
© Manfred Thomas
BILDUNG: Tut allen gut: Mehr Musik soll an die Grundschulen
Der Musikschulverband und das Bildungsministerium wollen das „Klasse Musik“-Programm fortsetzen und unterzeichneten eine entsprechende Rahmenvereinbarung
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Aus dem Modell ist ein Erfolgsmodell geworden: Nach zwei Jahren Erprobung wird die Initiative „Klasse Musik“, eine Kooperation zwischen dem Landesmusikschulverband und dem Bildungsministerium, nun durch eine Neuauflage des Förderprogramms „Musikalische Bildung für alle“ rechtlich abgesichert. Bildungsministerin Martina Münch (SPD) und der Vorsitzende des Verbands der Musik- und Kunstschulen Brandenburg, Hinrich Enderlein, haben in dieser Woche in Potsdam eine entsprechende Rahmenvereinbarung unterzeichnet.
Ort der Unterzeichnung war die Rosa-Luxemburg-Grundschule, die bereits am Klasse-Musik-Projekt teilnimmt: Seit zwei Schuljahren bekommen dort die sogenannten Musikklassen, eine Flexklasse, eine vierte und eine fünfte Klasse, jeweils eine zusätzliche Musikstunde in der Woche erteilt. Das Besondere daran: Diese wird in die normale Stundentafel integriert und nicht einfach hinten dran gehängt. Unterrichtet wird im Tandem-Prinzip: Ein Kollege der Städtischen Musikschule unterstützt dabei den Grundschullehrer. Die Ausstattung, Klassensätze mit Orff’sch Instrumenten, Gitarren oder diversen Blasinstrumenten, läuft über den Musikschulverband.
Die zusätzliche musikalische Bildung bedeute eine „große Bereicherung für den Unterricht und das gesamte Schulleben“, betonte Dorothea Kerkow, stellvertretende Schulleiterin der Rosa-Luxemburg-Grundschule. Wie sich das anhört, davon gab es zum kleinen Festakt der Urkundenunterzeichnung eine Hör- und Sehprobe. Die Drittklässler der Flexklasse gaben eine Vorschau zum Programm, an dem sie derzeit mit Musiklehrerin Cornelia Deutrich und Musikschullehrerin Shirley Schramm arbeiten. Zur Musik von Camille Saint-Saëns ließen sie den „Karneval der Tiere“ zumindest partiell auferstehen und Löwen zu wilder Percussionbegleitung, weiße Schwäne zu sanften Klängen über die Bühne tanzen.
„Wir alle profitieren davon, nicht nur die Musikklassen“, ist die stellvertretende Schulleiterin überzeugt. Mehr Musik im Schulalltag fördere nicht nur die Kreativität, sondern auch soziale Kompetenzen und wirke sich dadurch positiv aus das Schulklima aus, betonen beide Vertragspartner, Bildungsministerium wie auch Musikschulverband. Ein weiteres Anliegen dieser Initiative sei es, Kindern unabhängig von sozialer Herkunft einen Zugang zu musikalischer Bildung zu ermöglichen. Es zeichne sich bereits ab, so Enderlein, dass etwa ein Drittel der Kinder aus dem Programm anschließend an einer Musikschule weiterlernen.
Das ist die stille Hoffnung der 22 Musikschulen, die als Partner an dem Programm mitwirken. Immerhin gehen sie mit ihren Aufwendungen, jährlich etwa 600 000 Euro Personalkosten sowie Kosten für Instrumente und Wartungsarbeiten, in Vorkasse. Allein der Wert sämtlicher Instrumente, die derzeit in Umlauf sind, betrage etwa 1,3 Millionen Euro, so Katja Bobsin, Pressesprecherin des Verbands.
Auch das Bildungsministerium lässt sich die musische Bildung etwas kosten. So müssen die zusätzlich anfallenden Unterrichtstunden vergütet werden, außerdem gibt es pro Jahr ein Budget für Fortbildungen, 2012 etwa 14 000 Euro: „Den Musikschullehrern ist der Umgang mit großen Schulklassen oft fremd, die Grundschullehrer hingegen müssen sich differenzierter und intensiver mit Musik beschäftigen“, so Bobsin. Und noch ein Aspekt sei nicht zu vergessen: Das Programm ermögliche es, so Enderlein, vergessene Musikinstrumente in den Fokus zu rücken. So sei es gelungen, Kinder für weniger stark nachgefragte Blasinstrumente zu begeistern, „wir entdecken hier viele Talente“, so Enderlein. Außerdem bedeute das eine Entlastung für Wartelisten, die es oft für populäre Fächer wie beispielsweise Klavier gebe.
Bisher nehmen landesweit 60 Grundschulen mit 143 Musikklassen an dem Programm teil, über 3500 Kinder profitieren davon. In Potsdam sind das die Rosa-Luxemburg-Schule mit je zwei Gitarren- und elementaren Musikklassen, an der Dortu-Grundschule gibt es eine elementare Musikklasse, an der Aktiven Schule Potsdam eine Singklasse. In Potsdam-Mittelmark gibt es an sechs Schulen in Geltow, Caputh und Töplitz, Kleinmachnow und Ziesar insgesamt 13 Musikklassen.
Noch bis zum 30. September können sich Schulen zur Teilnahme an dem Projekt für das kommende Schuljahr beim Verband der Musik- und Kunstschulen bewerben. „Es bestehen durchaus realistische Chancen, in das Programm aufgenommen zu werden“, sagte Projektleiterin Sandra Rechlin. Und je mehr Bewerbungen beim Verband eingingen, desto nachdrücklicher könne auf einer Ausweitung der Initiative bestanden werden.
Bewerbungen an www.vdmk.brandenburg.de
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