
© privat
Von Klaus Büstrin: Eine souveräne Bildsprache gefunden
Zum Tode des Potsdamer Malers und Szenografen Peter Wilde
Stand:
Das Land hinter dem Regenbogen. Ein schönes, ein besseres Land, eines ohne Diktatur und ohne Gewalt. Ein Land, wo auch die Gebäude und die Sozialbeziehungen intakt sind. „Das Land hinter dem Regenbogen“ heißt einer der letzten DEFA-Filme, gedreht in den Jahren 1990/91. Herwig Kipping drehte einen metaphernreichen Film, in dem er den Sozialismus, wie man ihn in der DDR praktizierte, anprangerte. Zeitgeschichte wurde in Totalen gebündelt. Der Potsdamer Szenenbildner Peter Wilde nahm das Angebot Kippings gern an, als Szenenbildner für diesen Film tätig zu werden. Konnte er einerseits dabei seine DDR-Erfahrungen mit ins Spiel bringen. Doch auch die malerischen Tableaus, mit denen der Regisseur in dem Film arbeitete, waren für Peter Wilde von Interesse. „Das Land hinter dem Regenbogen“ sollte einer der letzten Filme des Szenografen werden.
Der 1939 in Halle an der Saale Geborene lernte zunächst den Beruf eines Dekorationsmalers, studierte dann an den Fachschulen für Werbung und Gestaltung in Berlin und Potsdam. 1961 wurde er für 13 Jahre Assistent des Chef-Filmszenenbildners der DEFA, Alfred Hirschmeier. Ausgestattet mit mancherlei Erkenntnissen in der Filmausstattung, stieg Peter Wilde zum Szenenbildner auf. Bei 19 Filmen ist sein Name im Abspann als verantwortlicher Filmarchitekt zu lesen, unter anderen in „Sonjas Rapport“, „Mein lieber Robinson“, „Jörg Ratgeb – Maler“ oder in „ Mein blauer Vogel flieg“. Am intensivsten arbeitete Wilde wohl mit den Regisseuren Bernhard Stephan und Roland Gräf zusammen. Nach 1990, als die DEFA neue Herren bekam, war er nur noch sporadisch als Szenenbildner tätig. Und eines Tages legte er ganz und gar die Filmarbeit ad acta. Das Filmmuseum bewahrt glücklicherweise Szenenbildentwürfe und Skizzen Peter Wildes in seinen Sammlungen auf.
Nach seiner Film-Zeit konnte er sich nun ganz und gar der Malerei widmen, einer Leidenschaft, die er nicht missen wollte. Nun nicht mehr nur während diktierter Freizeit. Gemalt hat er auch schon in seiner Heimatstadt Halle. Dort war sein großes Vorbild der Malerpoet Albert Ebert. Dessen „naive“ Bildgestaltung hat es ihm angetan. Nach und nach hat Peter Wilde aber seine eigene souveräne Sprache gefunden. So manche Ausstellung in Potsdam und anderswo gaben davon ein beredtes Zeugnis.
Mit seinem Namen verbindet sich auch die Landschaftsmalerei. Zunächst konnte sie die Filmherkunft des Schöpfers nicht verleugnen. Doch mit der Zeit wuchs die Tendenz zum freieren Umgang mit den Motiven. Sie fanden eine eigene Kraft und Weite, bekamen eine poetische Ausstrahlung und sind von hoher malerischer Sensibilität und farbiger Delikatesse. Oftmals wirken die eher elegischen Landschaften so, als ob sie sich zu einer großen Feier anschicken, voller Innerlichkeit und Festlichkeit. Erinnerungen an verschlüsselte Bilder von Romantikern sind nicht von der Hand zu weisen.
Zuhause in Potsdam, am Heiligen See oder in der Mark Brandenburg hat der Künstler so manche seiner Motive gefunden, doch auch auf den vielen Reisen, zu denen ihn sein Beruf während der DEFA-Zeit veranlasste. So auch in Vietnam. Dieses ostasiatische Land faszinierte ihn besonders, seine Natur, die Gartenkunst, die Kultur, die Menschen. Seine Frau Kim lernte er dort kennen.
In Potsdam war die Villa Rumpf am Heiligen See jahrelang sein geliebtes Domizil. Man konnte sie einst als richtiges Künstlerhaus bezeichnen. Mit Wilde wohnten auch Christian Heinze, Alfred Schmidt und Manfred Nitzsche in der Villa. Im Jahre 2000 musste jedoch Wilde das Haus verlassen, da es der Modedesigner Wolfgang Joop kaufte. Die Kollegen waren schon vor ihm ausgezogen. Peter Wilde ließ sich in Neu Fahrland nieder. Seine Leidenschaft zur Malerei wurde davon aber nicht beeinflusst. Er, der sich in der Kunst verschiedener Jahrhunderte bestens auskannte, entdeckte für sich nun auch die abstrakte Malerei, das noch tiefere Eintauchen in Farbtöne und Flächen. Gern hätte er sich mit ihr in der Zukunft noch intensiver beschäftigen wollen. Doch Peter Wilde starb, wie die PNN erst jetzt erfuhren, im Alter von 71 Jahren nach langer und schwerer Krankheit am 12. Juli.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: