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Landeshauptstadt: Zappen zu Zibb

Die ersten gemeinsamen neunzig Minuten der fusionierten Rundfunkanstalt : Zuhause in Berlin und Brandenburg, produziert in Babelsberg

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Die ersten gemeinsamen neunzig Minuten der fusionierten Rundfunkanstalt : Zuhause in Berlin und Brandenburg, produziert in Babelsberg Von Nicola Klusemann Klaus Wowereit und Matthias Platzeck fühlen sich „zibb“. Berlins Regierender und Brandenburgs Ministerpräsident werben für das neue gleichnamige Vorabendmagazin im RBB Fernsehen. Mit dessen Start am kommenden Montag, so versprechen es die Macher der gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, werden alle ein bisschen mehr zibb sein – Zuhause in Berlin und Brandenburg. Der Metropolist ebenso wie der Landmensch. Dafür sollen die ersten gemeinsamen wochentäglichen neunzig Sendeminuten sorgen. Eine halbe Stunde Nachrichten „rbb um 6“, danach zibb, montags bis freitags von 18 bis 19.30 Uhr in beiden Dritten der Region Berlin-Brandenburg. Zwischen Nachrichten und Journal scheint, schüttet und stürmt das Wetter, pünktlich um 18.25 Uhr. Zum Abgewöhnen Alles bleibt anders im neuen Magazin, Sehgewohnheiten sind zum Abgewöhnen. Am 10. November sei die „Premiere eines neuen Sendeformats“, lähmende Sätze wie „Das haben wir schon immer so gemacht“, hätten keine Gültigkeit mehr, sagt RBB-Fernsehdirektor Gabriel Heim. Das Format sei ein „großer, breiter Boulevard, auf dem es Spaß macht zu flanieren“, versucht Redaktionsleiter Jens Riehle den Müßiggang zu umschreiben, mit dem der Zuschauer eine Stunde lang durch das Gemeinschaftprogramm der zum RBB fusionierten Sendeanstalten ORB und SFB geführt wird. Zibb sei ein Mix aus Information, Entertainment und Service – tagesaktuell und unterhaltsam – sechzig Minuten, prall gefüllt. Viele Worte, die das neue Magazin umschreiben, Details gibt es nicht. Man wird sehen. Wärmendes Abendrot Es beginne immer mit einem aktuellen Thema aus der Region, das mit Umfragen oder im Expertengespräch aufgearbeitet werde, sagt Redaktionsleiter Riehle. Danach folge ein Ratgeberteil mit Anrufmöglichkeiten für die Zuschauer. Außerdem gebe es täglich einen prominenten Studiogast sowie kurzgefassten Klatsch und Tratsch aus der Welt der Schönen und Reichen. Das Ganze vor „frischer Feierabendstimmungs“-Kulisse. Die Studio-Dekoration ist in wärmende Farben des Abendrots getaucht. Für die Ausgestaltung hat man sich einen Fachmann geholt, der auch das neue ARD-Sportstudio designt hat. Alte Gesichter Um nicht ganz mit Zuschauergewohnheiten zu brechen, wird der Fernsehgucker beim Zappen zu zibb auf alte Gesichter treffen. Um aber gleichsam das Zusammengehen beider Sender zu dokumentieren, wurden bei den Moderatorenpaaren immer Männlein und Weiblein sowie Berliner und Brandenburger zu je einem Duo zusammengestellt. Eine wie es scheint gute Auswahl, wie Sprecherin Angela Fritzsch findet, die ihren neuen Partner Harald Pignatelli bereits am heimischen Bildschirm beäugte. „Natürlich kennt man die anderen vom Sehen.“ Neben Fritzsch/Pignatelli sind Madeleine Wehle und Raiko Thal sowie Britta Elm und Uwe Madel ein Paar. Eine Extraausgabe der „Fernsehbekanntschaften“ am kommenden Donnerstag um 21.30 Uhr stellt die Duos bei der Arbeit und privat vor. Natürlich werden die vor der Kamera Arbeitenden unterstützt von einer Redaktion und Außenteams, die die Geschichten aus den beiden Ländern heranholen. Ob nicht nur die Moderatorenzusammenstellung perfekt ist, sondern die Zusammenarbeit tatsächlich klappt, konnten die Zweierteams bereits in vielen Proben austesten. Wie gut die Stimmung wirklich ist, können die Fernsehzuschauer selbst beurteilen, allerdings in Berlin und Brandenburg noch getrennt. „zibb – das Making of“ wird seit gestern bis zum Freitag täglich um 18 Uhr in der „Abendschau“ des RBB Berlin und um 18.40 Uhr im „Abendjourmal“ des RBB Brandenburg gezeigt. Die sechs Sprecher, die ab Montag im wöchentlichen Wechsel „rbb um 6“ moderieren, stellen sich in ihrer ersten Gemeinschaftswoche vor. Die Sendung bietet in 25 Minuten News vom Tag aus Berlin und Brandenburg, Tipps für den Abend in Mark und Metropole sowie Streiflichter aus den Nachbarländern: Information kompakt. Auch wenn diese ersten neunzig Minuten Gemeinschaftsprodukt der Anfang eines kompletten dritten Programms RBB Berlin-Brandenburg ist, werden auch im ersten richtigen gemeinsamen Jahr 2004 so genannte Regionalfenster die Identität beider Länder getrennt bedienen. Nach „Zuhause in Berlin und Brandenburg“ können sich die Hauptstädter und Märker in ihre jeweilige Nische zurückziehen. „Brandenburg aktuell“ und „Abendschau“ bleiben, auch im neuen Gemeinschaftsprogramm. Die Flaggschiffe versenke man nicht, so Fernsehdirektor Heim. Wer trotzdem etwas vom Nachbardampfer erfahren will, kann ja umschalten. Alles ist Kunst Einen „Stilbruch“ wagt der RBB mit seinem neuen Kulturmagazin. Premiere am 13. November und dann immer wöchentlich donnerstags, 22.15 Uhr auf beiden Kanälen. Das Magazin stampft damit die bisherigen Kulturangebote „Ticket“ und „Querstraße“ ein. Der Name sei Programm, sagt Johannes Unger, verantwortlich für Reportagen beim RBB. Man wolle bewusst mit alten Klischees brechen, den Kulturbegriff um einiges erweitern. Frei nach dem Motto: Alles ist Kunst. Und das heißt: Kult und Kitsch, Trends und Trash, Beifall und Verriss, Poesie und Politik, selbstverständlich aus der Region. „Stilbruch“ werde sich stilsicher durch den Kulturdschungel arbeiten, wolle empfehlen oder verwerfen – in jedem Falle aber sich positionieren. Was lohnt, wovor ist zu warnen? Was lässt sich entdecken in Theatern, Musikstudios, Bücherstuben, Galerien, Ateliers und Clubs? Worüber wird gesprochen, was ist „in“ und was ist „out“? Wo sprießt die Stilblüte? Hochkultur und Alltagskultur – alles, nur nicht im Stillen. Dann schon lieber schrill und unbequem. Hauptsache: Kultur macht Spaß. Ulf Kalkreuth ist der personifizierte Stilbruch. Er wird die erste Ausgabe des neuen Kulturmagazins moderieren und freut sich aber schon auf Verstärkung: Er wird sich künftig alle vierzehn Tage mit einer streitbaren Journalistenkollegin abwechseln.

Nicola Klusemann

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