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Gut vernetzt. Moderatorin und Bloggerin Martina Wilczynski.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Twitter statt Dorflinde

Martina Wilczynski ist Brandenburgs vielleicht bekannteste Bloggerin und moderiert im Lokalradio

Stand:

Seit Donnerstag ist das „Bürgerradio“ SchlaatzFM offiziell auf Empfang. Einer der Macher ist die 49-jährige Bloggerin Martina Wilczynski aus Potsdam, die künftig den Internetauftritt von SchlaatzFM mitbetreuen wird.

Doch das Kiezradio ist nur eine von vielen Aktivitäten der zweifachen Mutter aus dem Schlaatz: Sie schreibt in gleich drei Blogs, das sind öffentlich einsehbare Internet-Tagebücher, hat auf der Nachrichtenplattform Twitter 1500 Follower und 1033 Freunde im sozialen Netzwerk Facebook. Ihre Blogs kreisen um vielfältige Themen: Egal ob es um den „Geburtstagsblog für Angela Merkel“, Reaktionen auf eine lesbische Heirat im brandenburgischen Schlieben, Einblicke in SPD-Medien-Kongresse oder die Aussicht vom Pfingstberg in Potsdam geht – Wilczynskis Meinung wird geschätzt.

„Ich kann nur jedem empfehlen zu bloggen, der politisch interessiert ist“, sagt Wilczynski, die seit 1996 stellvertretende Bundesvorsitzende des AK Lesben und Schwule in der SPD (Schwusos), stellvertretende Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld und Mitgründerin des „Bündnis Faires Brandenburg“ ist. Besonders das schnelle Feedback sowie der enorme Verbreitungsgrad sozialer Medien führt beim Bloggen schnell zu Erfolgserlebnissen: „2010 habe ich über Westerwelles Idee, ein Aussteigerprogramm für Taliban-Anhänger anzubieten, gebloggt und das Ganze als ‚Abwrackprämie für Taliban’ bezeichnet. Als ich kurze Zeit später den Sonntagsfrühschoppen in der ARD schaute, benutzte plötzlich auch eine Journalistin genau diesen Begriff.“ Es sind nicht nur Leute von nebenan, die Wilczynskis Äußerungen im Internet verfolgen. Rund 4100 Besucher an einem Tag ist der bisherige Rekord auf ihrem Haupt-Blog „Zweite Meinung“. „Jemand meinte mal zu mir, ich wäre vielleicht die bekannteste Bloggerin Brandenburgs, aber genau weiß ich das natürlich nicht.“

Dabei war Wilczynski anfangs alles andere als ein Computer-Fan und hatte das Internet jahrelang kaum genutzt: „Wegen der Kommunikation und Arbeit in der SPD habe ich mich Mitte der Neunziger Jahre zum ersten Mal mit PC’s und Internet beschäftigt, aber ich fand das alles recht kompliziert.“

2007 hat sie die Blog-Welt entdeckt. Auslöser war ein Politik-Blog der N24-Moderatorin Michaela May gewesen, der im Internet kommentiert werden konnte. Auch Wilczynski kommentierte eifrig und kennt die Moderatorin mittlerweile auch persönlich. „Sie war damals eine der wenigen Frauen, die politisch bloggten“, sagt Wilczynski. So dauerte es nicht lange, bis die Potsdamerin ihrem Vorbild May nachfolgte. „Irgendwann hat mir das Kommentieren nicht mehr gereicht“, so Wilczynski, die sich selbst als „sehr kommunikativ“ bezeichnet. „Da habe ich mir gesagt: Jetzt versuchst du es einfach selber! So habe ich mir dann meinen ersten eigenen Blog zusammengebastelt. Das war noch viel Holzschnitt und ich hab anfangs auch viele Fehler gemacht.“

Nach vorsichtigen Anfängen ging alles sehr schnell: Eigener Politik-Blog, SPD-Blog, Privat-Blog, Facebook. Heute spricht Martina Wilczynski wie selbstverständlich von „Traffic-Gebern“ und „Hash-Tags“ bei Twitter und spekuliert, dass das soziale Netzwerk „Diaspora“ Facebook wohl nicht wird ablösen können.

Soziale Medien sind aus Wilczynskis Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch zu SchlaatzFM ist die umtriebige Potsdamerin über den Weg der sozialen Medien gekommen: Durch Kontakte in sozialen Netzwerken war sie plötzlich mit dabei. Ähnlich lief es beim 4. Potsdamer Toleranzfest, bei dem sie ebenfalls mitgemischt hat. Ans Kürzertreten denkt Wilczynski aber nicht: Im Zuge von SchlaatzFM will sie jetzt auch noch ein Kiez-Blog schreiben, in dem engagierte Menschen und Vereine im Schlaatz vorgestellt werden sollen. „Man fällt hier permanent über Themen“, sagt die Bloggerin über ihren Wohn-Bezirk.

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