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Von Jana Haase: Spenden von den Kollegen

Shiori Kubo arbeitet am Max-Planck-Institut in Golm

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Golm - Am Anfang war sie sehr nervös. „Ich habe versucht, meinen Vater dazu zu zwingen, in den Süden zu fahren“, erzählt Shiori Kubo. Aber der konnte sich nicht vorstellen, einfach Urlaub zu nehmen von seiner Arbeit in Tokio. Nach dem Erdbeben, dem Tsunami und der Katastrophe im Kernkraftwerk Fukushima habe sie jeden Tag über das Internet mit ihren Eltern in Japan telefoniert – sie wohnen in Yokohama, 30 Kilometer südlich von Tokio. Mittlerweile schickt sie nur noch zweimal täglich eine SMS. „Es geht ihnen gut“, erzählt die 29-jährige Wissenschaftlerin, die seit drei Jahren am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung in Golm arbeitet. Im April soll die Verteidigung ihrer Doktorarbeit stattfinden. Dann wollen auch ihre Eltern nach Potsdam kommen.

Kaum ein Tag vergeht derzeit, an dem Kubo nicht von Kollegen oder Bekannten nach Japan gefragt wird. Viele hätten sogar eine Unterkunft angeboten, falls ihre Eltern nach Deutschland kommen wollen, erzählt sie: „Die Angebote sind sehr nett, ich denke aber, die Situation in Japan ist nicht so schlimm, als dass meine Eltern herkommen müssten.“ Sie habe sich mit anderen japanischen Kollegen über die Lage ausgetauscht: „Wir denken, dass die Fernsehberichte in den europäischen Ländern etwas übertrieben sind.“

Die Situation in Tokio, wohin ihr Vater jeden Tag zur Arbeit fährt, sei ruhig: „Der Alltag geht normal weiter“, erzählt die Wissenschaftlerin: „Ich habe nicht das Gefühl, dass die Leute da so in Not sind.“ Das Katastrophen-Kernkraftwerk Fukushima liegt rund 250 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Trotzdem: Kubos Mutter ist nach dem Beben mit dem Schnellzug in den Süden gefahren und wohnt nun bei Verwandten. Am meisten Angst habe sie vor einer Massenpanik und Chaos auf den Straßen gehabt, erzählt Kubo. Doch dazu sei es nicht gekommen.

In den vom Tsunami besonders betroffenen Regionen ist die Situation allerdings dramatisch: Gemeinsam mit einem japanischen Kollegen am Institut hat Kubo eine Spendensammlung für die Erdbebenopfer initiiert. „Die Beteiligung ist sehr gut“, berichtet sie. Das Geld soll eine Hilfsorganisation wie etwa das japanische Rote Kreuz bekommen.

Die Demonstrationen gegen Atomkraft, wie am Donnerstag in Potsdam, haben Shiori Kubo überrascht. Trotz der Katastrophe in Fukushima hält sie Kernkraft für notwendig: „Ich persönlich glaube immer noch, dass wir in Japan AKWs brauchen, auch Deutschland würde ohne Kernkraft Probleme mit der Energieversorgung bekommen.“

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