Museum Barberini in Potsdam: Cézanne am Alten Markt
Harald Metzkes schenkt dem Potsdam Museum zwei Bilder, ist dessen Brücke zum Barberini – und bekommt 2019 eine Personalschau.
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Potsdam - Das Finale steht noch aus, ist aber nicht aufzuhalten. Und das Finale wird bunt. Seine Protagonisten, Artisten, sind es schon. Tragen knappe Kleidung, stehen eng beieinander, sind ungeduldig Wartende. Oder vielmehr: seine Protagonistinnen. Denn das Finale ist mehrheitlich weiblich. Der Einzige, der als Mann auszumachen ist, reitet auf einem Esel.
„Das Finale“, so heißt ein Gemälde von dem in Brandenburg lebenden Künstler Harald Metzkes. Eigentlich einer „Berliner Schule“, einst nannte man ihn den „Cézanne vom Prenzlauer Berg“. Er malte es 1988, im finalen Stadium des Staates DDR. Seit gestern gehört „Das Finale“ dem Potsdam Museum. Zusammen mit dem späteren Werk Metzkes „Harlekin (Ukas)“ (2008) wurde es von der Berliner Galeristin Doris Leo an Jutta Götzmann, die Direktorin des Potsdam Museums, übergeben.
Doris Leo hatte die Schenkung der Gemälde vermittelt – es sind die ersten Gemälde des Künstlers in der Sammlung des Potsdam Museums für zeitgenössische Kunst. Bislang ist Metzkes, der seit vielen Jahren in Wegendorf im Märkisch-Oderland lebt, nur mit einigen wenigen Grafiken im Potsdam Museum vertreten. „Als mir bewusst wurde, dass bisher keine Gemälde von Harald Metzkes im Bestand des Potsdam Museums sind, wusste ich, das sollte man ändern“, sagt Leo. Sie betreut den Künstler seit 30 Jahren, sie sprach mit ihm. Der zögerte nicht, lud Jutta Götzmann zu sich ins Atelier ein, gemeinsam wählte man die Bilder dann aus.
Kein Zufall also, dass Metzkes seinen Einstand im Potsdam Museum mit zwei Werken aus sehr unterschiedlichen Epochen gibt. Das frühere Werk „Das Finale“ war bereits 2013 in Potsdam zu sehen, im Rahmen der Ausstellung „Lebenswerke“. Jutta Götzmann preist den „impulsiven Pinselstrich“, die „fast stoffliche Textur“ des Bildes. Und sie lobt das Vielschichtige daran, die Art und Weise, wie es sich thematisch in das Artisten- und Komödiantengenre einfügt. Götzmann erinnert die Schlangenfrau-Motive bei Max Beckmann. Das Zirkus-Genre hat Metzkes ein Leben lang begleitet. Vor allem in Form der Harlekin-Gestalt, in der er sich auch immer wieder selbst porträtiert hat.
So begründet Götzmann auch die Entscheidung für das zweite Werk, „Harlekin (Ukas)“. Das Gemälde nimmt ein um die Jahrhundertwende von Picasso, aber auch von Cézanne oft verwendetes Motiv auf. Götzmann liest es als ein Plädoyer für die Selbstbestimmtheit des Künstlers, „als Plädoyer für die Kunst als Kunst“. Ein künstlerisches Selbstbekenntnis?
Auskunft geben konnte Harald Metzkes selbst nicht. Der heute 88-jährige Künstler selbst ließ sich aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen. Gerne hätte man ihn gefragt, warum er, von dem in der aktuellen Ausstellung des benachbarten Museums Barberini insgesamt vier Bilder zu sehen sind, darauf besteht, als unpolitischer Künstler verstanden zu werden. Denn nicht nur „Das Finale“ lässt sich als Kommentar auf die Entstehungszeit lesen, sondern, so betont es Doris Leo, auch andere Werke aus der Vorwendezeit, wie etwa „Abflug“ von 1989. Im Übrigen, sagte sie im Potsdam Museum auch, zeigten bestimmte künstlerische Entscheidungen Metzkes, dass man sich als unpolitischer Künstler bezeichnen und dennoch politisch Position beziehen konnte: Als man ihn einlud, ein Wandbild für die staatlich subventionierte Palast-Galerie im Palast der Republik beizutragen, lehnte er ab.
Womöglich sparte Harald Metzkes seine Kräfte auch lieber für den zweiten Teil des gestrigen Abends auf: Aus Anlass der Schenkung an das Potsdam Museum führte dessen Direktorin Jutta Götzmann durch die Ausstellung „Hinter der Maske“ im Museum Barberini – und lud danach zum Vortrag über Harald Metzkes unter dem Titel „Ich verfasse mich selbst“ im Potsdam Museum. Die Veranstaltung war der erste gemeinsame Auftritt der beiden Nachbarn am Alten Markt. Manche Besucher mögen sich gefragt haben, warum es erst jetzt dazu kam.
Wie Jutta Götzmann betont, ist dies nur der Auftakt für weitere gemeinsame Projekte. „Es gibt durchaus Schnittstellen zwischen unseren Häusern“, sagt sie in Hinblick auf das Museum Barberini. Und wo es sich anbiete, suche man nach Kooperationen. Eine weitere ist konkret für den Februar geplant. Im Dezember eröffnet im Potsdam Museum eine neue Sonderausstellung zu dem deutschen Expressionisten Fritz Ascher, der in Berlin lebte und in Potsdam von der Gestapo verhaftet wurde. Ende Februar eröffnet im Museum Barberini eine Schau zum Welttheater des Expressionisten Max Beckmann – dessen Schatten sich ja auch in Metzkes Werk finden lässt. Anlässlich dieser Expressionismus-Welle am Alten Markt ist für 2018 eine gemeinsame Führung der beiden Museen angedacht. Und für Ende 2019 dann eine monografische Ausstellung zu Harald Metzkes im Potsdam Museum. Lena Schneider
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