Kultur: Von der Wiege bis zur Bahre
Die Ausstellung „Gott in Brandenburg. Zeugnisse christlicher Kulturprägung“ ist in Vorbereitung
Stand:
Die Ausstellung „Gott in Brandenburg. Zeugnisse christlicher Kulturprägung“ ist in Vorbereitung Von Klaus Büstrin Blättern in alten Fotoalben. Zurückblicken und Wiederentdecken. Aufnahmen sind zwar schon im Vergilben, doch so manche Erinnerung einer Potsdamerin ist noch ganz frisch. Auch beim Ansehen eines Fotos aus den fünfziger Jahren. Vor der Kirche in Bornstedt haben sich Kinder dem Fotografen gestellt. Sie sind Darsteller eines Krippenspiels. Die Betrachterin findet sich auf dem Bild wieder, als verkleideter Engel. An so manchem Nachmittag in der Adventszeit wurde für die Aufführung des Spiels geübt. Während des Probennachmittags veranstaltete man in der Schule unangekündigte Pionierstunden. Wer von den Krippenspielkindern die Pionierangebote versäumte, wurde zu Aussprachen mit der Klasse und mit der Pionierleiterin bestellt. Kirchliches Leben sollte in den fünfziger und sechziger Jahren in der DDR fast nur in den Gottesdienten stattfinden. Kinder und Jugendliche wollte man von der Religionsausübung fern halten. Kampagnen gegen das Christentum in der Schule waren immens. Das Foto mit den Krippenspielern hat Aufnahme in dem Buch „Gott in Brandenburg – Christliche Lebenszeugnisse aus zwölf Jahrhunderten“ gefunden. Es erscheint als Begleitbuch zu einer Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (Kutschstall), die am 17. September eröffnet wird. Sie findet im Rahmen des Kulturland-Jahres 2005 „Der Himmel auf Erden“ statt. Das Buch, an dem sich renommierte Schriftsteller, Theologen und Historiker mit Essays beteiligen, wird sich vor allem als Bildband präsentieren. Die Herausgeber sammelten dafür Fotografien und Dokumente, die das seit Jahrhunderten währende Leben der Brandenburger in und mit ihrer Kirche vorstellen, von der Wiege bis zur Bahre, während der Zeremonien und im Alltag, im Gotteshaus oder in den eigenen vier Wänden. In der Ausstellung wird nicht nur die persönliche Frömmigkeit eine Rolle spielen, sondern auch die Glaubenshaltung einzelner Menschen, die in den Wirren der Zeitläufe sich für ein menschliches Miteinander einsetzten, also ein wenig den Himmel auf Erden verwirklicht sehen wollten. Keine der großen christlichen Kirchen wird außer Acht gelassen. Die katholische, die evangelische und die reformierte Kirche sind in der Schau vereint. Für die Kuratorin Anne-Katrin Ziesak, war es sicherlich zunächst kein leichtes Unterfangen, christliches Leben aus mehreren Jahrhunderten erlebbar zu machen. Sie hatte dafür wenig Zeit, denn sie wurde erst spät in das Projekt eingebunden, nachdem ihr Vorgänger aufgab. Die Historikerin ist keine Kirchenchristin. Sie möchte mit ihrem Wissen und ihren Erkenntnissen die Kirchengeschichte Brandenburgs betrachten, sozusagen von außen. In einer Chronologie soll sie erlebbar gemacht werden. Von den Anfängen der Christianisierung in der Mark Brandenburg erzählt beispielsweise eine spartanische Gussform aus dem 10. Jahrhundert, die einen Gekreuzigten darstellt. Sie wurde auf dem Spandauer Burgwall gefunden. Das Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte gibt dieses frühe Zeugnis in den Kutschstall. Ohne Leihgeber kommt auch diese Ausstellung des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte nicht aus, Kirchengemeinden und Einzelpersonen gehören dazu wie das Brandenburgische Landeshauptarchiv und das Landeskirchliche Zentralarchiv. Und so wird man etliche Dokumente zu Gesicht bekommen, die ansonsten der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind oder von deren Existenz man bisher nichts wusste. Farbig soll die Ausstellung werden, genau wie das Christentum im Leben, in Handlungen, Irrtümern und der weit gefächerten Kunst wie der Architektur, Bildhauerkunst sowie der Musica sacra sich darstellt. Spannend könnte es auch werden, wie Anne-Katrin Ziesak mit dem schwierigen 20. Jahrhundert umgeht: die Zeit des Nationalsozialismus und die des Real-Sozialismus der DDR. Dabei wird die Historikerin mit Zeitzeugen wie Altbischof Schönherr zusammenarbeiten, der über das Verhältnis von Kirche und Staat in beiden Diktaturen berichten kann. Und auch all die Fotografien und Berichte von Brandenburgern, die noch vor der Ausstellungseröffnung im Kutschstall eintreffen, erzählen auf ihre Weise vom christlichen Glauben brandenburgischer Menschen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: