Potsdam-Mittelmark: Im Zweifel für die Kinder
Schwielowsees Gemeindevertreter stimmen für Küchenneubau in Geltow
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Schwielowsee · Geltow - Die Gemeindevertreter am Schwielowsee haben es sich auf ihrer Sitzung am Mittwochabend nicht leicht gemacht mit ihrem „Ja“ zur geplanten Küche für die Kita- und Schulspeisung in Geltow. 160 000 Euro sollen dafür im kommenden Jahr ausgegeben werden, auf knapp 30 000 Euro werden die Kosten für die jährliche Unterhaltung beziffert. Nötig wird die Küche durch den für das kommende Jahr geplanten Umzug der Geltower Kita vom Franzensberg in die Hauffstraße 33. Von hier aus sollen nun auch Schule und Krippe, also insgesamt 180 bis 200 Kinder, bekocht werden. Für Bedenken sorgte jedoch die Tatsache, dass bereits jetzt feststeht, dass die Ausgaben im Verwaltungshaushalt in jedem Jahr höher als die Einnahmen sein werden.
Erich Vad (CDU) erklärte seine Entscheidung mit persönlichen Gründen: „Ich bin Vater und kann daher nicht dagegen stimmen.“ Bereits im Vorfeld stand neben der Küche für eine Vollversorgung auch die Variante einer Mittagsversorgung durch eine Cateringfirma zur Diskussion. Dafür hätte man eine so genannte Austeilküche installieren müssen. Dies hätte 48 000 Euro weniger gekostet.
Die Argumente für eine Vollküche hatte noch einmal die Leiterin der Geltower Kita, Carola Kuhl, genannt. So könne nur dadurch auf spezielle Bedürfnisse der Kinder bedingt durch Allergien, Magen-Darm-Krankheiten oder auch Religion eingegangen werden. „Außerdem werden Arbeitsplätze gesichert. Und schließlich können die Kinder vor Ort sehen, wie das Essen zubereitet wird, dabei lernen und auch selbst kochen.“ Auch hätten sich 90 Prozent der Eltern für die Küche ausgesprochen.
Kuhls Argument, dass auch Caputh und Geltow eigene Küchen haben, wollte CDU-Chef Vad aber nicht gelten lassen. „Von dieser Einstellung wollen wir weg, wir sind schließlich eine Gemeinde“, sagte er. Besonders kritisch betrachtete Christian Lahr-Eigen (FDP) die Konsequenzen des Neubaus. „Wir können nicht regelmäßig die Weichen für kostenintensive Projekte stellen. Seit 16 Jahren wird so das Vermögen der Gemeinde ausgeben“, betonte Lahr-Eigen. Dass nur an dem Ort, wo gekocht wird, auch die Qualität des Essens festgemacht werden könne, bezweifelte er. So werde die Caputher Grundschule durch einen Zulieferer versorgt und trotzdem würden die Zahlen der Essensteilnehmer steigen.
Die finanziellen Bedenken teilte auch sein Fraktionskollege Heiko Hüller. „Wir geben im Verwaltungshaushalt immer mehr aus – zu Lasten der Investitionen“, sagte Hüller. Er forderte als Konsequenz, dass die Gemeinde auch die Essengeldbeiträge erhöhen darf. Doch selbst wenn die Eltern bereit wären, mehr Geld auszugeben: Laut Landes-Kita-Gesetz dürfen die Kommunen nicht mehr als 1,50 Euro pro Mahlzeit berechnen. Die Personalkosten muss die Gemeinde allein tragen. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) hatte bereits mehrmals eine Novellierung gefordert.
„Wir leben auf großem Fuß“, erklärte Thomas Hartmann (SPD). Er stimme der Vollküche zu, weil die jährlichen Mehrausgaben Personalkosten sind und auf diesem Wege zwei Arbeitsplätze erhalten blieben. Es sei schwer, bei dieser Entscheidung objektive Argumente zu finden, räumte Capuths Ortsbürgermeister Holger Teichmann (FDP) ein. „Die Emotionen spielen hier eine große Rolle“, sagte er. Und Geltows Ortsbürgermeister Heinz Ofcsarik brachte auf den Punkt, was fast alle Gemeindevertreter bewegte: „Es geht hier um unsere Kinder – und die sind mir das wert.“ Thomas Lähns
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