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Landeshauptstadt: Steuer-Bonus hätte Spielberg nach Babelsberg gebracht Studio-Chef fordert Begünstigung für Filmwirtschaft / Außenaufnahmen für „Mission: Impossible 3“ in Brandenburg / Neues Finanzierungsmodell geplant

Von Sabine Schicketanz Babelsberg - Über fehlende Aufträge kann die Studio Babelsberg AG derzeit nicht klagen. Ab Mitte August soll Hollywood-Regisseur Paul Verhoeven („Basic Instinct“) seinen Thriller „Black Book“ auf dem Potsdamer Filmgelände drehen, zuvor wird das Studio den Produktionsservice den Film „Mission: Impossible 3“ mit Tom Cruise übernehmen.

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Von Sabine Schicketanz Babelsberg - Über fehlende Aufträge kann die Studio Babelsberg AG derzeit nicht klagen. Ab Mitte August soll Hollywood-Regisseur Paul Verhoeven („Basic Instinct“) seinen Thriller „Black Book“ auf dem Potsdamer Filmgelände drehen, zuvor wird das Studio den Produktionsservice den Film „Mission: Impossible 3“ mit Tom Cruise übernehmen. Nachdem der Hollywoodstar zunächst geplant hatte, große Teile des Thrillers in Babelsberg, Potsdam und Berlin zu drehen, drohte zwischenzeitlich eine komplette Absage. Nun sei man informiert, dass es Außenaufnahmen in Brandenburg geben werde, sagte Carl Woebcken, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG, am Sonnabend beim Empfang des Studios anlässlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises in der Kulisse „Berliner Straße“ in Babelsberg. Woebcken forderte dennoch ein Steuerbegünstigungs-Modell für die deutsche Filmwirtschaft. Studio Babelsberg habe erst kürzlich den Auftrag für Steven Spielbergs neuen Film zum Münchner Olympia-Attentat 1972 nach Ungarn verloren. Dort bekämen Produzenten 20 Prozent aller vor Ort getätigten Ausgaben vom Finanzamt zurück. Ähnliche Modelle gebe es beispielsweise in Kanada, New York und Irland; in Europa seien die Studios einem wahren Steuerwettbewerb ausgesetzt. Babelsberg und andere deutsche Standorte hätten zudem mit dem Standortnachteil hoher Lohnkosten zu kämpfen. Der Verlust eines so wichtigen Projekts wie dem Spielberg-Film „tut weh“, sagte der Studiochef. Gäbe es ein Steuermodell, „würde uns das sehr beflügeln“, meinte Woebcken. Es könne auch dazu beitragen, dass US-Studiokonzerne „Andeutungen“ wahr machten, sich in Babelsberg anzusiedeln. „Aber dafür brauchen sie eine mittelfristige Perspektive.“ Das Studio sei auf die Auslastung der Hallen und Werkstätten angewiesen und dabei derzeit zumeist von der Filmförderung abhängig. Um dies zu vermindern, sei geplant, eine so genannte „Private Equity“-Finanzierung einzuführen. Privatanleger und Firmen sollen darüber einen Film mitproduzieren. Für eine Hollywood-Produktion bedeute das am Standort Babelsberg bis zu zehn Prozent weniger Kosten. Erste Interessenten für die „Private Equity“ gebe es bereits. Allerdings könne schon von einem Erfolg gesprochen werden, „wenn uns das einmal im Jahr gelingt“, so Woebcken. Eine positive Bilanz zog der Studio-Vorstandschef für den Börsengang des Unternehmens. Seit der Erstnotierung im Freiverkehr in Frankfurt (Main) am 29. April sei der Kurs „sehr stabil“. Obwohl nur wenige Unternehmensanteile frei gehandelt würden, gebe es eine „hohe und breite Nachfrage“. In etwa einem Monat wolle das Studio nun die erste Halbjahresbilanz veröffentlichen und erwarte gespannt die Reaktion der Finanzmärkte. Für heute geplant ist die Fertigstellung des Umbaus des Tonkreuzes auf dem Studiogelände. Dort soll eine neue Telenovela für das Fernsehen produziert werden. Künftig werde man sich auf die Neuausrichtung der Postproduktion – der Technik zur Nachbearbeitung der Filme – konzentrieren, so Woebcken.

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