Landeshauptstadt: Wasserscheue Königin
Margrethe II. von Dänemark besichtigte bei einem kurzen Potsdambesuch Schloss Charlottenhof. Wegen des starken Regens bekam das Publikum sie aber kaum zu sehen
Stand:
Dunkelblauer Rock, grüner Blazer und ein dezenter Strohhut auf dem Kopf, der mit einer grünen Krempe farblich zum Rest der Garderobe abgestimmt war. Adrett sah Königin Margrethe von Dänemark aus, als sie am gestrigen Mittwoch das Schloss Charlottenhof im Park Sanssouci besuchte. Doch die ungeduldig wartenden Passanten und Medienvertreter durften nur einen kurzen Blick auf die königliche Erscheinung werfen. Kaum angekommen, verschwand sie auch schon wieder mit Brandenburgs Ministerpräsidenten Dietmar Woidke und dem Direktor der Stiftung für Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, im Inneren des Schlosses. Kein Wort zur Begrüßung, kein Winken – die wartende Menge bekamen gerade mal den royalen Rücken zu Gesicht.
Alle Hoffnungen der Königsfans lagen nun auf der geplanten Gartenbesichtigung der Königin, bei der sie sich noch einmal der Öffentlichkeit zeigen sollte. Doch Petrus ließ diese Hoffnung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fallen: Plötzlich eintretender, strömender Regen verdarb der Königin die Lust auf einen Spaziergang und ließ sie ein paar Minuten länger im Schloss verweilen. Wie die Staatskanzlei mitteilte, sei der Besuch des Schlosses Charlottenhof ein ausdrücklicher Wunsch der Monarchin gewesen. Besonders das nach Art römischer Feldherrenzelte gestaltete Zeltzimmer habe sie interessiert, wie Hartmut Dorgerloh bestätigte. „Sie ist eine sehr kunstinteressierte Frau und interessiert sich auch sehr für Architektur“, sagte er. „Das Zimmer war schon immer eine Inspirationsquelle für Künstler, und auch sie wollte das einmal im Original sehen.“ Karl Friedrich Schinkel gestaltete das Zimmer für NEUES MUSEUM]den Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1795-1861), den späteren König Friedrich Wilhelm IV. /NEUES MUSEUM]Decke und Wände sind mit blau-weiß gestreiften Papiertapeten beklebt. Von gleicher Musterung sind die Vorhänge und baldachinartigen Überhänge und die Decken der Feldbetten. Das Zimmer diente als Schlafraum für Hofdamen und Gäste. Wie Dorgerloh verriet, war die Königin besonders an den Details des Schlosses interessiert. „Sie fragte oft nach den verwandten Stoffen, der Verarbeitung der Türklinken und solcher Sachen“, erzählte er. „Man merkt schon, dass sie sich besonders mit Schinkel und seiner Zeit identifiziert und mit Herz und Kopf dabei war.“ Bei einem kurzen Besuch der Schlossterrasse studierte die Dänen-Königin eingehend die blau unterlegten, nach pompeiianischem Vorbild gefertigten Wandgemälde. Darauf sind die Mitglieder der königlichen Familie abgebildet, aber auch der Architekt Schinkel, was die Bürgernähe des Hauses verdeutlichen sollte, wie Dorgerloh erklärte. Das starke Interesse an dieser Wandgestaltung ist nicht weiter verwunderlich, wird ihr und dem dänischen Königshaus doch allgemein eine starke Nähe zum Volk nachgesagt. „Früher ist sie sogar in der Öffentlichkeit einkaufen gegangen“, erzählte Tom Schwarzer, Presse-Attaché der Dänischen Botschaft Berlin. „Aus Sicherheitsgründen macht sie das nicht mehr, aber sie ist sehr bescheiden – so wie wir Dänen halt sind.“ Somit zeigte sie auch viel Verständnis für den sich noch im Bau befindenden Garten rund um die neu restaurierte Fontäne. Wie Dorgerloh sagte, fand sie es sehr spannend, die aktiven Arbeiten zu sehen. „Es war ein sehr schöner Besuch“, so der Stiftungsdirektor. „Sie ist ein Gast, den man sich nur wünschen kann.“
Sichtlich entspannt trat die Königin dann nach einer Dreiviertelstunde Aufenthalt aus dem Schloss. Trotz des anhaltenden Regens verzichtete sie auf einen Schirm und stieg nur von ihrem Hut geschützt in ihr Auto. Vorher gab es dann aber doch noch ein strahlendes Lächeln und ein herzliches Winken für die tapfer wartenden Passanten.
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