
© M. Thomas
Babelsberg: Thalia zeigt „In Zeiten des abnehmenden Lichts“
Wilhelm feiert Geburtstag. Der altgediente Exilkommunist bekommt von seinen Genossen mal wieder einen Orden verliehen, während draußen, es ist das Jahr 1989, die DDR zusammenfällt.
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Wilhelm feiert Geburtstag. Der altgediente Exilkommunist bekommt von seinen Genossen mal wieder einen Orden verliehen, während draußen, es ist das Jahr 1989, die DDR zusammenfällt. In dem Film „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ fällt eine ganze Menge zusammen, die Hoffnung auf einen Sieg des Sozialismus, die Geburtstagstafel und mit ihr die ganze Familie, vier Generationen zwischen Nationalsozialismus, Stalinismus und der DDR-Diktatur in Auflösung. Der Familienroman von Eugen Ruge wurde 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet und jetzt mit Matti Geschonneck als Regisseur verfilmt. Das Thalia-Kino zeigt am heutigen Mittwoch eine Vorpremiere, zu Gast sind Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und Hauptdarsteller Sylvester Groth.
Mit der Aufführung in Babelsberg ist der Film sozusagen an seinem Ursprung angekommen. Hier spielt der größte Teil der Geschichte und hier wurde auch gedreht. Diese Potsdamer Buddenbrooks sind zum großen Teil die autobiografische Geschichte von Eugen Ruge. Während Ruges Großeltern in Mexiko im Exil verharren, wird sein Vater unter Stalin in Russland interniert. Er überlebt Arbeitslager und Verbannung und kehrt mit Frau und Sohn Eugen nach Potsdam zurück. Hier beginnt Ruges Vater als Historiker zu arbeiten und wird engagiertes Parteimitglied. Eugen Ruge wächst im beschaulichen Villenviertel rund um den Griebnitzsee auf. Er habe für das Buch bewusst einiges verfremdet, sagte Ruge einst, aber für Potsdamer ist die Stadt deutlich erkennbar, vor allem das rote Milieu der Villenkolonie nahe der Grenze, in der nur treue Staatsbürger wohnten.
Wolfgang Kohlhaase hat für den Film die verschiedenen Zeitebenen des Romans zu einem Erzählstrang im Wendejahr verdichtet. Die Romanvorlage liefert dazu eine lupenreine, kritische, aber liebevolle Nahaufnahme des DDR-Personals mit seinen Hoffnungen, Traumata und Ängsten, Liebesdingen, Familienzwisten und köstlichen Marotten, die er mit feinstem Gespür und Witz skizzierte. Filmisch umgesetzt von einem tollen Schauspielerteam: Bruno Ganz spielt den Kommunisten Wilhelm, Hildegard Schmal seine Frau. Sylvester Groth ist Sohn Kurt, dessen russische Frau Irina wird von Evgenia Dodina gespielt. Die Potsdamer Spiegelung des großen, oft grausamen Weltgefüges wird so zu einer zärtlichen Liebeserklärung an das Leben.
Vorpremiere am heutigen Mittwoch um 14 Uhr im Kino Thalia, Rudolf-Breitscheid- Straße 50, Telefon: (0331) 743 70 20
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