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Potsdam mangelt es an Studentenwohnheimen, die Situation vom Vorjahr soll sich aber nicht wiederholen
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Potsdam braucht keine neuen Studentenwohnheime – so sieht es zumindest Sabine Kunst (parteilos). Die kürzliche Äußerung der brandenburgischen Wissenschaftsministerin, ein Neubau von Wohnheimen in Brandenburg sei nicht notwendig, da das Land ausreichend versorgt sei, erntete sowohl von den Potsdamer Jusos (Jugendorganisation der SPD) als auch vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AStA) der Universität Potsdam Kritik. „Das stößt Hunderte Studierende vor den Kopf“, sagte der Potsdamer Juso-Vorsitzende David Kolesnyk, der zugleich stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates des Studentenwerkes ist.
Begründet hatte Kunst ihre Aussage damit, dass die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen in Brandenburg 13 Prozent beträgt. Damit liegt die Quote über dem Bundesdurchschnitt von rund elf Prozent. Kolesnyk weist jedoch darauf hin, dass dies insbesondere für die Uni-Standorte Potsdam und Wildau nicht zutreffe; hier liegt die Versorgungsquote jeweils knapp unter zehn Prozent.
Die Zufriedenheit der Potsdamer Studierenden mit den bestehenden Wohnheimen ist groß, so Vincent Heßelmann vom AStA. „Die Suche nach einer Wohnung kostet allerdings regelmäßig viel Zeit und Nerven.“ Das Studentenwerk rechnet für dieses Wintersemester mit etwa 25 000 Studierenden in Potsdam, für die insgesamt 2316 Wohnheimplätze zur Verfügung stehen werden. „Damit beträgt die Versorgungsquote rund 9,5 Prozent“, sagte Peter Heiß, Leiter der Zentralabteilung des Studentenwerks Potsdam.
Kunst hatte ausgeführt, dass sich die Zahl der Studierenden laut Studien in den nächsten Jahren ohnehin nicht erhöhen werde. Das sei grundsätzlich nicht falsch, so AStA-Referent Heßelmann: „Jedoch ist damit zu rechnen, dass das aktuelle Niveau auch in den nächsten Jahren gehalten wird.“ Diese Einschätzung wird gestützt durch die Entwicklung der Studierendenzahlen, welche das Studentenwerk in den letzten Jahren beobachtet hat: „Im Rückblick stellen wir eine Verstetigung der Studierendenzahlen in Potsdam fest“, sagt Peter Heiß vom Studentenwerk. Der Juso David Kolesnyk weist zudem auf den sich verändernden Wohnungsmarkt hin: „Bisher war Potsdam bei Neuvermietungen teurer als Berlin, wird aber mittlerweile wieder von Berlin überholt.“ Dadurch würden sich künftig noch mehr Studierende in Potsdam um einen Wohnheimplatz bewerben, schätzt Kolesnyk.
Dann könnte es eng werden: Bereits 2012 hatte das Studentenwerk erstmals nicht allen Bewerbern einen Wohnheimplatz geben können, rund 150 Wohnungssuchende gingen leer aus. Übergangsweise waren sogar Zimmer in schlechtem Zustand zu einem symbolischen Preis vermietet worden; eine Praxis, die das Studentenwerk laut Heiß jedoch nicht wiederholen wolle. Der Neubau von Wohnheimen würde Entlastung schaffen, doch dies dürfte an finanziellen Hürden scheitern, nachdem die Landesregierung die Mittel der brandenburgischen Studentenwerke für den Doppelhaushalt 2014/2015 um eine Million Euro gekürzt hat.
Tatsächlich werden sich die Wohnheimplätze in Potsdam insgesamt verringern: Gegen Ende des Jahres wird das Haus 4 am Park Babelsberg abgerissen, ein Gebäude mit ursprünglich 44 Wohnheimplätzen. „Die Zimmer können in ihrem Zustand und ihrer Beschaffenheit nicht weiter genutzt werden“, sagt Heiß. „Eine Sanierung ist nicht möglich. Zum Schluss konnten nur noch weniger als die Hälfte der Plätze vermietet werden.“ Die Grundstückseigentümerin, die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, strebt anstelle des Gebäudes die Wiederherstellung einer historischen Sichtachse an. Die Studierenden haben allerdings die Möglichkeit erhalten, in ein anderes Wohnheim zu ziehen, so Studentenwerk-Sprecherin Gudrun Wewetzer: „Der Wegfall der Wohnheimplätze im Park Babelsberg kann aktuell und zeitnah nicht ausgeglichen werden.“ Dennoch werde es laut Wewetzer mehr freie Plätze als im Vorjahr geben, da nach der Sanierung der Wohnanlage Breite Straße 15, 17, 19 und 21 zu Semesterbeginn 93 Wohnungen wieder bezogen werden können.
Insgesamt rechnen die Jusos und der AStA damit, dass sich die Situation weiter verschärfen könnte. Die Hauptkritik richtet sich gegen das Land: Die Studierendenvertreter fordern eine bessere Finanzierung der Studentenwerke, damit es in die Lage versetzt werde, der Nachfrage nach Wohnheimplätzen gerecht zu werden. David Kolesnyk wird konkreter: „Kurzfristig müssen mindestens 300 Plätze zusätzlich und mittelfristig weitere 700 geschaffen werden, um so eine Versorgungsquote von 15 Prozent zu erreichen.“ Dies, so Kolesnyk, sei eine wünschenswerte Quote, welche möglichst in jeder brandenburgischen Hochschulstadt erreicht werden solle.
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