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Kultur: Russische Feierlust

Erstes Kulturfest startet am kommenden Samstag in der Alexandrowka

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Bekanntlich muss man als Potsdamer nicht die Koffer packen, wenn man in die weite Welt reisen möchte. Man nehme nur sein Handgepäck, das Fahrrad oder die Tram und fahre nach Böhmen, Holland, Italien oder nach Russland. Gleich um die Ecke. Die preußischen Könige ließen für Handwerker und Künstler, die aus diesen europäischen Ländern nach Potsdam kamen, entsprechende heimatverbindende Häuser bauen. Italien als Sehnsuchtsort war ohnehin dabei, denn einen Hauch dieses südlichen Landes wollte man im nördlichen Potsdam nicht missen.

Feiert man in Potsdams Ablegern von Böhmen und Holland bereits seit mehreren Jahren sehr gut besuchte und beliebte Feste, so startet am kommenden Sonnabend das erste russische Kulturfest. Natürlich in der Alexandrowka. Wo sonst? Diese Kolonie entstand auf Befehl König Friedrich Wilhelms III. als „ein bleibendes Denkmal der Erinnerung an die Bande der Freundschaft“ zwischen Russland und Preußen. Die ersten Einwohner waren Mitglieder eines russischen Chores.

Im vergangenen Jahr hat sich der Verein Kultur Alexandrowka e.V. gegründet, der unter der Leitung von Lutz Andres die Erinnerung an die Geschichte der Kolonie wachhält und mit mancherlei Kultur- und Kunstereignissen die Gegenwart in die Alexandrowka holt. Beim ersten russischen Kulturfest, für das Meike Mieke das Programm konzipierte und organisiert, ist Vielfalt angesagt. Oberbürgermeister Jann Jakobs, der seit zehn Jahren in der Russischen Kolonie lebt, hat die Schirmherrschaft übernommen, und Russlands Botschafter in Deutschland,Vladmir V. Kotenev, hat ein Grußwort übermittelt, in dem es heißt, dass die Kolonie nun wieder mit russischen Gesängen, russischer Sprache, Lebensfreude und Feierlust erfüllt werde. Ab 11 Uhr bis in die Nacht hinein erklingt bei freiem Eintritt – Spenden sind erwünscht – viel Musik, von Romanzen und Zigeuner Jazz (Malenki Fun Orchester) über Folklore (Ensemble Sabawa) bis zu populärer Filmmusik mit der Camerata Europaea und den Potsdamer Turmbläsern.

Natürlich gibt es auch Führungen und Vorträge. So wird um 16 Uhr in das Museum Alexandrowka zu einem Vortrag eingeladen. Thomas Sander spricht über die alte Kolonistenfamilie Schischkoff. Diese Veranstaltung ist auch der Auftakt für die Ausstellung „Abgebrannt“, die am Tag darauf im Museum eröffnet wird. Anhand von Briefen, Protokollen und Gerichtsakten soll die Geschichte der Schischkoffs wieder lebendig gemacht werden. Auch bildende Künstler geben sich an diesem Festtag ein Stelldichein. So sind unter anderen Mareile Manthey mit Schmuck und Lampen, Anna Brömsel mit Strand- und Tussentaschen, Almuth Andres mit Aquarell- und Ölmalerei dabei. Die Galerie russischer Kunst in Berlin kommt ebenfalls nach Potsdam und zeigt Bilder, die seit 1960 entstanden sind. Ein Programm für Kinder halten die Veranstalter ebenfalls bereit. So liest Isabelle Keiler russische Märchen.

Russland ist also mitten unter uns, es lohnt sich dort Station zu machen, denn wie sagte Jann Jakobs: der Verein habe ein Fest auf die Beine gestellt, das sich sehen lassen könne. Klaus Büstrin

www.info@kultur-alexandrowka.de

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