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1645 Wohnungen sind im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt gebaut worden. 

© Ottmar Winter

Gegen den Bundestrend: Talsohle bei Potsdamer Wohnungsbau überwunden

Die Zahl neuer Wohnungen in der Landeshauptstadt hat sich stabilisiert. Die Aussichten sind dennoch nicht rosig.

Potsdam - Der Wohnungsbau in Potsdam ist im vergangenen Jahr nach einer Schwächephase wieder angekurbelt worden. Das geht aus aktuellen Daten des Landesamtes für Statistik zu den Baufertigstellungen im Land Brandenburg hervor. 1645 Wohnungen sind demnach im Jahr 2021 errichtet und saniert worden, darunter waren 1446 Neubauwohnungen. Das ist in etwa das Niveau wie in den meisten Jahren vor der Pandemie. Verglichen mit dem – allerdings äußerst schwachen – Vorjahr beträgt der Zuwachs stattliche 83 Prozent.

Auffällig ist, dass sich die Situation in Potsdam anders darstellt als bundesweit. 2021 war die Zahl der neugebauten Wohnungen überraschend wieder unter die Marke von 300.000 gesunken, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von den 400.000 neuen Wohnungen, die sich die Ampelkoalition in ihrem Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt hat, hat man sich weiter entfernt. Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) unkte sogar, der Rückgang von 4,2 Prozent sei nur der Vorbote eines „dramatischen Einbruchs beim Wohnungsbau“.

In Potsdam scheint die Situation hingegen stabil zu sein. Vom Rekordjahr 2018, als mehr als 2100 Wohnungen fertig wurden, ist die Stadt zwar weit entfernt, aber abwärts geht es jedenfalls nicht.

Nicht nur in Potsdam, im ganzen Land Brandenburg ging der Schnitt nach oben. Denn auch auf Baustellen an anderen Orten in der Mark gab es 2021 wieder mehr Erfolge zu verzeichnen: 12.620 Wohnungen meldeten die Bauaufsichtsbehörden des Landes Brandenburg im Berichtsjahr 2021 als fertiggestellt – das sind 20,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte, wurde damit der höchste Wert der letzten zehn Jahre erreicht. 

Durchwachsene Aussichten

Der Zuwachs wurde dabei überwiegend durch den Bau von Mehrfamilienhäusern erreicht. 5874 Neubauwohnungen wurden in Mehrfamilienhäusern fertiggestellt – ein Plus von 49,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die meisten Wohnungen entstanden dabei im Landkreis Dahme-Spreewald mit 1795. Auch in den Landkreisen Barnim und Potsdam-Mittelmark wurden mehr als 1000 Wohnungen fertig. Die wenigsten fertiggestellten Wohnungen wurden aus der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) gemeldet.

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Die Aussichten für die Zukunft sind allerdings durchwachsen. Denn gebaut werden kann nur, wenn es vorher eine Genehmigung gibt. Und deren Zahl ist in Potsdam im vergangenen Jahr auf ein lange nicht gesehenes Tief gefallen. Wie berichtet wurde der Bau von nur 593 Wohnungen genehmigt. Das waren 46 Prozent weniger als im Jahr 2020. 2020 kam Potsdam auf insgesamt 1104 genehmigte Wohnungen. Immerhin war der Start in dieses Jahr wieder etwas besser: Im ersten Quartal dieses Jahres wurden in Potsdam Baugenehmigungen für 294 Wohnungen erteilt. Auf das ganze Jahr hochgerechnet wären das dann 1176.

In Potsdam stehen kaum Wohnungen leer

Langfristig wirken sich weniger Baugenehmigungen auf den Wohnungsmarkt aus. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre. In der näheren Zukunft dürften also weniger Menschen in eine Bleibe einziehen. Ein schwächelnder Neubau könnte die Lage auf dem ohnehin angespannten Potsdamer Wohnungsmarkt weiter verschärfen. Schon jetzt stehen kaum Wohnungen leer. Und der anhaltende Zuzug sorgt weiter für eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und steigende Mieten.

Um den Wohnungsmarkt besser zu steuern, will das Rathaus nun Kompetenzen bündeln. Im Büro von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) soll wie berichtet die Stelle eines „wohnungspolitischen Koordinators“ geschaffen werden. Doch die steigenden Baupreise dürfte der Koordinator ebenso wenig verschwinden lassen wie Potsdams Mangel an bebaubaren Flächen. Im Jahr 2021 sind die Baupreise in Brandenburg gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Und laut einer Analyse des Rathauses zu den sogenannten Wohnungsbaupotenzialen gibt es außerhalb von Krampnitz nur noch kleine Lücken, die bebaut werden könnten. In dem geplanten Stadtteil auf dem alten Kasernengelände in Potsdams Norden befinden sich allein 33 Prozent des Wohnungsbaupotenzials – doch mit dem Projekt gibt es immer wieder Probleme und es hat einige Kritiker.

Trotz aller Schwierigkeiten dürften auch in diesem Jahr neue Wohnungen in Potsdam bezogen werden. So sollten etwa im Bornstedter Feld rund 270 Wohnungen der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam fertig werden. Und in der nördlichen Speicherstadt sollen in der zweiten Jahreshälfte die ersten 145 Wohnungen bezugsfertig sein.

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