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Vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. Königin Elisabeth Christine von Preußen.

© Pfauder/SPSG

Kultur: Korpulent geworden

Die Nicht-Beziehung zwischen Friedrich und seiner Frau Elisabeth Christine

Stand:

Auf 6000 Quadratmetern im Neuen Palais, verteilt auf 72, zum Teil erstmals zugänglichen Räumen, präsentiert sich derzeit die große Jubiläumsausstellung „Friederisiko“ zum 300. Geburtstag von Friedrich II. Knapp 1500 Exponate sind noch bis zum 28. Oktober zu sehen, 1000 davon gehören zur Ausstattung des Neuen Palais. In den kommenden Wochen stellen die PNN an dieser Stelle einzelne Ausstellungsstücke vor, die viel auch über Friedrich II. erzählen und erklären können.

Louise Eleonore von Wreech gilt als des Kronprinzen Friedrich einzige große Liebe. Der verheirateten Frau machte er des Öfteren während seines Freigangs, als er nach der Flucht-Affäre in der Festung Küstrin gefangen gehalten wurde, seine Aufwartung. Friedrich schwärmte in Oden für die fünf Jahre ältere Frau, die geistreich und gebildet war: „Als mein Gesandter soll mein Bild dich grüßen, / und des Gesandten Dolmetsch sei dies Lied, / Was ich zu sagen Dir bisher vermied, / Ich sag es nun: Ich liege Dir zu Füßen ...“ Das Verhältnis soll vermutlich keusch geblieben sein. Und: Es war nur von kurzer Dauer.

Die dynastischen Heiratspläne liefen in Berlin und in Potsdam bereits auf vollen Touren. Königin Sophie Dorothea, Schwester des englischen Königs Georg II., arbeitete an dem ehrgeizigen Projekt einer Doppelheirat Preußen-England/Hannover. Die Schwester Friedrichs, Wilhelmine, sollte Friedrich Ludwig von Hannover, einem Prinzen von Wales, und Kronprinz Friedrich Prinzessin Amalia von Hannover heiraten. Als der Vater Friedrich Wilhelm I. davon erfuhr, unterband er jegliche Heiratspläne Richtung England, da er diese als illoyal gegenüber dem Kaiser in Wien betrachtete. Wilhelmine wurde 1731 mit dem Erbprinzen Friedrich von Bayreuth verheiratet, zwei Jahre später musste Kronprinz Friedrich unter dem Zwang des Vaters Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern ehelichen . Da war er 21 Jahre alt.

Von Liebe gegenüber seiner Frau war bei Friedrich keine Spur! An die Markgräfin Wilhelmine in Bayreuth schrieb er: „Die Person ist weder schön noch hässlich, es fehlt ihr nicht an Verstand, sie ist aber schlecht erzogen, ist blöde und weiß sich nicht zu benehmen.“

In der ersten Zeit ihrer Ehe, in Rheinsberg, hoffte Elisabeth Christine, dass der Kronprinz sich ihr doch noch nähern würde. Sie nahm an den regen Geselligkeiten teil, las die Bücher, die er ihr empfahl, versuchte sich in die Gedankenwelt der antiken Dichter und Philosophen hineinzuversetzen. „Wenn man die Kunst, die wahre und rechte Philosophie des Geistes suchen wollte, man müsste sicherlich hierher kommen, man findet alles in Vollendung, unseren Meister immer an der Spitze “, schrieb sie 1736. Als vier Jahre später Friedrich Wilhelm I. starb, wurde „Meister“ Friedrich König von Preußen und Elisabeth Christine Königin. In den ersten Monaten des 1. Schlesischen Krieges hatte Friedrich zu seiner Frau noch gepflegten Kontakt. Doch bald sollte sich das große Schweigen über die Beziehung senken.

Die Hartnäckigkeit, mit der der König die Königin mied und sie größtenteils aus dem gesellschaftlichen Leben ausschloss, war wohl einmalig. Während Friedrich sich ins Schloss Sanssouci zurückzog, residierte Elisabeth Christine in den Wintermonaten im Berliner Stadtschloss, im Sommer in dem ihr zugewiesenen Schloss Schönhausen. Allerdings war das Leben außerhalb der Residenzstadt nicht von Tristesse umgeben. Die Königin empfing wichtige Personen von Rang: Minister, Generäle, Gesandte, beschäftigte sich viel mit Literatur und verfasste auch einige moralische Schriften in französischer Sprache. Von ihrer Schwägerin, Prinzessin Amalie von Preußen, wird sie folgendermaßen beschrieben: „Man schilt sie sei wanderlbar, aber ich glaube, dass dies mehr den Sorgen, die sie öfter hat, als den Launen entspringt. Ihr Äußeres ist bezaubernd, und nach meiner Ansicht ist sie die schönste Frau von der Welt. Unter hundert Personen würde man sie immer herauskennen und ihre königliche Abstammung anmerken.“

Während des Siebenjährigen Krieges floh Elisabeth Christine nach Magdeburg. Auf dem Weg dorthin machte ihr Hof in Potsdam Halt. Die Königin sah zum ersten Mal in ihrem Leben das Schloss Sanssouci, das Friedrich sich gebaut hatte. König und Königin sollten sich erst nach Ende des Krieges 1763 wiedersehen: im Rahmen der Empfangsfeierlichkeiten für Friedrich. Er wusste seiner Frau aber nichts weiter zu sagen, als die mittlerweile berühmt gewordenen Worte: „Madame sind korpulent geworden.“ Sie nahm dann nur teilweise an großen Empfängen im Berliner Schloss teil. Dort pflegte der König seine Frau stets zu übersehen. Sie überlebte ihren Mann gut zehn Jahre. Am 13. Januar 1797 starb Elisabeth Christine im Berliner Stadtschloss kinderlos. Sie wurde in der Domgruft beigesetzt, fern von ihrem Mann, der in der Potsdamer Garnisonkirche neben seinem ungeliebten Vater ruhen musste, fast 160 Jahre lang. Klaus Büstrin

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