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Michael Rohde beendet nach genau 20 Jahren seine Tätigkeit als Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Wir brauchen einen Wumms“: Ein Kämpfer für Potsdams Parks und Gärten geht

Michael Rohde verabschiedet sich nach 20 Jahren von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Hier zieht der Gartendirektor Bilanz eines kraftvollen Kampfes.

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Wenn Michael Rohde über seine Arbeit als Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) spricht, klingt es fast wie in einem Seminar für Gartendenkmalpflege. „Ich wünsche mir die Erkenntnis der Dringlichkeit zur Durchführung unserer Maßnahmen“, sagt Rohde, um dann diesen Satz kurzerhand in einfacher Sprache auf den Punkt zu bringen: „Wir brauchen einen Wumms.“

Gemeint ist mehr Geld für den Erhalt der 750 Hektar Gartendenkmale in Potsdam und Berlin. „Wir brauchen Hilfe für Maßnahmen zur Klimaanpassung.“ Dazu gehörten etwa die Reparatur von Wasserleitungen, Erosionsschutz und neue Entwässerungen für das insgesamt 65 Hektar umfassende Wegenetz oder die Entschlammungen von Gewässern.

Die Umsetzung der Klimaanpassungen muss jedoch ohne Rohde stattfinden. Zum Jahresende beendet er nach 20 Jahren seine Tätigkeit in der Stiftung. Er habe zwar noch neun Monate bis zum Renteneintritt. Über seine künftige Tätigkeit bis zur Rente will sich Rohde aber noch nicht äußern.

Klimabedingte Schäden im Potsdamer Park Sanssouci.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Immer wieder habe er dafür werben müssen, die Etats zum Erhalt der Gärten zu erhöhen. Dabei handle es sich schlicht um die Erfüllung eines staatlichen Auftrags. „Die historischen Gärten gehören zur einzigen Kategorie der lebenden Denkmale. Sie sind leichter veränderbar und benötigen eine tägliche Zuwendung“, so Rohde.

In seine Amtszeit fällt die Vereinbarung mit der Stadt Potsdam über ihre Beteiligung am Abbau des Pflegedefizits in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Unter seiner Leitung entstanden Positionspapiere der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Schlösserverwaltungen. „Gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir das Erfahrungswissen unserer Gärtner, Meister und Fachbereichsleiter ebenso wie die wissenschaftlich anspruchsvolle Erarbeitung von Denkmalkonzepten oder Gehölzentwicklungsplänen“, erklärt Rohde

Die Folgen des Klimawandels sind seit 2017 unübersehbar. Der Orkan Xavier habe damals 1000 Bäume in den Gärten gefällt, sagt Rohde. Sie hatten nach übermäßigen Regenmengen nicht mehr genug Halt im aufgeweichten Boden. Danach setzten Dürrejahre dem alten Gehölzbestand zu. Heute sind 80 Prozent der Bäume geschädigt.

Schon 1989 Klimaschäden

Neu sind die Auswirkungen des veränderten Klimas für Rohde nicht. Karl Eisbein, früherer Leiter des Parks Babelsberg, habe ihn schon im Mai 1989 auf absehbare Schäden hingewiesen, sagt er. „Ich war damals als Student zu Besuch.“ Mehr als drei Jahrzehnte später startete das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie das Keres-Projekt: Kulturgüter vor Extremklimaereignissen schützen. Die Abschlussveranstaltung fand in Potsdam statt. Eines der Ergebnisse: Extremwetterereignisse sind nicht nur ein Problem für Gärten. Auch historische Gebäude werden geschädigt, etwa durch höhere Raumtemperaturen, Luftfeuchtigkeit und Schädlinge.

Die Folgen in den Parks sind immens: 2023 wurden mehr als 4700 geschädigte und 450 abgestorbene Bäume gefällt. Trotz Nachpflanzungen sei der Gesamtbestand aller Gärten seit 2018 um mehr 1400 Bäume gesunken, so Rohde.

Und dann ist da noch der Vandalismus. Parkbesucher, die Kinder fürs Foto auf Skulpturen setzen, Zigarettenkippen auf Wegen und das Baden im Heiligen See. Die Biotope im Neuen Garten seien zur Hälfte zerstört. Das habe das Landesumweltamt festgestellt, sagt Rohde. Viele Saaten der Wiesen seien noch von Landschaftsplaner Peter Joseph Lenné eingebracht worden. „Wir haben einen Teil der Saat gesammelt und anderer Stelle neu ausgesät. Aber ein Wiesenaufbau dauert Jahrzehnte“, erklärt der Gartendirektor.

Wir müssen lernen, wieder achtsamer mit der Natur umzugehen.

Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.

„Wir brauchen ein neues Gartendenken“, fordert Rohde. „Wir müssen lernen, wieder achtsamer mit der Natur umzugehen. Denn wir brauchen in Zeiten großer Transformationen und Umweltzerstörungen ein neues Verhältnis zur Natur.“ Das schließe ein denkmalgerechtes Verhalten in den Gärten ein. Er wünsche sich sehr, dass die Stadt Potsdam mehr zusätzliche Badestellen ausweist.

Michael Rohde, der mit seiner Frau in Zehlendorf wohnt, möchte keinen Ort in den Gärten hervorheben. Einen Lieblingsort habe er nicht, dennoch nennt er den Blick vom Schloss Babelsberg auf die Glienicker Brücke, den Maschinenteich in Charlottenburg und Morgennebel im Park Sanssouci. „Lenné und Pückler haben hier wirklich ein Arkadien geschaffen“, schwärmt Rohde.

Eine offizielle Verabschiedung des Gartendirektors gab es schon. Rohdes besonderer Dank gilt dem Engagement aller Gärtnerinnen und Gärtner. Dass die nach mehr als 60 Jahren endlich ein neues Gärtnerei- und Sozialgebäude im Park Sanssouci erhielten, freue ihn. „Die Gärtner haben alle ab 50 Jahren Rücken. Und trotzdem geben sie alles, um noch die letzte Blumenzwiebel in den Boden zu drücken.“

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