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Potsdam-Mittelmark: Abenteuer Äthiopien

Botschaftsrat Woldegebriel zum Projekttag am Gymnasium Michendorf

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Michendorf - Der Duft frischgerösteter Kaffeebohnen mischt sich mit dem dumpfen Rhythmus von Trommeln und Raggaemusik. Lange Gewänder, Holzketten und eine Basthütte komplettieren das Bild: Ein Hauch von Afrika weht durch das Wolkenberg-Gymnasium in Michendorf. Anlass für das afrikanische Flair mitten in Brandenburg: ein Projekttag zum Thema Äthiopien. „Ziel ist es, den Schülern die Kultur und Sitten des Landes näher zu bringen“, sagt die Lehrerin Anne Noack. Zusammen mit zwei Kolleginnen hatte sie nach einer Studienreise die Idee, die „intensiven Erlebnisse und Abenteuer“ in Afrika den Schülern zu übermitteln.

Am Dienstag konnte man die Umsetzungen dieser Initiative, die etwa ein halbes Jahr vorbereitet wurde, im Gymnasium bestaunen. Verschiedene Gruppen von Schülern fanden sich unter der Leitung ihrer Lehrer zusammen, um soziale, politische sowie künstlerische und alltagsnahe Themen zu erarbeiten. „Es ist wichtig neben den positiven auch die negativen Aspekte Äthiopiens kennenzulernen“, sagte Noack. So setzten sich einige Schüler mit der Literatur oder der Wohn- und Esskultur des Landes auseinander, während anderen von Afrikanern das richtige Trommeln gelehrt wurde.

Aber auch ernste Komplexe wie die Zukunft des Kontinents oder die Beschneidung junger Frauen fanden einen Platz. „Viele wissen gar nicht, was den Mädchen dort angetan wird“, sagte die Verantwortliche Hannelore Kottwitz, „man muss aufklären und sich von dem Irrglauben lösen, dass diese Sitte im Koran festgesetzt ist“.

Das vielfältige Konzept in Michendorf wurde von einer Aktion für die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ begleitet. Während sich ein Teil der Schüler um die Projekte im Gymnasium kümmerte, betätigten sich anderen unter dem Motto „Arbeiten für Afrika“ in verschiedenen Betrieben. Bäckereien, Seniorenheime oder Floristen beschäftigten die jungen Berufseinsteiger für einen Tag und spendeten somit Geld für die von dem Schauspieler Karlheinz Böhm ins Leben gerufene Organisation.

Die Einnahmen – rund 2000 Euro – werden für den Bau einer Schule in Äthiopien eingesetzt. „Dieses Projekt werden wir nun langfristig unterstützen“ sagte Noack. Bereits die Erlöse einer Versteigerung unter Lehrern und eines Laufs kamen dem Vorhaben zuvor zu Gute. „Mit diesen Aktionen lernen die Schüler über den Tellerrand hinauszuschauen, das ist sehr wichtig“, fand Erika Sichelschmidt von „Menschen für Menschen“.

Neben ihr schauten sich auch Vertreter der Deutsch-Äthiopischen Gesellschaft, äthiopische Priester einer christlich-orthodoxen Gemeinde in Berlin Schöneberg sowie der äthiopische Botschaftsrat in Michendorf um. „Nach über 100 Jahren deutsch-äthiopischer Beziehungen ist es schön zu sehen, dass auch die kommenden Generationen fortfahren, sich damit auseinanderzusetzen“, sagte der Botschaftsrat Tsehaye Woldegebriel.

Die Wolkenberg-Gymnasiasten waren von der gelungenen Abwechslung vom Schulalltag begeistert wie ihre Besucher. „Mit diesem Projekttag tragen wir dazu bei, dass die Jungs und Mädchen von ihrer Europa- und Amerikafixiertheit abkommen und auch den afrikanischen Kontinent wertschätzen“, sagt Anne Noack. Das Rösten von Kaffeebohnen und das Erlernen rhythmischer Trommelmusik waren dabei erst der Anfang.

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