zum Hauptinhalt
Angeregtes Gespräch zwischen Präsident Macron und Kanzler Scholz: Ein Abendessen für die deutsch-französische Freundschaft.

© REUTERS/Pool

Spargel, Schweinebauch und Rhabarber für Macron und Scholz: Was im „Kochzimmer“ in Potsdam aufgetischt wurde

Höchste Geheimhaltung und Diskretion, doch anschließend darf Restaurantchef Jörg Frankenhäuser etwas plaudern. Er spricht von einem „magischen Abend“ in Potsdam.

Eigentlich ist das „Kochzimmer“ dienstags geschlossen. Für zwei besondere Gäste war das Edel-Restaurant am Neuen Markt am Dienstagabend (6. Juni) dennoch geöffnet. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Abendessen nach Potsdam eingeladen.

Über den Ort des gemeinsamen Dinners wurde nichts verraten. Auch Restaurantchef Jörg Frankenhäuser hielt still. Diskretion gehört für ihn und seine Gäste zur Selbstverständlichkeit.

Dennoch blieb nicht verborgen, dass Scholz für Macron Potsdams vermutlich beste Küche im einzigen Sterne-Restaurant der Stadt ausgewählt hatte. Seit 2015 erhielt das 2011 in Beelitz gegründete und seit sechs Jahren in der Gaststätte zur Ratswaage beheimatete Restaurant durchgängig einen Stern des französischen Guide Michelin.

Es war ein magischer Abend.

Restaurantchef Jörg Frankenhäuser

Deshalb müsse sich das Kochzimmer auch nicht vor den vielen Sterne-Restaurants in Paris verstecken, sagt Frankenhäuser. „Der Michelin-Stern ist eine Auszeichnung, die weltweit gültig ist.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Stern garantiere nicht nur eine Küche mit viel Finesse. „Wir wollen unseren Gästen einen besonderen Abend schenken.“ Und das ist den acht Mitarbeitenden um Küchenchef David Schubert offenbar gelungen.

„Es war ein magischer Abend“, berichtet Frankenhäuser. Erst als alles vorbei war, sei ihm bewusst geworden, dass es sich um einen Staatsbesuch in seinem Restaurant gehandelt habe. Besondere Gäste habe er aber an jedem Abend im Haus.

Blick ins „Kochzimmer“ in Potsdam: Macron und Scholz sitzen gemeinsam am Tisch zum Abendessen.
Blick ins „Kochzimmer“ in Potsdam: Macron und Scholz sitzen gemeinsam am Tisch zum Abendessen.

© AFP/Michael Kappeler

Vom französischen Präsidenten spricht der Restaurantchef in höchsten Tönen. „Der ist super nett, total charmant.“ Zwischen Scholz und Macron habe es eine tolle Atmosphäre gegeben.

„Das war unser Gefühl“, so Frankenhäuser. Drei Stunden blieben die prominenten Gäste. „Sie wollten nicht gehen“, so der Restaurantchef. „Uns freut es, wenn man bei uns die Zeit vergisst.“

Durchs Fenster sind im Laufe des Abends das Gesicht von Macron und der Hinterkopf von Scholz zu sehen. Sie sitzen zu zweit an einem Tisch. Mal gestikuliert Macron, dann schaut er ernst drein oder lacht. Scholz hatte ihn in Frankreich nach Potsdam eingeladen.

Nach einem kleinen Spaziergang vom Alten Markt zur Freundschaftsinsel führt Scholz am Dienstagabend zum ersten Mal einen Staatsgast in das „Kochzimmer“.

Die Ehefrauen Britta Ernst und Brigitte Macron sind nicht dabei. Die Delegationen aus Frankreich und Deutschland nehmen an anderen Tischen Platz. Für alle gibt es das gleiche Menü. „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, zitiert Frankenhäuser dazu den Wahlspruch der Französischen Republik.

Kurz nach der Ankunft des Präsidenten in Potsdam saßen Scholz und Macron zunächst auf der Terrasse des Museums Barberini.
Kurz nach der Ankunft des Präsidenten in Potsdam saßen Scholz und Macron zunächst auf der Terrasse des Museums Barberini.

© REUTERS/Pool

Das Menü: ohne Extrawurst für Scholz und Macron

Und was gab es zu essen? Jedenfalls keine Extrawurst für die Promis. „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“, sagt Frankenhäuser.

Das aktuelle Menü des „Kochzimmers“ mit seiner „neuen preußischen Küche“ listet acht Gänge auf: Spargel mit Taubnesseln, Broccolistielen, Mandelmilch und Trauben, danach Eigelb mit Morcheln, Bärlauch, Erbsen und Kaffeesalz, anschließend gerösteter Duroc-Schweinebauch mit Kopfsalat, Rübchen und Frühlingslauch, dann gebratener Rehrücken mit Pfifferlingen, roten Rübchen und Stachelbeeren sowie ein Comté-Käse mit Aprikose, Schafgarbe und Bittermandel, zum Dessert Rhabarber mit Ingwer, weißer Schokolade und einem Kaiserkeks.

Und zu jedem Gang ein eigener Wein. Wer nun mag, kann als Gast im „Kochzimmer“ probieren, was Scholz und Macron auf den Tellern hatten. Das Menü kostet ohne Wein 135 Euro.

Über Sonderwünsche verrät Frankenhäuser nichts. „Wir haben unser Bestes gegeben.“ Die Vorbereitung für den Abend habe um 8 Uhr begonnen und war offensichtlich von Erfolg gekrönt. „Wenn ich damit dazu beitragen konnte, dass Europa zusammenhält und Deutschland und Frankreich sich gut verstehen, dann bin ich zufrieden.“

Schließlich sorge gutes Essen auch für eine gute Atmosphäre. Der Besuch von Scholz und Macron werde etwas Besonderes in der Geschichte des Restaurants bleiben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false