
© Hibbeken, Promo
Kultur: Feinsinnige Betrachtung
In den Römischen Bädern gibt es einen „Blick in die Gärten des Welterbes“ von Illert Hibbeken
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Leider könne er weder malen noch zeichnen, meinte vor Jahren Illert Hibbeken. Da das Abbilden und Darstellen dennoch eine seiner großen Leidenschaften sei, könne er sie nur mit der Fotografie angehen. Und ihm kam die Erkenntnis: „Die Fotografie lehrt das Sehen und eine ganz besondere Rezeption der dinglichen Welt.“ Der renommierte Berliner Geologe, der an der Freien Universität seiner Heimatstadt eine Professur inne hatte, beschäftigt sich seit seiner Pensionierung 1997 intensiv mit der Fotografie. Sie machte er regelrecht zu seiner Profession und erwarb sich damit ein großes Renommee.
Vor allem die Architekturfotografie hat es Illert Hibbeken angetan. Verlage versicherten sich immer wieder seiner Mitwirkung bei der Herausgabe von Büchern. Dabei standen die Schlösser der Weserrenaisssance sowie die der preußischen Könige im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Zunehmend begibt sich Illert Hibbeken in die Parkananlagen von Potsdam, Berlin und des Landes Brandenburg. Als Ergbnis dieses fotogrgrafischen Streifzugs entstand der Text-Bild-Band „Preußische Gärten“, der vor zwei Jahren erschien. Dieses Thema hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für ihre diesjährige Saisoneröffnung Anfang Mai aufgenommen und offeriert es in einer Ausstellung in den Römischen Bädern. Natürlich mit den Bildern von Illert Hibbeken.
Die Exposition trägt den Titel „Der Blick in die Gärten des Welterbes“. Damit soll die Eintragung der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft in die Welterbeliste der Unesco vor 25 Jahren gefeiert werden. Die historischen Stätten in Potsdam waren damals die ersten in Ostdeutschland, denen diese Auszeichnung zuteil wurde. Bis 1990 standen acht Objekte auf der Liste, aber lediglich im Westen Deutschlands. Der Staatsrat der DDR unterzeichnete im Dezember 1988 die Welterbekonvention. Die Eintragung der Potsdamer Schlösser und Gärten in die Unesco-Welterbeliste beantragte die Regierung der DDR am 29. September 1989. Die Bundesrepublik Deutschland schlug dann am 14. Juni 1990 den Teil der Havellandschaft mit den Schloss- und Gartenanlagen in Glienicke sowie die Pfaueninsel zur Eintragung vor.
Am 12. Dezember 1990, nur zwei Monate nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, hat das Welterbekomitee der Unesco auf seiner Sitzung im kanadischen Banff die „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ in die Liste des Welterbes unter der Nummer 532 C (Cultural Property/Kultur) aufgenommen.
Der schleichende Verfall von wertvollen Gebäuden, Parkanlagen oder gar die geplante Zerstörung historischer Altstadtquartiere zu DDR-Zeiten machten deutlich, dass der SED-Staat Schwierigkeiten mit der Denkmalpflege hatte. Doch die Aufnahme in die Welterbeliste war auch eine große Wertschätzung für die Verantwortlichen und Mitarbeiter der ehemaligen Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, die trotz schwieriger Zeiten mit großer Professionalität, Kraft und Liebe sich den anvertrauten Kulturgütern widmeten.
Die Parkanlagen und die dazugehörende Gartenhistorie ist in den vergangenen Jahren verstärkt in den öffentlichen Fokus der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten gerückt. Der Berliner Fotograf Illert Hibbeken widmet sich seit Längerem den eindrucksvollen Garteninszenierungen der preußischen Herrscher, ihren Gestaltern und unzähligen Gärtnern. Dem Fotografen könnten sich bei Landschafts- und Gartenaufnahmen auch emotionale Momente einschleichen. Ist Illert Hibbeken doch stets auch offen für die besondere Atmosphäre der dargestellten Parklandschaften in Potsdam, Paretz, Klein Glienicke oder auf der Pfaueninsel. Aber letztlich müsse sich dies auch aus der inneren Gestaltung des Bildes ergeben.
Das Faszinierende der ausgestellten 70 Farbfotografien des 1935 geborenen Künstlers ist sein unbestechlicher und unprätentiöser Blick. Die verschiedenen Facetten einer Parklandschaft werden im Detail und im Ganzen in der vier Jahreszeiten sichtbar gemacht. An vier Themengebieten lässt Hibbeken dem Betrachter seiner Fotografien teilhaben, an den harmonischen und geistreichen Wechselwirkungen von Gärten und Wasser, Sichten und Landschaften, Blumen und Bäumen sowie Architekturen und Skulpturen.
Verlässt der Besucher die Ausstellungsräume in den Römischen Bädern, so taucht er wieder real mitten in die Garteninszenierungen des 19. Jahrhunderts ein. Vielleicht entdeckt er sie nunmehr mit noch aufmerksameren Augen. Die Fotografien von Illert Hibbeken bieten nicht nur Seh-Genuss, sondern auch eine lehrreiche, feinsinnige und besinnliche Betrachtung.
Die Ausstellung ist in den Römischen Bädern im Park Sanssouci noch bis zum 31. Oktober zu sehen. Geöffnet ist Di.-So. 10-18 Uhr
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