
© Andreas Klaer
Stadt der kurzen Wege: Immer mehr Potsdamer sind zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs
Eine neue Mobilitätsbefragung zeigt: Immer weniger Potsdamerinnen und Potsdamer fahren im Alltag Auto. Die Stadtverwaltung will mehr auf autoarme Konzepte und Fußgängerfreundlichkeit setzen.
Stand:
Potsdam ist die Stadt der Fußgängerinnen und Fußgänger. Erstmals seit 1987 liegt der Fußgängeranteil mit 29 Prozent vor allen anderen Verkehrsmitteln. Im Binnenverkehr, also innerhalb der Stadtgrenzen, geht sogar jeder Dritte für die täglichen Wege zu Fuß. Das zeigt die repräsentative Verkehrsbefragung „Mobilität in Städten“ der Technischen Universität Dresden, wofür zwischen Februar 2023 und Januar 2024 insgesamt 2199 Personen in Potsdam befragt wurden. Alle fünf Jahre erhebt die TU Dresden in mehreren Großstädten Deutschlands das Mobilitätsverhalten, seit 1977 auch in Potsdam.
Der Anteil des nichtmotorisierten Verkehrs ist im Vergleich zu 2013 und 2018 deutlich gestiegen, der Autoverkehr deutlich gesunken. 2018 lag der motorisierte Individualverkehr mit 32 Prozent noch auf Platz eins. 2023 nutzten 27 Prozent der Befragten Auto oder motorisiertes Zweirad, 26 Prozent das Fahrrad, 18 Prozent öffentliche Verkehrsmittel und 29 Prozent gingen zu Fuß. Innerhalb der Stadtgrenzen machten Fußgängerinnen und Fahrradfahrer sogar 55 Prozent aus, nur 20 Prozent nutzten das Auto.
„Wir haben es geschafft, dass die Stadt gewachsen und der Autoverkehr prozentual gesunken ist“, so Bernd Rubelt (parteilos), Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt. Er nennt es „eine Erfolgsmeldung“. „Das, was wir in den Quartieren und in der Innenstadt diskutiert haben, ist erfolgreich“, so Rubelt. Nämlich die autoarme Innenstadt, die autofreien Tage im Schlaatz und die Quartiersgaragen für ein autoarmes Krampnitz.
Fahrrad und zu Fuß in der Innenstadt, Auto in den Ortsteilen
Bei innerstädtischen Wegen sind jeweils 38 Prozent der Befragten der Innenstadt, inklusive Hauptbahnhof, Brauhausberg und Brandenburger Vorstadt, zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Auch rundum das Stadtzentrum, in Babelsberg, Bornstedt und Potsdam-West, überwiegen Fahrradfahrer (37 Prozent) und Fußgängerinnen (29 Prozent). In den Plattenbauvierteln im Südosten nutzten weniger das Fahrrad und mehr den ÖPNV und das Auto. Der Fußgängeranteil liegt aber auch hier bei 38 Prozent. Herausstechen die nördlichen Ortsteile mit einem Autoanteil von 39 Prozent im Binnenverkehr, Wege innerhalb und außerhalb des Stadtgebiets erledigen 46 Prozent motorisiert.

© Andreas Klaer
Für Rubelt sind die Daten Anlass zur Forderung, Infrastruktur fußläufig in den Quartieren zu verankern und Alltagswege sicherer zu gestalten. Wenn die Menschen am Schlaatz, Stern oder in Drewitz vor die Haustür treten, sollten Dienstleistungen wie Post und Bank nicht weit sein. Verankert ist dies unter anderem im Rahmenplan Stern, der bald beschlossen werden soll. Auch im ländlich geprägten Norden und in Golm müsste die Nahmobilität weiterentwickelt werden, als Vorzeigebeispiel nennt Rubelt Krampnitz. Richtung Haushaltsdebatte sagt er: „Wir brauchen eine Stärkung von Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV.“ Es sei eine Verpflichtung in die Zukunft, dort nicht zu sparen und den Verkehrsbetrieb ViP abzusichern.
Wir brauchen eine Stärkung von Fußverkehr, Radverkehr und ÖPNV.
Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt
Die neuen Daten dienen auch der Fortschreibung des Stadtentwicklungskonzeptes Verkehr und als Argumentationsgrundlage für autoarme Straßen. In der Potsdamer Innenstadt treffen Fußgänger und Radfahrerinnen auf ruhenden Verkehr. Norman Niehoff, Fachbereichsleiter Mobilität, sagt: „Ein Auto zu haben ist das eine, ein Auto zu nutzen, das andere.“
Auto nur zur Arbeit und für weite Strecken
59 Prozent der Befragten in Potsdam verfügen über ein Auto pro Haushalt, das ist ein Anstieg um drei Prozentpunkte seit 2018. Zeitgleich werden die Haushalte mit zwei oder mehr Autos weniger. Den Drang zum eigenen Auto nennt Niehoff einen Coronatrend.

© Andreas Klaer
Vor allem zur Arbeit (37 Prozent) fahren die Potsdamerinnen und Potsdamer mit dem Auto. Wege zur Kita, Schule und Ausbildung werden zu 61 Prozent zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewerkstelligt. Beim Einkaufen (34 Prozent) und in der Freizeit (41 Prozent) überwiegt der Fußverkehr, jeder Vierte nutzt jeweils das Auto – ein deutlicher Rückgang seit 2018. Bei Wegstrecken von fünf bis zehn Kilometer (43 Prozent) und mehr als zehn Kilometer (65 Prozent) überwiegt noch das Auto deutlich vor dem ÖPNV. „Auf kürzeren Strecken ist der Autoverkehr stark rückläufig“, so Niehoff. In der Innenstadt hatten 36 Prozent der Befragten gar kein Auto, im Südosten 30 Prozent.
Leicht gesunken ist der Anteil des ÖPNV. Als Erklärung nennt Niehoff das mobile Arbeiten, das lange Pendelstrecken etwa nach Berlin obsolet macht, sowie ein Plus im Fahrradverkehr durch Pedelcs und einem stärkeren Gesundheitsbewusstsein.
- Brandenburg
- Hochschulen
- Kunst in Berlin
- Potsdam-West
- Potsdam: Brandenburger Vorstadt
- Potsdam: Krampnitz
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- Stadtentwicklung in Potsdam
- Umwelt und Natur
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false