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Kultur: Harte Zeiten für Brandenburgs Museen

Museumsverband legte Situationsbeschreibung vor / Wanka: Fusionen von Einrichtungen unausbleiblich

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Museumsverband legte Situationsbeschreibung vor / Wanka: Fusionen von Einrichtungen unausbleiblich Von Klaus Büstrin Anfang der neunziger Jahre gab es regelrecht eine Welle von Museumsgründungen im ganzen Land. Zählte man am Ende der DDR in den damaligen Bezirken Cottbus, Frankfurt (Oder) und Potsdam nur rund 100 Museen, so sind es derzeit im Land Brandenburg gut 330. Die Zahl hat sich also verdreifacht. „Für viele Einrichtungen wird es aber in Zukunft schwer werden, zu überleben“, so Kulturministerin Prof. Johanna Wanka auf der gestrigen Landespressekonferenz, bei der sie gemeinsam mit dem Museumsverband Brandenburg zu Gast war. „Es gibt in unserem Land ileider mmer noch Häuser, die versäumt haben, rechtzeitig adäquate Strukturen zu schaffen“, sagte die Ministerin. „Da werden nur noch Zusammenschlüsse helfen.“ Gut gerüstet dagegen seien vor allem die profilgebenden Spezialmuseen. Die brandenburgische Musemslandschaft ist gekennzeichnet durch ein dichtes Netz an Regional-, Stadt- und Heimatmuseen. Hinzu kommen Fachmuseen mit spezieller Thematik wie Agrar- und Technikmuseen sowie Kunst- und Literaturmuseen. Der Musueumsverband hat nun eine Situationsbeschreibung über die Entwicklung der vergangenen Jahre und die aktuelle Situation der Museumslandschaft Brandenburgs vorgenommen. So wird festegstellt, dass Bund und Land im Brandenburgischen Träger von Museen (2 Prozent) sind. Beide haben aber gegenüber dem Bundesdurchschnitt (8 Prozent) weit weniger Verantwortung übernommen. Die Landesregierung hat vor allem bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, bei den Gedenkstätten oder bei den Kunstammlungen in Cottbus, bei den „Leuchttürmen“ des Landes, finanzielle Verantwortung übernommen. Doch leider ist bei den Kreisen das Engagement für die Museen relativ gering. Den größten Anteil der Verantwortung tragen die Städte und Gemeinden (53 Prozent). Aber auch immer mehr Vereine werden Träger von Museen. Der Museumsverband hat 136 Museen für seine Analyse befragt. Die in den Jahren 2002 und 2003 durchgeführte Erhebung befasst sich mit Strukturen, Problemen und Chancen der Museumslandschaft in Zeiten rapider finanzieller Engpässe. Der Fachverband musste feststellen, dass zahlreiche Häuser durch Personalabbau und sinkende Zuschüsse am Existenzminimum nagen. Besonders den etwa 98 Prozent nichtstaatlichen Häusern stünden harte Zeiten bevor, schreibt der Verband in seiner „Enquete zur Lage der Museen in Brandenburg 1991-2001“. „Wir hatten zwar in den letzten zehn Jahren eine Verdreifachung der Museen, aber keine Verdreifachung der Mittel“, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes, Susanne Köstering, während der Pressekonferenz. Brandenburgs Museen, ausgenommen die „Leuchttürme“, müssten jährlich im Schnitt mit 180000 Euro auskommen. Anfang der 90er Jahre seien es umgerechnet 200000 Euro gewesen, Mitte des Jahrzehnts 310 000 Euro. In den vergangenen zehn Jahren wurde die Zahl der Beschäftigten um 13,5 Prozent reduziert. Von den verbliebenen Mitarbeitern hat nicht einmal mehr die Hälfte eine feste Stelle inne. Die ehrenamtliche Arbeit verdoppelte sich hingegen. Sieben bis acht Menschen engagieren sich ohne Bezahlung im Durchschnitt in jedem Museum. Ein großes Manko sei, dass der Ankauf von neuen Sammlungsgestegenständen wegen Geldmangel arg in Stocken geraten Auch das Potsdam-Museum kam zur Sprache. Christian Hirt, Erster Vorstandssprecher des Verbandes, bedauerte, dass man im bedeutendsten Stadtmuseum des Landes keine wissenschaftliche Leitung mehr findet. Sie wurde von der Stadt „wegrationalisiert“. „Beim Austausch von Mitarbeitern des Museums und des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) werden aber allzu sehr die Grenzen verwischt“, sagte Hirte. Johanna Wanka meinte, dass der „Schub“, den das Potsdam-Museum im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem HBPG bekamt, günstig für die Potsdamer Einrichtung ausfiel. „Während meines Besuches der aktuellen Ausstellung ,Königliche Visionen“ im Kutschstall konnte ich feststellen, welch einen tollen Sammlungsbestand dieses Museum besitzt.“ Kulturministerin Prof. Johanna Wanka betonte, dass auch das Land seine Förderpolitik für Museen auf den Prüfstand stellen müsse. Christian Hirte mahnte daraufhin, notwendige Einsparungen „in erträglicher Weise“ vorzunehmen. Denkbar sei etwa die Zusammenlegung von Museen zu einer Kultur-GmbH oder eine gemeinsame Leitung für mehrere Häuser. „Wichtig ist, dass einzelne Häuser ihr Profil und ihre Gestaltungskompetenz behalten“, betonte Hirte.

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