das Studium wird mit einer Berufsausbildung in der Pflege oder Physiotherapie kombiniert. Brandenburg nehme damit bei der Akademisierung von Gesundheitsberufen bundesweit eine Vorreiterrolle ein, betonte Kunst. Um den Gesundheitsschwerpunkt aufzubauen, stünden jährlich bis zu 3,2 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung.
Yvonne Jennerjahn
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