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Bauboom? Im vergangenen Jahr ging der Wohnungsneubau in Potsdam zurück. Trotzdem sind noch einige neue Wohnungen in der Pipeline, wie am Tiroler Damm.

© Andreas Klaer

Wohnen in Potsdam: Stagnation im Wohnungsbau

In Sachen Wohnungsbau liegt Potsdam landesweit deutlich an der Spitze. Dabei entstehen derzeit weniger Neubauten als in den vergangenen Jahren.

Potsdam - Potsdams Wohnungsneubau stößt möglicherweise an Grenzen. Nach rasantem Wachstum in den vergangenen Jahren ging der Wohnungsneubau im Jahr 2017 leicht zurück. Das geht aus aktuellen Daten des Landesamtes für Statistik zu den Baufertigstellungen im Land Brandenburg hervor. Demnach sind im vergangenen Jahr insgesamt 1581 Wohnungen fertiggestellt worden, darunter waren 1452 Neubauwohnungen. Im Jahr zuvor waren insgesamt 1613 Wohnungen fertiggestellt worden.

Landesweit liegt Potsdam deutlich an der Spitze. Auf dem zweiten Platz folgte der Landkreis Teltow-Fläming mit 1196 Wohnungen. In Potsdam-Mittelmark waren es 1102. Insgesamt ging die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in Brandenburg im Jahr 2017 um 3,1 Prozent auf 10 914 zurück. Am stärksten sank die Zahl der Fertigstellungen von Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern, nämlich um 9,1 Prozent auf 5568 neue Wohnungen.

Ob das Wachstum beim Wohnungsbau in Potsdam tatsächlich zu Ende ist, muss sich allerdings erst noch zeigen. Es gibt sowohl Indizien, die dafür sprechen, als auch dagegen: Zum einen war 2016 beim Wohnungsbau ein Rekordjahr in diesem Jahrtausend – sowohl in Eiche als auch im Bornstedter Feld wurden mehrere Großprojekte mit jeweils Hunderten Wohnungen fertig. Schwer zu knacken also. Außerdem läuft die Baukonjunktur bundesweit auf Hochtouren, Baufirmen mangelt es mittlerweile an Personal. Eine weitere Steigerung der Stückzahl wäre angesichts dessen überraschend.

365 Wohnungen sollen dieses Jahr fertiggestellt werden

Andererseits hat die Wohnungswirtschaft in Potsdam noch einiges in der Pipeline: Im Neubaugebiet am Schragen im Bornstedter Feld stehen Hunderte Neubauwohnungen vor der Fertigstellung. Und auch in der Waldstadt feierte die kommunale Bauholding Pro Potsdam am Moosfenn und am Tiroler Damm in den vergangenen Monaten zwei Richtfeste für insgesamt 200 Wohnungen. 86 Millionen Euro investiert allein die Pro Potsdam im Jahr 2018, davon 45 Millionen Euro in Neubauten. Von 542 Wohnungen, die sich im Bau befinden, sollen dieses Jahr 365 fertiggestellt werden. Und auch danach soll in Potsdam geklotzt werden: Auf dem früheren Kasernenareal Krampnitz soll ab 2019 ein neuer Stadtteil für bis zu 10 000 Menschen entstehen.

Das schlägt sich auch in der Statistik nieder – und zwar in der der Baugenehmigungen. Da geht es für Potsdam weiter steil bergauf. So wurden im Jahr 2017 Baugenehmigungen für 2420 Wohnungen erteilt. Das waren 553 mehr als im Vorjahr. Ein Zuwachs von fast 30 Prozent. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre. Wohnungssuchende müssen sich also noch eine Weile gedulden, bis diese Wohnungen auf dem Markt kommen.

Auch landesweit zeichnet sich diese Entwicklung ab – wenn auch nicht so stark wie in Potsdam: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der genehmigten Wohnungen um 14,3 Prozent auf 16 302. 7681 Neubauwohnungen entstehen in Mehrfamilienhäusern, 42,2 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Wohnungsneubau nicht unumstritten

Trotz der großen Nachfrage und der Knappheit auf dem Potsdamer Mietmarkt (PNN berichteten) ist der Wohnungsneubau im großen Stil nicht unumstritten. Zum einen steht der Wohnungsbau in Konkurrenz um Flächen etwa für soziale Infrastruktur oder Grünflächen. Ein Beispiel dafür ist die derzeitige Diskussion um die Verkleinerung des Volksparks. Dort plant die Stadt nördlich der Biosphäre eigentlich ein Viertel mit rund 800 Wohnungen – teilweise dringend benötigte Sozialwohnungen. Doch die Mehrgeschosser könnten den Volkspark zu einem Grünstreifen degradieren.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs ist angesichts der Diskussion genervt. „Es wird so getan, als würde hier auf Teufel komm raus gebaut“, sagte er jüngst bei einem Richtfest. Dabei gehe jedem Bauvorhaben ein aufwendiges Verfahren voraus, beginnend mit der Aufstellung des Flächennutzungsplans. „Das wurde nicht im Hinterstübchen entschieden“, sagte er mit Bezug auf den Bebauungsplan für die Häuser auf dem jetzigen Volkspark-Areal. Nicht alle Grünflächen würden dem Wohnungsbau geopfert. Allerdings räumt Jakobs ein, dass zwischen den ursprünglichen Entscheidungen über die Bauten am Volkspark und der Umsetzung viel Zeit vergangen sei.

„Wir brauchen das, damit Wohnen bezahlbar bleibt.“

Unabhängig von Einzelentscheidungen, machte Jakobs deutlich, müsse Potsdam weiterhin auf Neubau setzen. Sozial verantwortliche Wohnungspolitik müsse dafür sorgen, dass neue Wohnungen gebaut werden, so Jakobs. „Was passiert, wenn man das nicht macht, sieht man gerade hinter der Landesgrenze.“ In Berlin steigen die Mieten seit mehreren Jahren deutlich schneller als in Potsdam. Der Mietmarkt kann mit dem Zuzug nicht mithalten. Es kommt zur Verdrängung einkommensschwacher Mieter. Jakobs forderte die Landesregierung auf, das laufende Förderprogramm für sozialen Wohnungsbau zu verlängern. „Wir brauchen das, damit Wohnen bezahlbar bleibt.“

Immerhin scheint in Potsdam zumindest nicht die Verwaltung dem Wohnungsbau im Weg zu stehen. Maren Kern, Chefin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, lobte jüngst die Serviceorientierung der Bauverwaltung in einigen Städten und nannte als Beispiel unter anderem Potsdam. 

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