
© Andreas Klaer
Tag der Deutschen Einheit in Potsdam: Ballonflucht-Folgen, Mauerspuren und ein Mitsingkonzert
In der Gedenkstätte Lindenstraße berichtet Anke Strelzyk über die Inhaftierung nach der Flucht ihrer Familie aus der DDR. Diese Angebote und Führungen gibt es noch am 3. Oktober.
Stand:
Die spektakuläre Fluchtgeschichte der Familien Strelzyk und Wetzel 1979 per Ballon aus dem Thüringischen in die BRD machte weltweit Schlagzeilen und wurde zur Vorlage für zwei Kinofilme: „Mit dem Wind nach Westen“ (1980) und „Ballon“ (2018). Die Gedenkstätte Lindenstraße beleuchtet am 3. Oktober erstmals einen bislang nicht bekannten Aspekt: Angehörige der Entkommenen wurden seinerzeit im Untersuchungsgefängnis der DDR-Staatssicherheit in der Lindenstraße inhaftiert. Die Zeitzeugin Anke Strelzyk wird am Donnerstag um 15 Uhr vor Ort darüber berichten, wie die Gedenkstätte mitteilte. Außerdem gibt der Potsdamer Schauspieler Christian Näthe, der in dem zweiten Film einen Stasi-Hauptmann spielte, Einblicke in seine Arbeit und die Vorbereitung auf die Rolle.
Die Gesprächsrunde ist der Höhepunkt des Programms zum Tag der Deutschen Einheit, an dem die Gedenkstätte von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden kann. Wegen der begrenzten Platzmöglichkeiten wird für das Zeitzeugengespräch um eine Anmeldung per Mail an info@gedenkstätte-lindenstrasse.de gebeten.
Neben 30-minütigen Kurzführungen durch die Gedenkstätte jeweils zur vollen Stunde steht um 11 Uhr auch ein thematischer Stadtspaziergang zur NS-Zwangsarbeit in Potsdam auf dem Programm. Rund eine Stunde lang geht es durch die Innenstadt an historische Schauplätze der „vergessenen Vergangenheit des damals allgegenwärtigen und menschenunwürdigen Systems der NS-Zwangsarbeit“, wie die Gedenkstätte ankündigt. Sie plant im November zu dem Thema eine Sonderaussstellung.
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Um 10 Uhr gibt es eine inklusive Tastführung durch das Gebäude, bei der Teilnehmende mit und ohne Sehbehinderungen Geschichte ertasten können. In den Räumen der Gedenkstätte können sich Betroffene und Angehörige politischer Verfolgung in der DDR außerdem von 11 bis 15 Uhr von Mitarbeitenden der Landesaufarbeitungsbeauftragten beraten lassen. Zudem findet von 10 bis 17 Uhr ein Workshop zum Mauerfalljubiläum statt: Es sollen Forderungen auf Schilder und Transparente gebracht werden, die rund um den 9. November entlang des ehemaligen Mauerverlaufs ausgestellt werden, heißt es.
Auch die Schlösserstiftung lädt am Tag der Deutschen Einheit zu verschiedenen Führungen ein: Im Park Babelsberg kann man um 12 und 17 Uhr mit der digitalen Game-App „Border Zone“ verborgene Spuren des ehemaligen Grenzgebiets entdecken oder mit der App „Actionbound“ eine interaktive Schnitzeljagd zu besonderen Orten im Park unternehmen. Stiftungsmitarbeitende stehen zu den besagten Zeiten auf dem Vorplatz von Schloss Babelsberg für Fragen und Tipps zur Verfügung. Die Teilnahme und die Apps sind kostenlos.
Im Park Babelsberg gibt es zudem um 13 und 16 Uhr eine Führung zur Berliner Mauer im Park. Die Teilnahme kostet 8, ermäßigt 6 Euro. Tickets können auf www.spsg.de erworben werden. Auch hier ist der Treffpunkt der Vorplatz von Schloss Babelsberg. Spuren der deutsch-deutschen Grenze gibt es auch im Neuen Garten, der zudem 1945 Schauplatz der Potsdamer Konferenz wurde: Die Stiftung bietet am Donnerstag jeweils um 11.30 Uhr, 13.30 Uhr und 15.30 Uhr thematische Führungen – auf einem Spaziergang vom Marmorpalais zum Schloss Cecilienhof werden Erinnerungen der Weltgeschichte sichtbar gemacht, heißt es in der Ankündigung. Die Teilnahme kostet 10, ermäßigt 8 Euro. Treffpunkt ist die Schlosskasse vom Marmorpalais.
Auch der Chor 360° vom Chorwerk Potsdam plant eine besondere Aktion zum Tag der Deutschen Einheit – mit einem Mitsingkonzert in der Nikolaikirche gemeinsam mit weiteren Chören aus Potsdam und der Region. Es handelt sich um eine Aktion im Rahmen des bundesweiten Projektes „Deutschland singt und klingt“, teilte Chorwerk-Leiter Hans-Joachim Lustig mit. Zur Feier des Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung werden am Abend des 3. Oktober bundesweit hunderte Chöre dieselben zehn Lieder zum Mitsingen anstimmen: Darunter der „Tote-Hosen“-Klassiker „Tage wie diese“, das Volkslied „Kein schöner Land“, Herbert Grönemeyers „Kinder an die Macht“ und die Nationalhymne sowie die Europahymne. Beginn in Potsdam ist 18 Uhr. Der Eintritt frei, eine Spende erbeten.
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