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Kultur: Primadonna Barocker Theatersommer erinnert an La Mara

Vielleicht hieße sie heute Madonna oder Amy Winehouse, verkaufte Millionen Alben, hätte tausende Fans bei Facebook, sänge in ausverkauften Konzerthallen. Skandale bis zum Abwinken, immer wieder gern verziehen durch die Faszination ihres musikalischen Talents, das einer einzigartigen Frau.

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Vielleicht hieße sie heute Madonna oder Amy Winehouse, verkaufte Millionen Alben, hätte tausende Fans bei Facebook, sänge in ausverkauften Konzerthallen. Skandale bis zum Abwinken, immer wieder gern verziehen durch die Faszination ihres musikalischen Talents, das einer einzigartigen Frau. Im 18. Jahrhundert gab es weder Radio noch Facebook, musikalische Ausnahmetalente schon.

Die zweite Premiere des Barocken Theatersommers Sanssouci 2011 mit dem Ensemble I Confidenti widmet sich einer zu ihrer Zeit in ganz Europa gefeierten Sängerin. La Mara, wie die gebürtige Gertrud Elisabeth Schmeling (1749-1833) nur noch genannt wurde, machte im Laufe ihres Lebens für fast zehn Jahre in Potsdam Station. Friedrich II. engagiert die junge Frau für zwei Jahre als Primadonna, als sie eigentlich unterwegs zu einer Ausbildungsreise nach Italien ist. Da hat das Kind aus der Großfamilie eines Kasselers Stadtmusikers schon einen langen und schwierigen Weg hinter sich.

„Sie musste sich durchbeißen“, sagte Nils Niemann von I Confidenti bei der Vorstellung von „La Mara – Die Primadonna“ am gestrigen Mittwoch. Niemann hat gründlich das Leben der Mara recherchiert, das passt zum Konzept der Theatergruppe, die sich um Wiederentdeckung, wissenschaftliche Aufarbeitung und authentische Aufführungen von in Vergessenheit geratenen Werken, in diesem Falle auch Personen, bemüht. Die bezaubernde junge Frau am Preußenhof, die im Schlosstheater des Neuen Palais ihr Debüt als Primadonna gab, verdient diese Aufmerksamkeit, findet Niemann. Material zu ihrem Leben sowie um ihr musikalisches Wirken eindrucksvoll präsentieren zu können, sei zur Genüge vorhanden. Sie habe eigene Kompositionen, zumeist Arien verfasst, es existieren eine Autobiografie, Briefe von ihr sowie einem ihrer größten Bewunderer, dem jungen Studenten Goethe, sowie zeitgenössische Berichte über ihre Person.

Zu erzählen muss es einiges gegeben haben, die als Wunderkind in England gefeierte Mara war kein Kind von Traurigkeit. Sie legte sich in Potsdam, inzwischen mit einem Vertrag auf Lebenszeit an den Hof gebunden, sogar indirekt mit ihrem Brotherren an, als sie gegen dessen Willen den Cellisten Johann Baptist Mara ehelichte. Der Alkoholiker stört die Orchesterproben, der angesäuerte König sperrte ihn öfter mal weg. Seine Lieblingssängerin durfte zwar an der Berliner Oper auftreten, musste aber für jedes weitere Gastspiel Erlaubnis einholen. Nach fast zehn Jahren floh das Paar, London ist ihr Ziel. Mozart, Gluck, Kaiserin Maria-Theresia, Haydn, Händel: sie alle haben sie gehört oder mit ihr musiziert.

So soll die Hommage in Form eines szenischen Konzertes Einblick in Leben und Werk und nicht zuletzt historische Aufführungspraxis geben. Neben dem Gesangsvortrag und jenem Stück, mit dem sie hier am Hof zum ersten Mal auftrat, wird aus den oben erwähnten Quellen gelesen. Im Mittelpunkt freilich steht die Musik. Die Berliner Sopranistin Doerthe Maria Sandmann ist in die Rolle der Mara geschlüpft. Durch ihr frühzeitiges Interesse für barockes Repertoire sei sie dafür bestens geeignet, sagte Irmgard Huntgeburth, musikalische Leiterin. Ihr Partner Philipp Mathmann aus Münster habe erst vor kurzem von Bariton zu Sopran gewechselt, der zweite Mann auf der Bühne ist Steffen Findeisen, der als Pantomime die Nebencharaktere übernimmt. Steffi Pyanoe

Premiere am Freitag, dem 2. September, 19 Uhr, Schlosstheater im Neuen Palais. Informationen unter www.i-confidenti.de

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