Kultur: Deutsche Einheit in neuer Musik
Festival „Intersonanzen“ vom 2. bis 4. Oktober – Höhepunkt: Konzert mit zwölf Orchesterminiaturen
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Vor einem Vierteljahrhundert endete die deutsche Teilung. Die DDR ging in der neuen Gesamt-Bundesrepublik auf. Der Ost-West-Gegensatz verblasste, ohne ganz zu verschwinden. 25 Jahre deutsche Einheit sind Anlass, auch musikalisch darüber nachzudenken. Der Brandenburgische Verein Neue Musik e.V. widmet sich während seines diesjährigen Festivals „Intersonanzen“, das bereits zum 15. Mal stattfindet, in einem Konzert am 3. Oktober dem denkwürdigen Ereignis.
Die Veranstalter wollen kein obligates Festkonzert zum Tag der Deutschen Einheit initiieren, sondern mit Musik über Wünsche und Wirklichkeit der Wiedervereinigung reflektieren. Dazu wurden brandenburgische Komponisten eingeladen, um sich in rund fünf Minuten mit Orchesterminiaturen diesem weitgefächerten Thema zu widmen. Zwölf Werke werden nun am 3. Oktober in der fabrik in der Schiffbauergasse erklingen. Ganz unterschiedliche Handschriften kann man in diesem Orchesterkonzert kennenlernen. Komponisten, die für große Ensembles schreiben möchten, haben ja nur selten die Möglichkeit, Innovatives zu erproben in einer Orchesterlandschaft, die trotz aller Subventionierungen marktwirtschaftlichen Zwängen unterworfen ist. Ein Glücksfall, dass der Verein das Philharmonische Orchester Cottbus gewinnen konnte, wie die Projektleiter von „Intersonanzen“, Bringfried Löffler und Gisbert Näther gegenüber den PNN sagten. Sein Chefdirigent Evan Christ hat für neue Musik stets offene Ohren. So integriert er seit einigen Jahren sehr erfolgreich in die Sinfoniekonzert-Reihe des Staatstheaters Cottbus Werke, die kurz zuvor noch in der Werkstatt von Komponisten sich befanden. Das Orchester hat also beste Erfahrungen in der Erarbeitung und Interpretation von zeitgenössischer Musik.
Eine Begegnung mit neuen Klängen zu organisieren, ist eine spannende Aufgabe, bekennen Bringfried Löffler und Gisbert Näther. Natürlich findet sich in den Konzerten ein spezielles Fachpublikum ein, Komponisten, Freunde, ihre Schüler und Offizielle. Doch auch Zuhörer, die sich nicht mit den oftmals engen und teilweise lähmenden Spielplänen von deutschen Orchestern und anderer Ensembles, in denen fast ausschließlich Mozart, Beethoven oder Schumann vorkommen, zufrieden geben, gehören zu den Intersonanzen-Gästen. Vorurteilsfrei und neugierig wollen sie erfahren, was heutige Komponisten schreiben, und wenn möglich, zu deren Musik einen Zugang finden, was hin und wieder nicht einfach ist. Aber manchmal ist Geduld auch vonnöten.
In den 15 Festival-Jahren wurden rund 700 neue Werke zu Gehör gebracht, darunter 200 Uraufführungen in über 150 Konzerten, Aktionen, Installationen und Workshops. Bei den diesjährigen zehn Veranstaltungen stehen nicht nur brandenburgische Komponisten im Mittelpunkt, sondern auch Werke national und international renommierter Künstler, beispielsweise Pierre Boulez, Peter Köszeghy, Gabriel Iranyi, Heinz Holliger oder Gisbert Näther. Kammermusik hat wie immer Priorität, gespielt vom Ensemble Quilio, dem Potsdamer KAPmodern Ensemble, von der Soloflötistin der Berliner Staatskapelle, Claudia Stein, sowie der Pianistin Tamara Stefanovich, dem Gitarren- und Akkordeon-Duo Brilling & Mahnken, dem Duo Im Goldrausch sowie dem Fathom String Trio aus der Schweiz. Verschiedene Orte der Landeshauptstadt hat man für die Konzerte ausgewählt: das Treffpunkt Freizeit, die fabrik und das Potsdam Museum.
Das Klangforum Brandenburg e.V. ist auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie. Es lädt am 4. Oktober unter der Leitung von Michael Schenk zu einer Expedition durch die innerstädtische Klangwelt ein. Zu diesem Spaziergang, der am Hauptbahnhof, Ausgang Lange Brücke, beginnt, sollte man sich zuvor anmelden (Tel.: 0174 33 87 603). Ebenfalls am 4. Oktober gibt es in der „Opernwerkstatt“ im Potsdam-Museum ein Gespräch mit den Komponisten Susanne Stelzenbach und Alex Nowitz über das Musiktheater der Moderne. Beide Künstler haben in den vergangenen Jahren wesentliche Beiträge zur heutigen Oper geliefert: Susanne Stelzenbach mit „Das Alter der Welt“ sowie Alex Nowitz mit der „Bestmannoper“.
Bringfried Löffler und Gisbert Näther erinnern auch an die Soundpainting-Performance am 4. Oktober im Potsdam Museum, die zur spannungsvollen Begegnung mit neuer Musik am kommenden Wochenende gehört. Soundpainting ist eine in den USA entwickelte multidisziplinäre Zeichen und Kompositionssprache. Studierende der Universität Potsdam sowie Schüler der Gesamtschule „Peter Joseph Lenné“ sollen mit Soundpainting animiert werden, ihre musikalischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln und eigene Ausdrucksformen zu entdecken.
„Intersonanzen“, Brandenburgisches Fest der neuen Musik vom 2. bis 4. Oktober. Eröffnung am 2. Oktober um 17.30 Uhr im Treffpunkt Freizeit mit dem Ensemble Quillo. Informationen über www.intersonanzen.de. Kartenservice unter bvnm@t-online.de
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