
© Andreas Klaer
Kultur: Die Zeit vergegenwärtigen
Seit zehn Jahren macht das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Vergangenheit lebendig – ab 2014 fusioniert es mit Kulturland Brandenburg
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Jahr für Jahr, seit 1987, besucht die Familie Linke aus Jüterbog mit Kindern und Kindeskindern einen der Berliner Weihnachtsmärkte. Den freundlichen Mann im roten Mantel und mit dem weißen Vollbart haben sie ins Herz geschlossen – ganze Generationen der Familie haben sich schon mit dem Weihnachtsmann fotografieren lassen. Passend zum Dezember wurde die Fotoausstellung „Kindheitsbilder. Alltagsfotografie in Brandenburg seit 1848“, die das Brandenburgische Literaturbüro und das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) gemeinsam veranstalten, aktualisiert. Geistiger Überbau der Schau ist das Themenjahr des Kulturlands Brandenburg: „spiel und ernst – ernst und spiel. kindheit in brandenburg“.
Das HBPG und der Kulturland Brandenburg e.V. arbeiten seit Jahren zusammen, immer wieder wurden die Ausstellungen auch durch die ausgerufenen Kulturland-Themenjahre bereichert. In diesen Tagen blickt das HBPG auf zehn erfolgreiche Jahre zurück. Und doch steht in den kommenden Wochen eine Änderung für das HBPG und für Kulturland Brandenburg bevor: Anfang 2014 werden sie als gemeinsame gGmbH fusionieren und sich Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte nennen. Als Marke bleiben beide Einrichtungen jedoch erhalten. „Wir werden uns auf Augenhöhe verschmelzen. Niemand wird den anderen schlucken oder unterbuttern“, sagte HBPG-Direktor Kurt Winkler gegenüber den PNN. Die Zusammenarbeit sei schon immer fruchtbar gewesen und von der Fusion erhoffe man sich größere Synergien, auch im Hinblick auf die bevorstehenden Projekte im gesamten Land. Für Kulturland-Chefin Brigitte Faber-Schmidt ist es wichtig, „die großartig funktionierende Netzwerkarbeit mit Partnern in ganz Brandenburg und in Polen auch weiterhin zu erhalten und auszubauen.“ Brigitte Faber-Schmidt und Kurt Winkler werden ab 1. Januar 2014 gleichberechtigte Geschäftsführer der neuen Gesellschaft sein – die weiterhin vom Land und von der Stadt Potsdam gefördert wird.
Seit seiner Gründung ist das HBPG ein wichtiges und vielseitiges Schaufenster, Forum für die Geschichtsforschung und für die Bildung im Land Brandenburg geworden. Mehr als 500 000 Besucher kamen im vergangenen Jahrzehnt zu den Ausstellungen, Lesungen, Gesprächsrunden oder Geschichtsbörsen in den Kutschstall. Das Gebäude auf dem Neuen Markt in der historischen Mitte Potsdams war dafür umfassend saniert und am 17. Dezember 2003 eröffnet worden.
Angeregt hatte das Geschichtshaus der frühere Ministerpräsident Manfred Stolpe. „Es ließ sich auch nach 1990 nicht verbergen, dass das Wissen über unsere geschichtlichen Wurzeln wenig ausgeprägt war“, sagte Stolpe in einem Interview in der soeben erschienenen Jubiläumsbroschüre (ab 18. Dezember im Museumsshop erhältlich). Ihm war wichtig, dass mit der Einrichtung die Geschichtsbildung besonders der jungen Leute gefördert wird. Der Wunsch wurde Wirklichkeit: Schüler aus dem gesamten Land – bisher waren es 39 000– reisen regelmäßig in den Kutschstall, um einen Ausflug in die alte und jüngste Geschichte der Landeshauptstadt zu machen. Das seit 2006 veranstaltete Bildungsprojekt „Ein Tag in Potsdam – Geschichte erleben“ ist inzwischen auf das Oderland erweitert worden, in dem auch polnische Orte und Gedenkstätten besucht werden. Gefördert werden die Projekte etwa durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Märkisch-Oderland.
Für die Besucher – nicht nur aus Potsdam und Brandenburg – standen die bisher 64 im Kutschstall gezeigten Ausstellungen im Mittelpunkt. Neben Brandenburgs Geschichte wurden immer auch Aspekte zur Gegenwart aufbereitet – etwa in den eindrucksvollen Schauen über den Architekten Karl Friedrich Schinkel, den Physiker Albert Einstein oder den Pianisten Wilhelm Kempff, über die mittelalterliche Kunst oder den Aufbruch in die Moderne. Das HBPG begab sich auf Spurensuche zu den Synagogen im Land oder beleuchtete anhand der Zeitschrift „Sibylle“ die Modefotografie und die Frauenbilder in der DDR.
Da das HBPG über keine eigene Sammlung verfügt, werden sämtliche Ausstellungen mit Leihgaben bestückt. Immer wieder haben regionale, nationale und internationale Museen, Archive, Bibliotheken oder Kirchengemeinden wertvolle Exponate bereitgestellt. Mit 400 Leihgaben ist allein die ständige Ausstellung „Land und Leute“ im Erdgeschoss des Kutschstalls ausgestattet, die Brandenburgs Geschichte auf 500 Quadratmetern präsentiert: Von der Gründung des Bistums Brandenburg im Jahre 948 bis zum Wiederaufbau des Stadtschlosses auf dem Alten Markt und seiner Eröffnung als Landtagsgebäude 2013. Aktuelle Ereignisse werden vom HBPG immer wieder aufgegriffen, um sie stärker zu vergegenwärtigen.
Derzeit sind die HBPG-Mitarbeiter mit den umfangreichen Vorbereitungen zur ersten brandenburgischen Landesausstellung „ Preußen und Sachsen. Szenen einer Nachbarschaft“ im sanierten Schloss Doberlug beschäftigt, die vom 7. Juni bis 2. November 2014 gezeigt wird. Kulturland Brandenburg widmet sich 2014 unter dem Titel „Preussen - Sachsen - Brandenburg“ ebenfalls diesem Thema.
HBPG im Kutschstall, Neuer Markt, geöffnet Dienstag bis Donnerstag 10 bis 17 Uhr, Freitag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr
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