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Kultur: Heiterkeit und ein Lächeln geschenkt Orchesterwoche unter neuen Dirigenten

Abwechslungsreich und unterhaltsam war die Reise. Mit Musik in mehrere europäische Länder, nach England, Schweden, Frankreich, Mähren und nach Sachsen, entführte die Potsdamer Orchesterwoche ihre Zuhörer am vergangenen Sonntagnachmittag in der Friedenskirche.

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Abwechslungsreich und unterhaltsam war die Reise. Mit Musik in mehrere europäische Länder, nach England, Schweden, Frankreich, Mähren und nach Sachsen, entführte die Potsdamer Orchesterwoche ihre Zuhörer am vergangenen Sonntagnachmittag in der Friedenskirche. Es wurde eine entspannt-angenehme Reise, weil fast alles wie am Schnürchen klappte. Dabei haben die Musikerinnen und Musiker traditionell nicht sehr viel Zeit für die Vorbereitungen. Ein paar Tage Proben und schon müssen die Laienmusiker fit für die Konzerte sein.

Die meisten sind es jedoch seit vielen Jahren gewöhnt, dass während der Orchesterwoche intensiv und konzentriert geprobt wird. Matthias Salge, der Nachfolger des langjährigen Chefs Dietrich Schönherr, trat nun in dessen verdienstvolle Fußstapfen und leitete erstmals die diesjährigen fünf Konzerte der 37. Orchesterwoche.

Matthias Salge, der in Hannover Kirchen- und Schulmusik studierte und seit fünf Jahren für die Chor- und Orchesterarbeit am Evangelischen Gymnasium Hermannswerder verantwortlich ist, hat die Instrumentalisten bestens auf die musikalische Reise vorbereitet. Sie spielten zwar mit einer schönen Gelassenheit, doch von lascher und schaler Unbekümmertheit war keine Spur. Man musizierte nicht einfach so „drauflos“, sondern es wurde auf eine saubere klangliche Ausformung in allen Instrumentengruppen Wert gelegt. An keinem Detail ging Matthias Salge mit seiner klaren Zeichensprache vorüber. Seinen Intentionen kamen die Musiker, die Streichergruppen ebenso wie die Bläser, willig nach. Mit einer überraschenden Sicherheit führte er sie über alle Klippen.

Melodienreiche Werke hatte man für die Reise ausgewählt, die sich an der Volksmusik der jeweiligen Länder orientieren. Der Start war in England mit Ralph Vaughan Williams Suite über englische Volkslieder, einer Folge von drei Sätzen im damals (vielleicht auch heute) gern gehörten englischen Nationalstil, jedoch nicht im pompösen Gründerzeit-Gestus eines Edward Elgar, sondern mit feiner Durchsichtigkeit. Zu einem eher leisen Aufenthalt in Schweden ließ man sich mit der hochromantischen Variation über ein Volkslied von Johann Severin Svendsen einladen. Der Franzose Camille Saint-Saens ließ sich in seinem Konzerttanz „La Jota Aragonesa“ von spanischer Musik inspirieren. Salge fand hier zu einer temperamentvollen Wiedergabe, aber noch mit zu viel ängstlicher Kalkulation, nicht den Überblick zu verlieren.

Romantik aus Sachsen gab es mit Carl Maria von Webers zweitem Klarinettenkonzert in Es-Dur. Angeregt vom Spiel des Klarinettisten Heinrich Bärmann schrieb der Komponist eine Reihe von meist konzertanten Klarinettenwerken, in denen er die Ausdrucksmöglichkeiten des Instruments voll auszuschöpfen verstand. Durch ein wahres Wechselbad der oft widerstreitenden Gefühle wird man darin geführt. Salge stand für den Solopart das Orchestermitglied Jan Hermerschmidt zur Verfügung, bei dem man zwar einen weichen und singenden Klarinettenton vermisste, doch der Ausdruckstiefe und dem Raffinement der virtuosen Ansprüche wurde er gerecht. Der Dirigent und die Orchesterwoche waren dem Solisten sehr aufmerksame Begleiter.

Beendet wurde die Konzertreise in Mähren. Leo Janáceks „Lachische Tänze“ künden von Volksverbundenheit, Nationalstolz und Kunstwollen. Mit viel Sinn für die Charaktere der einzelnen Sätze und deren Farben haben Salge und das Liebhaberorchester den Wunsch Janáceks erfüllt, dass die Tänze Heiterkeit schenken und ein Lächeln hervorzaubern mögen. Klaus Büstrin

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