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Kultur: Wolkenformation aus Urgestein

Sechs Bildhauer verwandelten in Angermünde Granitblöcke in Kunstwerke

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Sechs Bildhauer verwandelten in Angermünde Granitblöcke in Kunstwerke Mit viel Geduld widmen sie sich ihrer kunstvollen Schwerstarbeit: Sechs Granitbildhauer aus Italien, Japan, den Niederlanden und Deutschland verwandelten in den vergangenen Wochen auf dem Klosterplatz in Angermünde (Uckermark) tonnenschwere Granitblöcke in monumentale Kunstwerke. „Die Künstler haben hier die Möglichkeit, größere Arbeiten aus den einzigartigen Findlingen zu schaffen“, sagt Joachim Karbe, Initiator des Hartgesteinsymposiums. Erstmals seien auch zwei Frauen dabei. Der Bildhauer Karbe initiierte und betreut die in Brandenburg einmalige Veranstaltung zum siebten Mal. Bislang führte sie mehr als 40 Hartgesteinkünstler in die Uckermark. „Trotz knapper Kassen konnte mit Hilfe der Stadtverwaltung und privater Sponsoren die Fortsetzung der Symposien gesichert werden“, sagt Karbe. „Die Region ist ein Land der Findlinge und sollte damit auch bekannt gemacht werden.“ Allein in diesem Jahr wurden den Angaben zufolge 70 Tonnen Findlinge auf dem Klosterplatz für die Arbeit der Künstler herangeschafft. Die fertigen Kunstwerke sollen heute der Stadtübergeben werden. Denn: „Wichtig ist, dass die Kunstwerke nach der Fertigstellung in der Altstadt von Angermünde und der Mündesee-Promenade ihren Platz einnehmen werden“, sagt Christine Bresk vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt. Die Kunstwerke bleiben mindestens zwei Jahre an ihrem Ort. Steine in allen Größen, Formen und Farben prägen die Landschaft der Uckermark. „Es ist ein regelrechtes Paradies für Findlinge“, schwärmt der niederländische Bildhauer Ton Kalle. Es falle leicht, sich geeignetes Material zu einem Thema zu suchen. Die „Steinspechte“, wie die Hartgesteinkünstler liebevoll von den Einheimischen genannt werden, müssen neben viel Geduld vor allem Erfahrung und ein Gefühl für den Stein haben. So verschiedenartig die Strukturen der Findlinge auch sind, so unterschiedlich sei die Art und Weise der Bearbeitung. So ist der Japaner Yoshimo Hashimoto fasziniert von den Findlingen, die er zu einer Wolkenformation verarbeitet hat und die Italienerin Erika Inger ist von den Findlingen begeistert. „Bildhauerei am Hartgestein ist aber Knochenarbeit“, meint Inger. Findlinge besitzen eine von der Natur vorgegebene Form und Oberflächenstruktur, die sich über Millionen von Jahren und während der Eiszeiten bildeten. Von den Eismassen wurden sie in allen Größen über hunderte von Kilometer ins Land gebracht. Dieser mehr oder weniger zerriebene Gesteinsschutt wurde nach dem Abtauen des Eises als Grund- oder Endmoräne abgesetzt. Vom kleinsten Partikel bis zum Großblock. „Diese Großgeschiebe bezeichnet man auch als erratische Blöcke (lateinisch: errare = irren) oder einfach Findlinge“, sagt Karbe. Die Steine waren einst das billigste Baumaterial der Menschen. Die von der Eiszeit geformten Steine wurden zum Bau, Feldsteinkirchen, Schutzwällen und Straßen genutzt. Seit alters her wird damit auch künstlerisch gearbeitet. Und, so betont Karbe: „Eine Tradition, die sich bis heute erhalten hat und von den Granitbildhauern fortgesetzt wird.“Stefan Adam

Stefan Adam

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