
© Manfred Thomas
Technisches Kulturgut auf Schienen: Lindner-Motorwagen Nr 9. ist Brandenburgs Denkmal des Monats
Das historische Fahrzeug aus dem Jahr 1907 ist das erste rollende Denkmal in Brandenburg. Der Wagen wurde vom Verein „Historische Straßenbahn Potsdam e.V.“ restauriert.
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Die Tram ruckelt und hat keine Blinker, aber das historische Fahrzeug fährt noch immer munter durch die Stadt: Am Donnerstag ist der Lindner-Motorwagen Nr. 9 zum Denkmal des Monats in Brandenburg gekürt worden. Die Auszeichnung wurde dem Verein „Historische Straßenbahn Potsdam e.V.“ übergeben, er hat den Wagen bis 2011 restauriert und betreibt es seitdem.
Mit an Bord waren neben einigen Vereinsmitgliedern unter anderem Bernd Rubelt, Beigeordneter für Stadtentwicklung, Bauen, Wirtschaft und Umwelt der Stadt Potsdam, Bettina Biffi, Geschäftsführerin des Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP), sowie Claudia Mucha von der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“. Jeden Monat zeichnet die AG ein besonderes Objekt in Brandenburg als Denkmal des Monats aus – darunter sind bereits das Potsdam Museum und das Weberhaus in der Garnstraße.

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Lore stammt aus Anfängen des elektrischen Straßenbahnbetriebes
Die elektrisch betriebene Tram wurde 1907 in der Waggonfabrik Gottfried Lindner in Ammendorf bei Halle an der Saale gefertigt. Im selben Jahr begann in Potsdam der elektrische Straßenbahnverkehr. Ein Überbleibsel aus dieser Zeit, die Lore Nr. 311, wurde zur Grundlage für den Neuaufbau des heutigen Exemplars. Ihr Wagenkasten wurde nach dem Krieg zerstört, das Fahrgestell diente noch bis 2005 offiziell für Transporte. Heute steht dieses unter Denkmalschutz und versteckt sich unter dem hölzernen Fußboden der Nr. 9.
Das Innere des Wagens bietet Platz für 18 Fahrgäste und wurde originalgetreu wieder hergestellt: Die Decke ist von Hand bemalt, auf den roten Sitzbezügen ist das Potsdamer Stadtwappen zu erkennen. Holzgeschnitzte Löwenköpfe zieren die Wände. Die Messingklinken an den Holztüren sind erhalten geblieben.

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Nach der Übergabe der Auszeichnung an Vereinsvorstand Robert Leichsenring rief dieser, in historischer Uniform gekleidet, zum Einstieg auf: „Vorsicht an den Türen!“. Der Wagen habe zwar eine Betriebserlaubnis, informierte Leichsenring auf der ruckeligen Fahrt von Babelsberg in die Potsdamer Innenstadt, aber fahre nur unter strengen Auflagen. Da er keine Blinker hat, müssen an jedem Ende zwei Menschen den Verkehr sichern. Die Weichen werden per Hand gestellt – vom sogenannten „Schlüsselknecht“ am Heck.
Der Lindner-Motorwagen ist das erste rollende Denkmal und nach dem Schwimmdampfbagger am Historischen Hafen das zweite technische Denkmal Brandenburgs. Der Wagen sei ein Beispiel dafür, „wie Alt und Neu in Potsdam verbunden werden können“, sagte Claudia Mucha. Die Fahrtermine sind online einzusehen, die genauen Routen werden erst einige Tage vor der Fahrt veröffentlicht. Voraussichtlich finden die nächsten Fahrten am 4. und 11. Mai statt. Voranmeldungen sind nicht möglich, der Fahrkartenverkauf erfolgt im Wagen.
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